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Mittelsachsen: Für die Schulsozialarbeit fehlt Geld

In Mittelsachsen kümmern sich 45 Sozialarbeiter um die Schüler. Weitere Schulen hoffen auf eine solche Unterstützung. Aber sie brauchen noch Geduld.

Von Cathrin Reichelt
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Stephanie Schramm ist die neue Schulsozialarbeiterin der Peter-Apian-Oberschule Leisnig. Mit ihrer Einstellung endet eine lange Suche der Schule.
Stephanie Schramm ist die neue Schulsozialarbeiterin der Peter-Apian-Oberschule Leisnig. Mit ihrer Einstellung endet eine lange Suche der Schule. © Lutz Weidler

Mittelsachsen. Der Landeselternrat hat die unzureichende Schulsozialarbeit kritisiert und fordert dafür mehr Geld vom Freistaat. Das ist aber nicht das einzige Problem.

Eineinhalb Jahre hat die Peter-Apian-Oberschule in Leisnig gemeinsam mit der Stadtverwaltung um einen Schulsozialarbeiter gekämpft. „Vor sieben Jahren gab es noch ein Bewerbungs- und Auswahlverfahren“, sagt Schulleiterin Kristin Dorias-Thomas.

Jetzt habe die Stadt mehrfach mit Anzeigen und die Schule auf ihrer Internetseite auf die freie Stelle aufmerksam gemacht. Und es sei eher Zufall gewesen, dass Stephanie Schramm davon erfahren habe.

Seit Anfang Oktober ist die Geringswalderin die Schulsozialarbeiterin der Oberschule. Parallel studiert sie noch und ist deshalb nicht täglich in der Schule anzutreffen. „Aber wir sind froh, dass wir überhaupt wieder jemanden haben“, so Kristin Dorias-Thomas.

Denn eine solche neutrale Ansprechpartnerin, die bei vielfältigen Problemen auch die entsprechenden Unterstützungsmöglichkeiten kennt, sei „wichtig für die Seele der Kinder“.

Derzeit befinde sich Stephanie Schramm noch in der Kennenlernphase. In jeder Klasse halte sie eine Unterrichtsstunde, in der sie spielerisch sich und die Schulsozialarbeit vorstellt. Außerdem begleite sie Projekttage und gehe mit auf den Pausenhof, um den 320 Schülern zu zeigen: „Mit mir könnt ihr reden.“

Nur ein Drittel der Schulen versorgt

In der Region Döbeln arbeiten Schulsozialarbeiter an einem Gymnasium, einer Grundschule, fünf Ober- und zwei Förderschulen. Insgesamt kümmern sich im Landkreis Mittelsachsen 45 Schulsozialarbeiter an 39 Oberschulen, Schulen mit Förderschwerpunkten, Gymnasien und Grundschulen um die Schüler.

Die Kosten in Höhe von fast 2,6 Millionen Euro werden hauptsächlich durch den Freistaat getragen. Er steuert rund 2,4 Millionen Euro zu dem Gesamtbetrag bei. Die weiteren Gelder kommen vom Landkreis, den Schulträgern und den freien Trägern selbst.

Es liegen weitere Bedarfsmeldungen vor. Diese könnten aber im Rahmen der aktuell gültigen Förderrichtlinie des Freistaates Sachsen und des zur Verfügung stehenden Budgets nicht zur Förderung vorgeschlagen und auf den Weg gebracht werden, teilt die Pressestelle des Landratsamtes auf Nachfrage mit.

Immerhin gibt es im Landkreis insgesamt 73 Grundschulen, 29 Oberschulen, 14 Förderschulen, 13 Gymnasien sowie 13 berufliche Schulen und zwei Hochschulen.

Schulsozialarbeiter fungieren nicht nur als „Seelsorger“ für die Mädchen und Jungen. Sie machen auch viele Angebote zur Stärkung des Klassenzusammenhaltes und zur Teambildung. Die Jugendlichen werden darin sensibilisiert und gestärkt, gemeinsam Regeln des rücksichtsvollen und toleranten Umgangs miteinander zu erarbeiten und einzuhalten.

Dies sei laut der Leiterin des Referates Kindertagesbetreuung und Förderung Annett Voigtländer ein wesentlicher Schritt, um Ausgrenzung und Mobbing, Aggression und Ähnlichem bereits im Vorfeld entgegenzuwirken.

Individuelle Gespräche wichtig

„Die Arbeit der Fachkräfte mit den Klassenverbänden richtet sich immer am Bedarf und den Themen der jungen Menschen aus. So werden an den Schulen beispielsweise grundlegend wichtige Themen, wie Gewaltprävention, Suchtprävention oder die Stärkung der Medienkompetenz Mädchen und Jungen von den Schulsozialpädagogen aufgegriffen“, verdeutlicht die Referatsleiterin.

Ein Tätigkeitsschwerpunkt der Schulsozialarbeit sei das regelmäßige Angebot von Einzelberatung und Einzelfallhilfe. In vertraulichen individuellen Gesprächen erhalten Schüler bei den Schulsozialarbeitern Unterstützung bei jeglichen Fragen und Sorgen des schulischen Alltags und des Erwachsenwerdens.

In den Beratungen finden die jungen Menschen zunächst Entlastung durch die Gewissheit, jemandem ihr Problem anvertrauen zu können. Es werden gemeinsam Lösungen erarbeitet und bei Bedarf weitere Unterstützungsmöglichkeiten innerhalb der Familie, der Schule, des Freundeskreises und gegebenenfalls auch weiterer sozialer Dienste sowie Beratungsstellen eingebunden.

„In diesem Zusammenhang wird die Wirkung der Schulsozialarbeit über die Schule hinaus deutlich: Diese Fachkräfte sind Menschen, die die Unterstützungssysteme des Sozialraumes kennen, mit anderen Akteuren der sozialen Arbeit zusammenarbeiten und somit bei Bedarf weiterführende Unterstützung für junge Menschen aktivieren können“, so Annett Voigtländer.

Aber auch Eltern können die Beratung und Unterstützung der Schulsozialarbeiter in Anspruch nehmen. Von diesen erhalten sie Hilfe bei der Lösung der Probleme ihrer Kinder.