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Taubenheim bekommt die 50. Sonnenuhr

Grafiker Peter Domschke entwirft seit vielen Jahren die speziellen Zeitmesser. Was seine Modelle so besonders macht und wo das neuste hängen wird.

Von Bettina Spiekert
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Grafiker Peter Domschke mit der Vorlage für die 50. Sonnenuhr, die in wenigen Tagen im Sonnenuhrendorf Taubenheim angebracht wird.
Grafiker Peter Domschke mit der Vorlage für die 50. Sonnenuhr, die in wenigen Tagen im Sonnenuhrendorf Taubenheim angebracht wird. © Steffen Unger

Taubenheim. Viele sind eckig, manche rund und einige sogar an Häuserecken angebracht. Die meisten sind bunt, und viele von ihnen erzählen eine Geschichte. Sie alle aber haben eine Gemeinsamkeit: Sie funktionieren nur, wenn Sonne scheint. Auf Schritt und Tritt findet der aufmerksame Beobachter in Taubenheim diese Art von Zeitmessern. Und demnächst wird in dem Sohlander Ortsteil das 50. Exemplar angebracht. Ersonnen hat das neue Modell wieder Peter Domschke, der 2010 ganz offiziell zum Sonnenuhrenbeauftragen der Gemeinde ernannt wurde.

Die neueste Sonnenuhr wird ganz in der Nähe des 49. Exemplars zu finden sein. Das hängt auch erst seit wenigen Wochen am Rulle-Häuschen. Das kleine Holzhaus direkt am Bahnhof Taubenheim beherbergt eine historische Wäschemangel und einige Raritäten rund ums Wäschewaschen vergangener Zeiten. Gebaut hat das Haus der Taubenheimer Dorfclub mit viel Unterstützung von Einwohnern.

„Als das Haus noch gar nicht fertig war, kam schon die Anfrage, ob ich dafür auch eine Sonnenuhr entwerfen kann“, sagt Peter Domschke. Der 82-Jährige ist Grafiker im Unruhestand und hat schon mehr als ein Dutzend der speziellen Zeitmesser in Taubenheim entworfen.

Neueste Sonnenuhr ist auch die größte

Das Jubiläumsexemplar bekommt nun seinen Platz ein paar Meter weiter. Steffen Knötig, Geschäftsführer der Firma Akkusolar Taubenheim, hat sich die Sonnenuhr für das neue Café Tippl gewünscht. Das erst im Juli eröffnete Geschäft, in dem es neben Backwaren auch einen keinen Imbiss gibt, ist in den Räumen des ehemaligen Bahnhofs entstanden. Passend dazu hat Domschke die Sonnenuhr entworfen.

Zu sehen sein wird darauf nicht nur eine Grafik vom Bahnhof Taubenheim, die vom Löbauer Grafiker Erik Mittasch stammt. Auch das Lied vom Kleinen Bahnl und ein altes Postkartenmotiv des Gebäudes sind abgebildet. Dass all dies auf der Sonnenuhr gezeigt werden kann, ist der Größe des neuen Exemplars zu verdanken. Mit Maßen von 1,50 Meter mal 93 Zentimeter ist es die größte Sonnenuhr, die der Grafiker bislang entworfen hat.

Doch der Schaffensprozess ist bei jedem neuen Exemplar der Gleiche. „Ehe ich nicht die passende Idee dazu habe, kann ich ganz schlecht schlafen“, sagt der Taubenheimer. Denn jede Uhr soll möglichst grafisch ein Unikat werden und im besten Fall auch etwas mit dem Ort zu tun haben, an dem sie hängt.

Sobald der richtige Gedanke Fuß gefasst hat, macht sich der 82-Jährige an die grafische Umsetzung. Während sein Vorgänger Martin Hölzel, der Sonnenuhrenvater von Taubenheim, seine Exemplare mit Farbe und Pinsel geschaffen hat, kommt bei Peter Domschke hochmoderne Technik zum Einsatz.

Cleveres System für längere Haltbarkeit

Als er vor vielen Jahren begann, die in die Jahre gekommenen Uhren seines Vorgängers zu restaurieren, arbeitete er auch noch mit Farbe. Doch der Tüftler entwickelte eine eigene Methode, die aufwändige Nacharbeiten für die Zukunft unnötig macht. Dabei appliziert er die Sonnenuhrenmotive mit Hochleistungsfolien auf so genannte Dibond-Platten, das sind Aluminium-Verbundplatten, die leicht und trotzdem stabil sind.

Die Motive jeder Uhr hat Domschke vorher grafisch so umgewandelt, dass sie quasi beliebig vergrößert werden können. „Wenn die Sonnenuhr einmal beschädigt wird, kann ich sie jederzeit wiederherstellen, da sie als Datei auf meinem Computer abgelegt und damit reproduzierbar ist“, erklärt der Grafiker sein System.

Damit eine Sonnenuhr auch die exakte Zeit anzeigt, ist viel Vorarbeit nötig - und das Wissen darum, wo sie einmal angebracht wird. Dass es auch schiefgehen kann, zeigt das vom Maler Gerhard Richter entworfene Wandbild an der früheren Schule von Hagenwerder in Görlitz. Diese Sonnenuhr wurde für eine Südwand konzipiert, aber die Wand zeigt nach Osten.

Grafiker entwirft auch Sonnenuhren für andere Orte

Peter Domschke errechnet für jede Uhr mit einem selbst gefertigten Lochgnomon die genaue Stellung des Schattenstabes sowie der Sonnenlinien, also jener Striche, die mit einer Zahl versehen dann die genaue Zeit anzeigen können. „Der Schattenstab muss immer parallel zur Erdachse ausgerichtet sein“, sagt der Experte.

Sein Wissen rund um den Bau und die Berechnung von Sonnenuhren hat sich Peter Domschke über Jahre erarbeitet. Dabei kommt ihm sein Faible für die Astronomie zugute. Das ist auch in seinem Arbeitszimmer zu sehen, in dem großformatige Bilder fantastischer virtueller Welten hängen. Ein weiteres, so sagt der Taubenheimer stolz, hänge im Nasa-Hauptquartier in Washington.

Auch seine Sonnenuhren sind nicht nur in seinem Wohnort gefragt. Exemplare von Domschke zeigen auch in Frankreich oder Tschechien die Zeit an. So hat er, wenn in wenigen Tagen die 50. Sonnenuhr in Taubenheim angebracht wird, bereits das nächste Exemplar in Arbeit.