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Sie ist Bischofswerdas neue Notarin

Antje Marschall ist seit 1. August als unparteiische Beraterin im Dienst. Sie hat ein Bautzener Notariat übernommen - und führt es jetzt in Bischofswerda fort.

Von Miriam Schönbach
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Besiegelt: Mit der Siegelpresse prägt Antje Marschall das Amtssiegel des Notars in ein Dokument ein.
Besiegelt: Mit der Siegelpresse prägt Antje Marschall das Amtssiegel des Notars in ein Dokument ein. © Steffen Unger

Bischofswerda. Die Aufforderung wirkt Wunder: In großen Buchstaben steht auf einem Schild „Lächeln“ im Flur der alten Villa in der Süßmilchstraße 6 in Bischofswerda. Antje Marschall huscht daran vorbei zu ihrem Arbeitsplatz im neuen Domizil. „Das ist noch ein Überbleibsel der Zahnarztpraxis“, sagt die Notarin.

Seit 1. August arbeitet sie mit ihrem Team in den neuen Räumen. Zuvor befand sich das Notariat in Bautzen auf der Karl-Liebknecht-Straße 42. Von ihrer Amtsvorgängerin Ute Reimann hat Antje Marschall auch die Akten der Mandanten übernommen. Durch den Umzug nach Bischofswerda kann die Dresdnerin nun schneller mit Bahn oder Auto zur Arbeit pendeln.

Bevor es an den Schreibtisch geht, wirft sie aber erst noch einen Blick auf die Baustelle im Erdgeschoss. „Als Notar braucht man einfach nicht so viele Waschbecken wie ein Zahnarzt. Bis Ende des Jahres sollen hier unsere Büros entstehen, die oberen Räume dienen jetzt als Zwischenlösung und später mit wachsender Mitarbeiterzahl vielleicht als Erweiterung. Es geht nichts über einen guten Plan“, sagt die 45-Jährige. Derzeit beschäftigt sie zwei leitende Notarmitarbeiter und eine Notarfachangestellte in der Ausbildung.

Als Juristin bei einer Krankenkasse gearbeitet

Ihren Weg ins Notariat hat Antje Marschall vor gut drei Jahren begonnen. Dabei konnte sie sich zu Beginn ihrer beruflichen Laufbahn nicht vorstellen, als Mittler zwischen den Interessen verschiedener Parteien zu wirken und schließlich ihr Siegel unter Verträge zu setzen.

Sie entschließt sich nach dem Abitur für ein Jura-Studium, ein bisschen zufällig und auch, weil schon der Vater Rechtswissenschaftler ist. „Ich fand einfach die Vorstellung vom Richter und Anwalt spannend, als Verteidiger habe ich mich allerdings nie gesehen“, sagt sie. 1995 beginnt sie ihr erstes Semester, als sie ihr Studium 2002 beendet, sind die Arbeitsplätze in der sächsischen Justiz aber rar.

So heuert Antje Marschall als Juristin bei einer Krankenkasse an. Doch nach gut 20 Jahren in der Verwaltung packt sie der Ehrgeiz, nochmal eine neue Berufsrichtung auszuprobieren. 2018 beginnt sie mit dem Vorbereitungsdienst für den Notar-Assessor. Das ist die Voraussetzung für die spätere Ernennung zum Notar.

Vom Ehevertrag bis zur GmbH-Gründung

Laut Notarkammer Sachsen amtieren im Freistaat derzeit insgesamt 110 Notarinnen und Notare. Der Bedarf wird durch Sachsens Justizministerium ermittelt. Notare werden in Sachsen zur hauptberuflichen Amtsausübung auf Lebenszeit bestellt.

Aufgrund der Altersstruktur in Sachsen ist in den vergangenen Jahren Bewegung auf den Arbeitsmarkt gekommen. Antje Marschall schätzt, dass derzeit zwischen 20 und 30 Assessoren im Vorbereitungsdienst sind. Innerhalb dieser Zeit werden die Notar-Anwärter unterschiedlichen Notaren zugewiesen, um ihnen bei der Arbeit über die Schulter zu schauen. Im fortgeschrittenen Stadium übernehmen die Neulinge dann zum Beispiel schon Urlaubsvertretungen.

Antje Marschall war in der gut dreijährigen Ausbildung unter anderem in Döbeln, Dresden, Borna, Mittweida und letztlich in Bautzen bei Ute Reimann. Auf freiwerdende Notarstellen wie die ihre können sich dann frisch ausgebildete Assessoren bewerben.

An ihrer neuen Aufgabe reizt Antje Marschall die Vielfalt. „Es deckt verschiedenste Rechtsgebiete ab – Familienrecht mit Eheverträgen, Erbrecht unter anderem mit Schenkungen, Immobilienrecht und Grundstückskaufverträge oder auch Gesellschaftsrecht, wenn es um die Gründung einer GmbH geht“, sagt die Notarin.

Ein besonderer Schwerpunkt der notariellen Tätigkeit liege auf dem persönlichen Gespräch - den Willen der Beteiligten zu ermitteln, zuzuhören, zu erklären und rechtssicher zu dokumentieren. „Es geht darum, die Verträge letztlich so klar zu formulieren, dass der Anwalt im Streitfall nicht philosophieren muss“, sagt die Berufseinsteigerin.

Auch über musikalischen Berufsweg nachgedacht

Für Antje Marschall ist die Arbeit des Notars mehr als „langweiliges Vorlesen“, obwohl manche Verträge gern auch mal länger als eine Stunde Vorlesezeit beanspruchen. Ihre Erholung holt sich die Juristin zu Hause – vor allem bei der Musik.

Im Sinfonieorchester an der Auferstehungskirche in Dresden-Plauen spielt sie seit gut zehn Jahren Geige. Rund 60 Mitglieder treffen sich wöchentlich zu Proben. „Der Kopf ist dann ganz woanders. Das Musizieren ist ein guter Ausgleich“, sagt die Laienmusikerin, die auch über einen musikalischen Berufsweg nachgedacht hat.

Bereits seit der ersten Klasse spielt sie Violine. Viel lieber hätte sie damals sich ans Klavier gesetzt, aber freie Plätze gab es nur bei der Geige. Inzwischen liebt sie ihr Streichinstrument, aus Klassik und Romantik kommen ihre Lieblingskompositionen. Wunderbar spielen lassen sich aus ihrer Sicht Schumann, Bruckner, Bruck und Beethoven.

Anfang Dezember ist das Orchester wieder bei einem Auftritt in der Auferstehungskirche zu erleben. Bis dahin sind dann sicher auch schon die neuen Räume im Erdgeschoss des neuen Notariats in Bischofswerda bezogen.