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Bester Klub der Welt kommt aus Sachsen

Der SC DHfK Leipzig feiert große internationale Erfolge bei Olympischen Spielen, seinen 65. Geburtstag und inzwischen vor allem eine Abteilung.

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Ruder-Olympiasiegerin Annekatrin Thiele gehört zur neuen Generation des erfolgreichen Vereins.
Ruder-Olympiasiegerin Annekatrin Thiele gehört zur neuen Generation des erfolgreichen Vereins. © dpa/Helmut Fohringer

Leipzig. Die große Geburtstagsparty mit gut 3.500 Menschen stieg bereits einige Tage vor dem Jubiläum. Schon am Sonntag feierte der SC DHfK Leipzig seinen 65. Geburtstag beim Handball-Bundesligaspiel gegen Göppingen. "Das war für uns die perfekte Bühne. Da kann man ruhig etwas eher feiern", sagt Klubboss Bernd Merbitz. Am Freitag lässt man es beim erfolgreichsten Verein der Welt eher ruhig angehen.

Natürlich ist die Geschichte des am 20. September 1954 gegründeten Sportclubs der Deutschen Hochschule für Körperkultur auch mit dem Dopingsystem der Deutschen Demokratischen Republik verbunden. Die DHfK galt als Keimzelle des DDR-Sportwunders. In Leipzig wurden Athleten und Experten ausgebildet, die dazu beitrugen, dass sich das Land zu einer führenden Sportnation der Welt entwickeln konnte. Viele Erfolge wurden durch chemischen Betrug erreicht. Bei anderen Siegen bleibt mindestens ein fader Beigeschmack.

Gustav-Adolf Schur (Mitte) lässt bei der Radweltmeisterschaft der Straßenamateure am 13. August 1960 auf dem Sachsenring bei Hohenstein-Ernstthal seinem Landsmann Bernhard Eckstein den Vortritt.
Gustav-Adolf Schur (Mitte) lässt bei der Radweltmeisterschaft der Straßenamateure am 13. August 1960 auf dem Sachsenring bei Hohenstein-Ernstthal seinem Landsmann Bernhard Eckstein den Vortritt. © dpa

Der Rennkanute Dieter Krause holte 1960 in Rom das erste Olympiagold für den SC DHfK im Kajakvierer. Im April 1969 fasste der Bundesvorstand des Deutschen Turn- und Sportbundes einen weitreichenden Beschluss: "Wir müssen die Orientierung geben, in den Sommersportarten immer zu den vier, fünf führenden Ländern zu gehören." Stars wie Radrennfahrer Gustav-Adolf Schur, Schwimmerin Kristin Otto und Leichtathletin Bärbel Wöckel gehörten dem Klub an. Bis zur Wende gewannen Aktive aus der Leipziger Kaderschmiede 93 Medaillen bei Sommer- und Winterspielen sowie mehr als 130 WM-Titel. 2015 gab das Rekordinstitut für Deutschland bekannt, das weltweit kein anderer Klub derart erfolgreich ist.

Der Verein leugnet seine Geschichte nicht. Doch er emanzipiert sich immer mehr davon. "Es werden endlich auch die Erfolge wahrgenommen und anerkannt, die nach der Wende erreicht wurden", sagt Merbitz. "Die Leute sehen, dass gute Arbeit gemacht wird. Es kommen Weltmeister und Olympiasieger raus."

Auch der zweifache Kugelstoß-Weltmeister David Storl startet inzwischen für den SC DHfK Leipzig.
Auch der zweifache Kugelstoß-Weltmeister David Storl startet inzwischen für den SC DHfK Leipzig. © dpa/Sören Stache

Zur neuen Generation gehören Ruderin Annekatrin Thiele, die 2016 in Rio de Janeiro Olympia-Gold im Doppelvierer holte, und Slalomkanute Peter Kretschmer, der 2018 den WM-Titel im Canadierzweier gewann. Auch der zweifache Kugelstoß-Weltmeister David Storl startet inzwischen für den SC DHfK.

Werbeträger Nummer eins bleiben die erstklassigen Handballer. Sie bekommen wertvolle Sendezeit im Fernsehen, sind wöchentlich Thema nach und vor Spieltagen. Mittlerweile kennt man ihr grün-weißes Logo, "obwohl das Wissen um diesen Verein außerhalb Leipzigs doch eher gering ist", sagt Karsten Günther.

Der Geschäftsführer fand mit seinen Handballern 2007 beim SC DHfK eine neue Heimat, "weil es eine ABM-Stelle, ein Bür und einen Fitnessraum gab". Er erinnert sich noch gut an die damalige Atmosphäre im Klub: "Da war wenig Selbstvertrauen. Der negative Stempel DDR und Hochleistungssport mit seinen Facetten nagte an den Leuten."

Plötzlich steht der Oberligist auf der Titelseite der Zeitung

Das änderte sich auch dank der Handballer. Denn plötzlich war der SC DHfK wieder ein Thema. Das erste Spiel vergisst der Manager nie: "Das war ein Pokalspiel gegen Lemgo, und am nächsten Tag waren wir als Oberligist, was im Handball Freizeitsport ist, plötzlich auf der Titelseite der Zeitung. Das gab es seit der Wende nicht."

Damals schürte es Neid, dass die Hobby-Handballer eine solche Plattform bekamen. Inzwischen spielt die Mannschaft in der Bundesliga und will sich in den nächsten Jahren für den Europapokal qualifizieren. Die Brücke zu den anderen Sportarten ist geschlagen. "Mittlerweile ist das ein richtig gutes Miteinander", sagt Günther. "Es gibt viele Sportler, die sich unabhängig vom Geld und Ruhm jeden Tag für ihren Traum quälen."

Über 6.500 Mitglieder zählt der Verein. Wirtschaftlich geht es ihm gut. Pläne liegen in der Schublade. Der Bundesstützpunkt Kanu soll ein neues Trainingsgebäude bekommen, die vom Sturm geschädigte Werferhalle endlich saniert werden und 2020 bei Olympia in Tokio der SC DHfK wieder im Blickpunkt stehen. "Unser Ziel ist es, dort sechs Medaillen zu holen", sagt Merbitz. Es wäre die Fortsetzung der Leipziger Erfolgsgeschichte. (dpa)