Bautzen. Immer mehr Menschen kommen an diesem Donnerstagabend durch die Tür des Bautzener Steinhauses. Vor der Bühne im Saal stehen Stühle in drei Halbkreisen. Hier versammeln sich die Sänger und bereiten sich vor. Es ist Chorprobe. In wenigen Wochen findet das Konzert des Steinhaus-Popchors statt. Die Vorbereitungen für das neunzigminütige Repertoire aus Rock, Pop und Soul laufen auf Hochtouren.

Ina Büttner leitet das junge Bautzener Ensemble. Aufgewachsen in einem musikalischen Elternhaus und mit einem Großvater, der bereits das Bundeswehrorchester leitete, betreut die Lehrerin zudem zwei Chöre und eine Band am Philipp-Melanchthon-Gymnasium Bautzen. „Selbst in einem Chor zu singen und später einen zu leiten war für mich irgendwie vorherbestimmt“, sagt Büttner.

Erste Schritte mit YouTube-Videos

Seit Februar 2022 findet der Popchor im Steinhaussaal in Präsenz statt. Damals kam Ina Büttner frisch aus dem Babyjahr mit ihrem dritten Kind und wollte sich einer neuen Herausforderung stellen. Doch wie so vielen zuvor kam auch ihr die Corona-Pandemie in die Quere. Die dreimalige Mutter startete zunächst mit YouTube-Videos, in denen sie sich als Chorleiterin vorstellte und ein paar kleine Übungen für Zuhause anleitete.

Ein Großteil der YouTube-Videos beinhaltet Übungen im Bereich Vocal Coaching. „Das sind intensive Aufwärmübungen vor dem Singen“, erklärt Ina Büttner. „Es geht auch um Stimmhygiene.“ Weitere Themen des Vocal Coachings sind das Einsingen, die optimale Vorbereitung auf ein Konzert sowie der Ausbau von Höhen und Tiefen. Auch in Präsenz werden jene Aufwärmübungen gemeinsam im Chor praktiziert, um alle optimal auf das Singen vorzubereiten.

Mehrgenerationenchor für seelisches Wohlbefinden

Inzwischen zählt der Steinhaus-Popchor fast 30 Mitglieder. Ina Büttner selbst beschreibt ihren Chor als Mehrgenerationenchor. Das jüngste Chormitglied ist 17 Jahre, die älteste Sänger ist 59 Jahre alt. „Unser Chor wächst ständig. Nach jedem Auftritt kommen Leute zum Schnuppern“, sagt Chormitglied Petra Gude. Viele der Mitglieder sind zwischen 35 und 45 Jahre alt. Die Leiterin erklärt sich das so: „Viele kommen, wenn die Kinder aus dem Gröbsten raus sind. Jetzt können sie Projekte verwirklichen, von denen sie schon lange geträumt haben. Sie können etwas für sich tun.“

Um Mitglied des Popchors zu werden, sind laut Büttner keine Vorkenntnisse nötig. „Es geht vielmehr darum Spaß zu haben“. Als Chorleitern möchte Büttner eine Auszeit für die Menschen schaffen. „Hier soll man sich fallen lassen können, auch seelisch“, sagt Büttner. „Es hat etwas Familiäres hier zu sein. Ich wurde sehr gut aufgenommen“, bestätigt Marcel Bulling, Chormitglied seit August 2022. Auch Petra Gude ist nach ihrem Umzug nach Bautzen im Popchor gelandet, um Anschluss zu finden. Inzwischen ist sie „Chor-Mutti“ und singt nicht mehr nur unter der Dusche. „Ina hat mir innerhalb von zwei Terminen die Stimme geöffnet und ein paar Wochen später stand ich schon auf der Bühne“, sagt Gude.

Teamwork ist das A und O

Beim Popchor haben die Sänger die Möglichkeit, auf einer großen Bühne zu stehen, technisch professionell eingestellt zu werden und Veranstaltungen auf der Bühne zu realisieren. So auch Katrin Kirste. Kirste geht gemeinsam mit ihrer Tochter Lina Marie Schneider zum Popchor. „Ich bin stolz auf meine Tochter, weil sie auch ein paar Soloparts singt, was ich im Moment noch nicht machen würde. Da kann ich mir ein Beispiel an ihr nehmen. Ansonsten finde ich das Singen ein schönes, gemeinsames Hobby.“

Mit einer wachsenden Zahl der Chormitglieder und der zunehmenden Bekanntheit des Popchors, nimmt auch die Anzahl an Entscheidungen zu. Ina Büttner hat sich deshalb ein Team aus je zwei Männern und Frauen aus dem Chor zusammengestellt, die ihr beim Treffen von Entscheidungen unter die Arme greifen sollen. „Wir sind ein totaler Kompetenzhaufen“, sagt Büttner. „Wir haben unsere Moderatorin Petra, die da ihre ganz große Leidenschaft entdeckt hat und wir haben Marcel als unseren Organisations- und Finanzchef, auf den man sich zu 100 Prozent verlassen kann.“

„Goldene Momente“ bei Popchorlaboration am 2. November

Der nächste Auftritt des Popchors findet am 2. November im Steinhaus Bautzen statt. Über 70 Sängerinnen und Sänger zwischen 10 bis 59 Jahren werden sich an diesem Tag auf der Bühne tummeln. „Damit einher geht auch eine Varianz an Stimmklängen. Von der Kinder- oder Jugendstimme bis zur voll erwachsenen Stimme ist alles dabei“, sagt Ina Büttner.

Bei der Frage, was die Besucher des Konzerts in zwei Wochen erwarten können, gab es verschiedene Antworten: „ein Spektakel aus Klang, Licht und Varianz“ und „goldene Momente“. „Ein Mix aus Gänsehautmomenten, aber auch lustigen und mitreißenden Programmpunkten“, verrät Petra Gude. Julia Engel, Chormitglied der ersten Stunde, sagt dazu: „Wir werden das Publikum überraschen.“

Der Popchor lädt ein für den 2. November zum Konzert ins Steinhaus, Einlass ab 17.30 Uhr, Beginn 18.30 Uhr, Eintritt 6 Euro; Chorinteressierte können sich anmelden unter [email protected].