"Gerade Gurken gibt es nur im Supermarkt"

Neukirch/Lausitz. Wenn Corina Cwolek in ihrem riesigen Garten an der Neukircher Ortsgrenze zu Putzkau steht, hat sie immer viel zu tun. Und das teilweise von früh bis in die späten Abendstunden. Denn sie bewirtschaftet nicht etwa einen bunten Blumengarten, sondern baut alle möglichen Sorten an Obst und Gemüse an.
Von Kartoffeln über Spargel, Rotkraut, Tomaten, Melonen, Blumenkohl, Mangold bis hin zu Porree ist alles auf dem Feld, an den Sträuchern und in den Gewächshäusern zu finden. Alles in Bio-Qualität und ohne chemische Hilfsmittel. "Beispielsweise bei der Erdbeerernte hatten wir richtig heiße Tage, wo wir uns mit dem Schwiegervater um fünf auf dem Feld getroffen haben", erzählt sie im Gespräch mit Sächsische.de.

Jede Unterstützung von Verwandten und Freunden kann sie gut gebrauchen, da die Arbeit ganz allein nicht zu bewältigen sei. Rund 2.500 Quadratmeter misst das Grundstück, auf dem neben der dreiköpfigen Familie auch unzählige Pflanzenarten eine schöne Heimat gefunden haben. Die Ernte wird aber nicht etwa an Supermärkte, sondern seit zwei Jahren vor Ort im eigenen Hofladen verkauft.
Angefangen als kleines Verkaufshäuschen ist das Geschäft mittlerweile mit ins Wohnhaus gezogen. Denn die Ernte wurde einfach immer mehr, und auch im Winter will Corina Cwolek frische Lebensmittel verkaufen. Da wurde es bei eisigem Wind im ungeschützten Häuschen einfach zu kalt.
Verkaufshäuschen wird zum Hühnerstall
Seitdem steht das kleine hölzerne Gebäude leer, in das schon bald wieder Leben einziehen soll. "Das alte Verkaufshäuschen wird zum Hühnerstall, richtig eingezäunt und ordentlich gedämmt, damit es den neuen Bewohnern dann an nichts fehlt", erzählt Cwolek. Zwar verkauft sie jetzt auch schon Eier, die müssen aber noch von einem anderen Hof geholt werden.
Bei - für Corina Cwolek verständlicherweise - immer weiter steigenden Preisen dafür möchte sie auch hier komplett unabhängig sein. Und einen positiven Nebeneffekt bringen die im kommenden Jahr einziehenden neuen Hofgäste auch mit. "Die ganzen Abfälle werden dann an die Hühner verfüttert", sagt die Neukircherin.
Erfolge beim Spargel, Probleme mit dem Fenchel
Aktuell sind Kaninchen die einzigen Nutztiere auf dem Grundstück an der Harthstraße 6, die beispielsweise gerne den geschossenen Kopfsalat verspeisen. Denn bei abwechselnd großer Hitze und starken Regenfällen kann es schnell passieren, dass manche Pflanzen nicht mehr für den Verkauf geeignet sind. Die meisten gelingen aber und landen im Hofladen.
Auf ein Gemüse, das in diesem Jahr erstmals bei Corina Cwolek wächst, ist sie besonders stolz: "Wir bieten in Neukirch die einzige Möglichkeit, wo man frischen Spargel direkt aus dem Ort herbekommt", freut sie sich. Schon in diesem Jahr sei eine beachtliche Ernte herausgekommen, 2022 soll die aber nochmal getoppt werden.
"Im nächsten Jahr erwartet uns die dreifache Menge", ist sie sich sicher. Da Spargel bis zu 15 Jahre lang wächst, wenn man sich richtig um ihn kümmert, habe man ihn auch in Zukunft im Angebot. Dass aber nicht alles auf Anhieb klappt, zeigt sich an anderer Stelle. Hier hat Corina Cwolek versucht, Fenchel anzubauen. "Fenchel zu säen, ist sehr schwierig, da müssen wir Glück haben, damit er kommt. Ein paar Pflanzen haben überlebt, aber bei weitem nicht alle", sagt sie. Das gehöre aber dazu und mache sie nicht traurig. Es gebe höchstens den Ansporn, es im kommenden Jahr besser zu machen.
Zusätzlicher Lagerraum wird geschaffen
Dass es von Jahr zu Jahr besser wird, zeigt neben der Qualität auch die Quantität. Denn gerade, wenn es Richtung Winter geht, fehlt so langsam der Platz zum Lagern der Ernte. "Jetzt wollen wir einen Erdkeller bauen, weil wir so viel Ernte haben, dass wir Anfang November gar nicht wissen, wohin damit", berichtet Corina Cwolek. Der soll mitten im Garten und neben dem Feld entstehen.

"Alleine, wenn ich heute sehe, wie viel Weiß- und Rotkraut in den nächsten Tagen abzuernten ist, müssen wir den Erdkeller noch dieses Jahr unbedingt bauen", betont sie. Dazu kommen später unter anderem noch Bohnen, Rosenkohl und Kartoffeln. Dort hat die Hobby-Gärtnerin in diesem Jahr erstmals auf eine ganz besondere Sorte gesetzt.
"Wir haben uns extra Biokartoffeln bestellt, die zwar teuer waren, aber ich denke, das wird sich lohnen. Den Tipp dafür habe ich von einem Kunden bekommen. Jetzt gibt’s je eine fest und eine mehlig kochende Sorte", sagt sie. Gerade stehe man kurz vor der Erntezeit, aber es sehe gut aus.
Weggeschmissen wird nichts, gar nichts. Egal, wie unüblich ein Blumenkohl oder eine Gurke auch aussehen mag. "Von 500 Gurken, die man selber anbaut, sieht jede anders aus. Beim Blumenkohl ist es genau das Gleiche", sagt Corina Cwolek und ist sich sicher: "Gerade Gurken gibt es nur im Supermarkt". Und genau das sei ein Problem.
Ebenso, dass es den meisten Bauern nur noch um hohe Erträge gehe, wodurch "sie auf immer mehr Chemie" setzen würden. "Gut, dass wir unabhängig davon sind und alles so gemacht haben, wie wir und das vorstellen", sagt sie. Diesen Weg möchte sie gemeinsam mit ihrem Mann Roberto genauso weitergehen.
