Kreis Bautzen: Viele Grippe-Fälle außerhalb der Saison

Bautzen. Im Landkreis Bautzen hat es in diesem Jahr bislang mehr Grippefälle gegeben als üblich. Auffällig ist, dass sich die meisten Betroffenen erst nach der eigentlichen Grippesaison, die jeweils von Anfang Oktober bis Ende April dauert, angesteckt hatten.
Wie viele Grippe-Fälle bislang gezählt wurden, wie die Häufung der Fälle außerhalb der Saison zu erklären ist und was mit Blick auf die nächste Grippe-Saison ratsam ist, erklärt Sächsische.de im Überblick.
So viele Grippe-Fälle gab es 2022 bislang im Kreis Bautzen
Laut Landratsamt wurden im Landkreis Bautzen in diesem Jahr bis einschließlich Juli 387 Grippe-Fälle registriert. Während es noch im Januar gar keinen, im Februar einen und im März vier Fälle gab, stiegen die Zahlen danach deutlich an, also in einem Zeitraum, der eigentlich nicht als klassische Grippezeit gilt.
So wurden im April 44 Grippe-Fälle gezählt und im Mai mit 237 die meisten in einem Monat. Wie der Mai geht auch der Juni mit 93 Fällen als ungewöhnlich starker Grippemonat in die Statistik ein. Im Juli sanken die Zahlen dann deutlich, es wurden lediglich acht Fälle registriert.
Eine Umfrage von Sächsische.de unter Allgemeinärzten im Kreis Bautzen bestätigt: Aktuell tritt die Sommergrippe kaum auf. Derzeit dominierten vielmehr Corona-Infektionen.

Gestorben ist 2022 im Zusammenhang mit einer Grippeerkrankung im Kreis Bautzen bislang niemand.
Im gesamten Vorjahr wurden im Kreis Bautzen gerade mal acht Grippe-Erkrankte registriert. 2020 waren 1.512 Fälle gezählt worden, wobei sich 99 Prozent davon auf die klassischen Grippe-Monate Januar bis März verteilten.
Daran könnte die Häufung der Fälle im Frühjahr liegen
Das Bautzener Landratsamt vermutet, dass die Häufung der Fälle in diesem Jahr außerhalb der eigentlichen Grippe-Saison damit zu tun haben könnte, dass es seit dem Frühjahr weniger Corona-Schutzmaßnahmen gibt.
Das bestätigt das sächsische Sozialministerium. Die geringeren Corona-Schutzmaßnahmen hätten dazu geführt, dass auch andere Infektionserreger wie Grippeviren wieder stärker übertragen wurden. Zudem sei der Immunschutz der Bevölkerung nicht so stark gewesen, weil die Menschen zuletzt kaum mit dem Erreger in Kontakt gekommen seien.
Dazu komme, dass die Wirkung der Grippeschutzimpfungen vom Herbst wieder nachgelassen habe. „Ein Schutz besteht für maximal sechs bis zwölf Monate nach Impfung“, so das Sozialministerium. Gerade ältere und immunschwache Patienten seien also im Frühling und Sommer nicht mehr ausreichend geschützt.
Das Ministerium schätzt aber auch ein: Zwar „nahm die Influenza-Aktivität in der diesjährigen Saison deutlich zu. Verglichen mit den vorpandemischen Jahren befand sie sich insgesamt jedoch auf einem niedrigen Niveau.“
Das raten Landkreis und Sozialministerium für die neue Saison
Mit Blick auf die nächste Grippesaison empfiehlt das Landratsamt erneut eine Influenza-Impfung, und zwar ab Ende September. Vor allem für Personen mit chronischen Erkrankungen, mit Immunschwäche oder mit engem Kontakt zu vielen Menschen sei die Impfung ratsam.
Das Sozialministerium stimmt dem zu und rät, „die neuen, angepassten Impfstoffe, die im Herbst zur Verfügung stehen werden, abzuwarten“. Es werde empfohlen, sich ab Oktober bis Mitte Dezember impfen zu lassen, um rechtzeitig vor der jährlichen Influenza-Welle geschützt zu sein. Diese habe in Deutschland in den vergangenen Jahren meist nach der Jahreswende begonnen.
Das Ministerium befürchtet nach zwei Saisons mit extrem niedrigen Influenza-Erkrankungsfällen wieder eine deutlich höhere Krankheitslast. Zur Begründung heißt es, „dass sich die Bevölkerung lange nicht mit dem Erreger auseinandergesetzt hat“. Die Sächsische Impfkommission empfehle generell allen Kindern ab vollendetem sechsten Lebensmonat, Jugendlichen und Erwachsenen eine jährliche Influenza-Impfung.
Beraten und impfen lassen kann man sich bei Haus- und Kinderärzten sowie im Gesundheitsamt. Dieses hat laut Landratsamt bereits Grippe-Impfstoff bestellt.