Wie Bautzener Bäcker mit den gestiegenen Kosten kämpfen

Bautzen. Alles wird teurer - die Lebensmittel im Supermarkt, das Benzin fürs Auto, selbst das Brötchen vom Bäcker nebenan. Um den Brot- und Kuchenhunger der Bautzener kümmern sich in der Stadt laut der Bäckerinnung sieben Bäckereien, die meist mehrere Filialen betreiben. Im gesamten Landkreis Bautzen gab es im Juni 2022 insgesamt 109 Bäckereien, davon acht Pfefferküchler, die ebenfalls ein eingetragenes Handwerk sind.
Aufgrund der gestiegenen Kosten in mehreren Bereichen haben nun auch die Bäcker reagiert und die Preise für ihre Backwaren erhöht. Bleiben ihnen die Bautzener dennoch treu? Sächsische.de hat mit den Bäckern Volker Knobloch und Roland Jeremias gesprochen.
Welche Kosten sind für die Bäcker gestiegen?
Verteuert haben sich zum einen die Rohstoffpreise - und zwar die gesamte Produktpalette. "Der Mehlpreis hat sich fast verdoppelt", sagt Roland Jeremias. Der Bäcker betreibt in und um Bautzen neben dem Stammsitz in Großdubrau drei weitere Filialen. Für nahezu alle Backwaren benötigt er Mehl. "Die Zulieferer haben die Preise stark angehoben. Da gibt es für uns Bäcker keine Alternativen", sagt er.
Hinzu kommen die Energiekosten, bei denen im Herbst und Winter mit Preisexplosionen zu rechnen ist. "Wir haben bisher noch einen günstigen Gas-Vertrag. Das wird sich jedoch ändern", so Jeremias. In der Backstube betreibt er einen Gas-Ofen, kalkuliert jetzt schon mit erheblichen Preissteigerungen. Doch auch andere Geräte wie ein Industriegeschirrspüler "fressen Strom ohne Ende".
Bäcker Volker Knobloch macht vor allem die Verteuerung beim Heizöl für den Ofen zu schaffen. Er rechnet vor: Im Juni 2021 hat er noch 50 Cent pro Liter bezahlt, ein Jahr später sind es schon 1,56 Euro. Das ist eine Verteuerung von über 200 Prozent. Der Bäcker mit Stammsitz in Oberförstchen bei Göda betreibt drei Filialen in und um Bautzen und ein Backwaren-Mobil auf Rädern, das derzeit für 500 Euro mehr Benzin schluckt.
Volker Knobloch macht sich Sorgen, dass es im Zuge des Ukraine-Krieges zu Gasengpässen und damit auch zu Lieferengpässen kommt. "Das sind ja alles Umstände, auf die wir keinen Einfluss haben, aber mit denen wir dann arbeiten müssen", sagt er.
Wie wirken sich die höheren Kosten für die Kunden aus?
Im April sah sich Volker Knobloch zum ersten Mal gezwungen, die Preise für die Backwaren zu erhöhen. Seine Brötchen seien dann im Schnitt fünf Cent teurer geworden, die Brote 20 Cent. "Wir achten darauf, dass die Backwaren für den Kunden bezahlbar bleiben", sagt er. Jetzt steht aber eine weitere Erhöhung ins Haus, und auch eine dritte kann der Bäcker nicht ausschließen.
Auch Roland Jeremias sagt, er versuche, die Preise für Mischbrot und Semmeln zu halten, so gut es geht. "Wir mussten die Preise auch erhöhen, aber das kann man ja nicht ins Unermessliche treiben, sonst bleiben die Kunden aus", sagt er.
Wie reagieren die Kunden auf die Preiserhöhung?
"Die Kunden zeigen Verständnis. Immerhin wird alles teurer, das spüren sie ja selbst", sagt Roland Jeremias. Er bemerke jedoch auch eine gewisse Zurückhaltung - vor allem bei Konditorei-Produkten. "Torten sind sozusagen das Luxusgut, worauf die Kunden dann verzichten." Der Verkauf von Brot und Brötchen jedoch bleibe stabil.
Die Zurückhaltung spürt auch Volker Knobloch. Aber das könne auch an der Ferienzeit liegen, sagt er. Dass die Kunden jedoch im Schnitt weniger kaufen, ist ihm schon aufgefallen. "Die Kunden haben ein anderes Bewusstsein entwickelt. Die Backwaren sind an Wertigkeit gestiegen", sagt er. Grund dafür sei vor allem die Corona-Pandemie, in der viele Kunden das Vertrauen zu "ihrem" Bäcker aufgebaut hätten.
Wo können die Bäcker bei der Produktion sparen?
Für die Bäcker gestaltet es sich schwierig, bei den Rohstoff- und Energiepreisen gegenzusteuern. In den Backstuben kann oftmals nur auf kleiner Ebene gespart werden.
"Wir versuchen, bei Ladenschluss so wenig wie möglich wegzuwerfen", sagt Knobloch. Doch an den Produkten, da sind sich beide Bäcker einig, solle nicht gespart werden. "Wir arbeiten mit hochwertigen Bio-Mehlen aus der Rätze-Mühle, die könnten wir nicht einfach durch ein billigeres Mehl ersetzen", sagt Volker Knobloch.
Bäcker Jeremias will nun umdenken, er bemühe sich derzeit um einen Elektro-Ofen. "Der jetzige Ofen ist noch nicht so alt, aber aufgrund der Gas-Situation muss ich mir etwas überlegen", sagt er. "Es sind sehr unsichere Zeiten. Man weiß nicht, was morgen kommt."
So denkt er auch darüber nach, an anderer Stelle Kosten zu sparen. "Im Zweifel muss ich meine Arbeitskräfte reduzieren. Das ist nicht schön, aber ich kann es nicht ändern", sagt Jeremias. So könnte es dazu kommen, dass der Lehrling, den er drei Jahre ausgebildet hat, nicht übernommen werden kann. In Zeiten, in denen alle Betriebe händeringend nach Fachkräften suchen, sei das schmerzlich.