So viel verdienen die Menschen im Kreis Bautzen
Bautzen. Bei der Bahn, bei Bautz’ner Senf, bei der Lausitzer Früchteverarbeitung in Sohland, in Pflegeeinrichtungen, bei Busunternehmen: Auch im Landkreis Bautzen ist in den vergangenen Jahren immer wieder für mehr Einkommen gestreikt worden. Nicht selten stand dabei die Forderung im Raum: „Wir wollen, dass unser Lohn an den im Westen Deutschlands angeglichen wird!“ Auch bei dem Streik bei Bautz’ner im vorletzten Jahr war das so.
Aber was verdienen Bewohner des Landkreises Bautzen denn eigentlich im Schnitt? Und wie stehen die Gehälter in der Region im Vergleich zu denen in anderen sächsischen Landkreisen – und vor allem im Vergleich zum Westen Deutschlands da? Das zeigt ein Blick in den Gehaltsreport, den das Internetportal Gehalt.de und die Online-Jobbörse Stepstone jetzt herausgegeben haben.
Was ist die Datenbasis des Reports?
In den Report haben Stepstone und Gehalt.de die Daten beider Portale einfließen lassen. Etwa 600.000 Gehaltsdaten aus den letzten zwölf Monaten wurden dabei deutschlandweit berücksichtigt, heißt es in dem Bericht.
Wie hoch ist das Einkommen im Kreis Bautzen?
Dem Gehaltsreport zufolge liegt das Brutto-Median-Gehalt im Landkreis Bautzen bei 32.864 Euro im Jahr. Der Median ist dabei nicht der errechnete Durchschnitt, sondern genau der Wert, der – wenn alle einbezogenen Werte der Größe nach sortiert aneinandergereiht würden – in der Mitte läge. Ein Gehalt von 32.864 Euro brutto im Jahr bedeutet monatlich 2.739 Euro.
Wo steht der Landkreis im sachsenweiten Vergleich?
Mit seinem Median-Gehalt landet der Landkreis Bautzen auf Platz acht von 13 im gesamtsächsischen Vergleich. Am besten verdienen die Menschen dem Report zufolge in der Stadt Dresden; hier liegt das Median-Jahres-Bruttogehalt bei 38.056 Euro. Dicht gefolgt von Leipzig, wo der Wert bei 37.440 Euro liegt. Auf Platz drei folgt Chemnitz mit einem Median-Gehalt von 36.859 Euro.
Am wenigsten in Sachsen verdienen dem Gehaltsreport zufolge die Bewohner des Landkreises Sächsische Schweiz, dort liegt der Median bei 31.200 Euro. Auch der Landkreis Leipzig schafft die 32.000er Schwelle nicht. Dort liegt das Median-Gehalt bei 31.661 Euro.
Bautzens Nachbarlandkreis Görlitz steht ebenfalls schlechter da als Bautzen. Mit einem Median-Gehalt von 32.021 Euro landet der Kreis auf Platz elf.
Was sind die Gründe für diese Entwicklung?
Die Bundesagentur für Arbeit verfügt nur über Angaben zu den Brutto-Mediangehältern aus dem Jahr 2020. Die neuen Zahlen, die der Stepstone-Gehaltsreport nennt, liegen höher als die der Bundesagentur. Dennoch deckt sich die Rangfolge der Verdienste in den Landkreisen in etwa. Auch der Erhebung der Arbeitsagentur zufolge landen die kreisfreien Städte auf den ersten drei Plätzen, Bautzen steht in dieser Statistik auf Platz neun.
Wieso die Bewohner der drei sächsischen Großstädte im Schnitt mehr verdienen als jene im ländlichen Raum, dafür gibt es aus Sicht der Bundesagentur für Arbeit eine einfache Erklärung. „Grundsätzlich gilt: Je höher die Qualifikation ist, desto höher sind die Verdienstmöglichkeiten“, erklärt Pressesprecherin Corina Franke.
„Die Unternehmen im Landkreis Bautzen beschäftigen weniger Menschen mit einem akademischen Abschluss als in den Städten Dresden, Chemnitz und Leipzig.“ Im Landkreis Bautzen sei jeder vierte sozialversicherungspflichtig Beschäftigte Spezialist – in Dresden, Leipzig und Chemnitz sei es jeder dritte. Außerdem spielen die unterschiedlichen Wirtschafts- und Betriebsgrößenstrukturen eine Rolle, berichtet Corina Franke.
Wie steht der Landkreis im Deutschland-Vergleich da?
Angesichts dessen sorgt es nicht für große Überraschungen: Das Median-Gehalt im Kreis Bautzen liegt weit abgeschlagen unter dem bundesweiten Durchschnitt. So beträgt das Median-Gehalt auf Bundesebene 44.074 Euro. Am meisten verdienen die Bewohner von Frankfurt am Main, dort liegt der Median bei 54.080 Euro.
Auch der Gehaltsreport beschäftigt sich mit dem West-Ost-Gefälle. Demzufolge liegt das Median-Gehalt für alle Beschäftigten in Westdeutschland bei 45.292 Euro. Der Wert für alle Beschäftigten in Sachsen, Thüringen, Sachsen-Anhalt, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern hingegen liegt nur bei 35.416 Euro. Das ist eine Differenz von 22 Prozent.
Warum gibt es noch immer so ein West-Ost-Lohngefälle?
Auch das West-Ost-Lohngefälle führt die Bundesagentur für Arbeit unter anderem auf die Wirtschafts- und Betriebsgrößenstrukturen zurück. „Zum Beispiel sind große Betriebe oft tarifgebunden – meist mit höheren Löhnen“, erklärt Corina Franke. Außerdem seien Konzernsitze und Abteilungen für Forschung und Entwicklung im Osten weniger präsent als in westlichen Regionen.