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Kreis Bautzen: So viel kostet ein Platz im Pflegeheim

Heimbewohner müssen immer mehr zuzahlen. Woran das liegt, wie der Anteil in diesem Jahr gestiegen ist und wo weitere Steigerungen zu erwarten sind.

Von David Berndt
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Die Zuzahlungen für Bewohner von Pflegeheimen sind auch im Kreis Bautzen weiter gestiegen.
Die Zuzahlungen für Bewohner von Pflegeheimen sind auch im Kreis Bautzen weiter gestiegen. © Symbolbild/SZ/Uwe Soeder

Bautzen. Alles wird teurer: Kraftstoff, Energie, Lebensmittel - und auch der Platz im Pflegeheim. So müssen Bewohner in sächsischen Pflegeheimen im ersten Jahr derzeit im Durchschnitt 1.927 Euro pro Monat zuzahlen und damit 126 Euro mehr als im Vorjahr.

Durch die Pflegereform, die im Juni 2021 beschlossen wurde, sollen die Bewohner eigentlich entlastet werden, aber das gelingt nur bedingt. Was das für Heimbewohner im Kreis Bautzen bedeutet und wie viel sie für Plätze in Pflegeheimen zuzahlen müssen, erklärt Sächsische.de im Überblick.

So kommen die Preise für Pflegeheim-Plätze zustande

Den Pflegesatz pro Platz verhandelt jeder Heimbetreiber individuell mit den Pflegekassen, die allerdings nur einen Teil der Kosten bezahlen. Deshalb müssen Heimbewohner zuzahlen. In Sachsen ist die Zuzahlung seit Jahresbeginn im Durchschnitt um rund 100 Euro monatlich gestiegen.

In den Zuzahlungen sind „Kosten für Pflege, Unterkunft, Verpflegung, Investitionen und die Ausbildungsumlage“ enthalten, erklärt Olga Jabs, Sprecherin der Malteser Wohnen & Pflegen gGmbH. Sie betreibt im Landkreis Bautzen die Malteserstifte St. Monika in Kamenz, St. Hedwig in Bautzen und St. Adalbert in Wittichenau.

Durch die Pflegereform bekommen die Bewohner nun seit Jahresbeginn Zuschüsse. Bezuschusst wird der Eigenanteil, der für die reine Pflege zu zahlen ist. Dieser sinkt dadurch im ersten Jahr im Heim um fünf Prozent, im zweiten um 25 Prozent, im dritten um 45 Prozent, ab dem vierten Jahr um 70 Prozent.

Im Rahmen der Pflegereform wurde aber auch beschlossen, das ab September nur noch Heime zugelassen sind, die ihre Mitarbeiter nach Tarif bezahlen. Damit dürften die Kosten weiter steigen.

So viel müssen Bewohner im Kreis Bautzen zuzahlen

Wie die Ergebnisse einer Umfrage von Sächsische.de zeigen, unterscheiden sich die Zuzahlungen im Landkreis Bautzen um mehrere hundert Euro.

So müssen Bewohner in den Malteser-Stiften zwischen 1.700 und 1.900 Euro zuzahlen. In den beiden Häusern der Pflege- und Therapieeinrichtung Sohland liegt die monatliche Zuzahlung bei rund 2.400 Euro. Im Alten- und Pflegeheim Radeberg zahlen Bewohner rund 2.060 Euro zu.

Selbst bei verschiedenen Einrichtungen desselben Trägers gibt es unterschiedliche Beiträge, wie das Beispiel der Westlausitz Pflegeheim und Kurzzeitpflege (WLPK) zeigt. So liegt der Eigenanteil zurzeit in Pulsnitz bei 1.827 Euro, in Ohorn bei 1.930 Euro und in Elstra bei 2.128 Euro. Gleiches gilt für die Häuser der Oberlausitz Pflegeheim und Kurzzeitpflege (OLPK). Dort betragen die Zuzahlungen in Bischofswerda 1.905 Euro, in Neukirch/Lausitz 2.063 Euro und in Großdubrau 2.105 Euro.

Der Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) Dresden und Kamenz betreibt im Landkreis Bautzen die beiden Pflegeheime „Am Schlosspark“ in Königsbrück und „Am Schmelzteich“ in Bernsdorf. Die Zuzahlung liegt in Königsbrück bei 2.223,94 Euro und in Bernsdorf bei 2.268,05 Euro. Bei der Arbeiterwohlfahrt Lausitz (Awo) zahlen die Heimbewohner in den Häusern in Hoyerswerda und Lauta im Schnitt 2.350 Euro.

So sind die Zuzahlungen im Kreis 2022 bisher gestiegen

In den Heimen der Pflege- und Therapieeinrichtung Sohland ist die Zuzahlung laut Geschäftsführer Reiner Rogowski zum 1. Januar 2022 in Sohland um 25 Euro und in Taubenheim um 35 Euro gestiegen. Grund sei die veränderte Ausbildungsumlage. Allerdings hätten die Zuschüsse für die Bewohner eine spürbare Entlastung gebracht. Eine genaue Angabe dazu sei aber nicht möglich, weil das vom jeweiligen Pflegegrad und der Dauer der Unterbringung abhänge.

Zum 1. Juli gab es jedoch weitere Erhöhungen, nachdem die Pflegesätze verhandelt wurden. „In der Seniorenanlage Sohland Mitte sind dies 483 Euro pro Monat und im Seniorenhaus an der Spree in Taubenheim sind es 496 Euro“, sagt Reiner Rogowski.

Aufgrund der Tarifpflicht seien höhere Zuzahlungen nicht zu vermeiden gewesen. Dazu kämen höhere Preise für Lebensmittel, medizinischen Fachbedarf, aber auch Wasser, Strom und Gas. In diesem Jahr werde es aber voraussichtlich keine weitere Erhöhung der Zuzahlungen geben, so Rogowski.

Im Radeberger Alten- und Pflegeheim wird es ebenfalls keine weitere Erhöhung in diesem Jahr geben, erklärt Leiterin Carolin Proske. „Die Zuzahlung stieg dieses Jahr um circa 28 Prozent.“ Auch ASB-Sprecherin Klaudia Deuchert verneint weitere Erhöhungen in diesem Jahr. Zum 1. Januar waren die Zuzahlungen in Königsbrück um rund 100 Euro und in Bernsdorf um rund 165 Euro gestiegen.

In den Heimen der WLPK und OLPK haben sich die Zuzahlungen in diesem Jahr bislang um 20 bis 30 Euro verändert, erklärt Prokuristin Kerstin Mildner. Bei der Awo Lausitz hingegen ist die Höhe der Zuzahlungen um etwa 230 Euro gestiegen.

In diesen Heimen werden die Zuzahlungen 2022 noch steigen

In allen Einrichtungen der WLPK und der OLPK werden die Zuzahlungen zum 1. September weiter steigen. Für die meisten Heime stehe die Höhe aber noch nicht fest, da die Verhandlungen mit den Kassen noch laufen, sagt Kerstin Mildner. Für das Haus in Großdubrau gibt es aber bereits ein Ergebnis: „Dort steigt der Eigenanteil auf 2.474 Euro. Die Steigerung beträgt 370 Euro“, so die Prokuristin.

Bei den Malteser-Stiften stehen voraussichtlich noch 2022 Pflegesatz-Verhandlungen an, teilt Sprecherin Olga Jabs mit. „Die Verhandlungen sind aufgrund steigender Energie-, Lebensmittel- und Personalkosten notwendig.“