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Der straffe Zeitplan des Weihnachtsmanns

Matthias Greth aus Bischofswerda beschert seit 25 Jahren Familien an Heiligabend. Das geht nur mit guter Planung. Deshalb hat er in diesem Jahr etwas Neues probiert.

Von Timotheus Eimert
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Weihnachtsmann Matthias Greth aus Bischofswerda besucht die fünfjährige Leni. Zu Heiligabend wird er bei 14 Familien zur Bescherung kommen.
Weihnachtsmann Matthias Greth aus Bischofswerda besucht die fünfjährige Leni. Zu Heiligabend wird er bei 14 Familien zur Bescherung kommen. © SZ/Uwe Soeder

Bischofswerda. Sehr schüchtern und mit großem Abstand beobachtet die fünfjährige Leni aus Bischofswerda den Weihnachtsmann, der vor wenigen Sekunden plötzlich an der Haustür geklingelt hat. Leni knitscht sich auf die Armlehne des Sessels, während der Weihnachtsmann ihr auf einem Stuhl gegenübersitzt. „Damit hast du jetzt sicherlich nicht gerechnet“, vermutet der Mann mit dem langen, weißen Bart und dem roten Mantel. „Ich muss in der Vorweihnachtszeit einige Kinder vorab besuchen, um zu schauen, wo ich an Heiligabend denn eigentlich die Geschenke hinbringen muss“, erklärt der Weihnachtsmann.

An diesem Dienstagnachmittag, drei Tage vor Heiligabend, besucht er Leni und ihren sechs Monate alten Bruder Niko. „Eigentlich habe ich die Rute mitgebracht, aber die brauche ich bei dir heute nicht“, sagt der Weihnachtsmann. „Dennoch bist du manchmal ganz schön wilde zum Niko, deinem Brüderchen. Da solltest du in Zukunft etwas vorsichtiger sein“, schimpft er dann doch etwas. Leni lässt die Hand ihrer Mama nicht mehr los, drückt sie fest an sich. Dass sich unter dem Kostüm des Weihnachtsmannes ihr geliebter Opa versteckt, erkennt sie nicht.

Seit 25 Jahren als Weihnachtsmann unterwegs

„Ich habe von dir einen sehr langen Wunschzettel erhalten“, sagt Matthias Greth. „Du wünschst dir ein Tablet, eine Kamera und ein Elsa-Kleid für deine Puppe. Es kann passieren, dass ich dir davon nicht alle Wünsche erfüllen kann.“ Leni hat auch noch einen Wunsch für ihren jüngeren Bruder aufgeschrieben: Schnullis. „Was sind denn Schnullis?“, fragt der Weihnachtsmann. „Schnuller“, antwortet Leni zögerlich.

Matthias Greth ist seit mehr als 25 Jahren Heiligabend als Weihnachtsmann im Landkreis Bautzen unterwegs. Der Betreiber der Bischofswerdaer Pension „Unter den Linden“ hat einst bei den eigenen Kindern angefangen. Später habe er sich dann beim Arbeitsamt als Weihnachtsmann gemeldet. „Heute rufen mich mittlerweile Eltern an, bei denen ich bereits, als sie klein waren, den Weihnachtsmann gespielt habe.“

Die Weitergabe dieser Tradition empfindet der Hobby-Weihnachtsmann als viel wichtiger als materielle Geschenke. „Der Advent und Weihnachten sind eine besondere Zeit. Und das den Kindern zu vermitteln, finde ich wichtig“, erklärt er. Doch die Wunschzettel der Kinder seien oft voll mit Bildern aus der Werbung.

Geheimer Wunsch nach einem kleinen Bruder

Umso überraschter sei er gewesen, als er am vierten Advent eine Familie besuchte und ein Achtjähriger dabei einen ganz besonderen Wunsch hatte. „Die Mutter hatte mir zugearbeitet, dass er sich noch einen kleinen Bruder wünscht. Dieser Wunsch stand aber nicht auf seinem Wunschzettel“, erzählt Matthias Greth. „Ich habe ihm ins Ohr geflüstert, was er sich außerdem noch wünscht. Da war er ziemlich überrascht, dass ich das wusste“, berichtet er schmunzelnd.

Solche Wünsche könne der Weihnachtsmann natürlich nicht erfüllen. „Aber die Eltern kannten diesen Wunsch schon länger und haben mir dann gesagt, dass sie noch daran basteln“, meint er mit einem Augenzwinkern. „Wenn ich im nächsten Jahr diese Familie wieder besuchen darf, und dann gibt es noch ein weiteres Kind, das wäre natürlich der Hammer. Der Weihnachtsmann könnte dann also doch solche Wünsche erfüllen“, überlegt er.

Die Stimme verrät oft, wer unterm Kostüm steckt

In der Adventszeit hat Matthias Greth in diesem Jahr erstmals Familien besucht. Außerdem wollte ein Junge mit ihm telefonieren. „Ich habe dann mehr Zeit“, erklärt er die Vorteile eines Besuches vor Weihnachten. „Ich kann mich länger mit den Kindern unterhalten, und sie können mir auch ein bisschen etwas aus ihrem Leben erzählen.“

Heiligabend besucht er in diesem Jahr insgesamt 14 Familien in Bischofswerda, Kamenz, Burkau, Demitz-Thumitz, Putzkau, Lauterbach und Großharthau. „Das folgt alles nach einem sehr straffen Zeitplan. 13.30 Uhr mache ich los und hoffe, 19.30 Uhr wieder zu Hause zu sein“, erläutert er.

Auch seine Enkeltochter und seinen Enkelsohn werde er am 24. Dezember wieder überraschen. „Ich hoffe sehr, dass sie mich dann nicht als ihren Opa erkennen“, sagt Greth. Beim kleinen Niko macht er sich da weniger Gedanken. „Leni ist dagegen schon ein sehr pfiffiges Mädchen. Bisher hat sie mich nicht erkannt, aber sie hat zu ihren Eltern schon gesagt, dass der Opa und der Weihnachtsmann eine ähnliche Stimme haben.“

Die Stimme sei oft der erste Grund, dass Kinder herausfinden, wer eigentlich unter dem Kostüm steckt. Matthias Greth hat sich deswegen eine Erklärung für Heiligabend überlegt. „Ich versuche es, über das Phänomen der Zwillinge zu erklären. Die sehen auch ähnlich aus. So ist es auch mit den Stimmen des Weihnachtsmannes und des Opas, die klingen ähnlich. Das sollte funktionieren“, ist er sich sicher.