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Bürgermeister kassiert Lidl-Kunden ab

Für eine Benefizaktion setzte sich Bad Schandaus Stadtchef Thomas Kunack eine Stunde an die Kasse. Hier die Abrechnung.

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© Dirk Zschiedrich

Von Gunnar Klehm

Bad Schandau. Das war eine Gaudi. Permanent wurden die Smartphones gezückt und die Szene im Foto festgehalten, als Bad Schandaus Bürgermeister die Kundschaft im neu eröffneten Lidl-Markt abkassiert hat. Eine kurze Einweisung reichte, dann wurden am Donnerstagvormittag die Ärmel hochgekrempelt und Thomas Kunack zog an der Kasse Ware für Ware über den Scanner. Dazu hatte ihn Lidl eingeladen und damit motiviert, dass alles Geld, was er in der Stunde Arbeit an der Kasse einnimmt, an den Förderverein der Grundschule Bad Schandau fließt. Da willigte der Bürgermeister gern ein. Die Schule wünschte sich einen Beamer. „Mit 500 Euro sollte einer zu bekommen sein. Das hoffe ich doch, einspielen zu können“, sagte Kunack. Erfahrene Kassiererinnen schaffen im Schnitt 700 bis 800 Euro in der Stunde. Sind höherpreisige Artikel dabei, dann auch mehr.

Schnell bildete sich eine Schlange an Kasse 5. „Das war aber nicht, weil Herr Kunack zu langsam gewesen wäre, sondern weil alle von ihm abkassiert werden wollten“, sagt Marcel Zöllner. Der stellvertretende Filialleiter überwachte genau, was der Bürgermeister tat. Zwei Stornierungen gab es zwar, aber das sei bei Anfängern normal. Bei Lidl könnte Thomas Kunack sofort anfangen, wenn es mit dem Bürgermeisteramt nicht mehr so laufen sollte, hieß es danach. „Er hat die Kundschaft freundlich begrüßt und auch verabschiedet. So wie es sein soll, da brauchten wir gar nichts erklären“, sagt Marcel Zöllner. Am Ende kassierte Kunack etwas mehr als 500 Euro ein. Lidl stockte die Summe auf 600 Euro auf.

Der Spendenscheck wurde noch vor Ort übergeben. Ein Dutzend Schüler bedankte sich mit einem Ständchen vor dem neuen Markt und den geladenen Gästen, Kunden und Lidl-Mitarbeitern. Am Ende waren alle zufrieden.

Ein wichtiges Blatt Papier überbrachte der Handelsverband Sachsen. Geschäftsführer David Tobias übergab das Qualitätszeichen „Generationenfreundliches Einkaufen“. Das hat sich der neuste Typ einer Lidl-Filiale insbesondere damit verdient, dass er breitere Gänge hat, Produkte nicht so hoch stehen, alles leicht lesbar ausgeschildert ist, es eine behindertengerechte Kundentoilette und einen Wickeltisch gibt. „Wir sprechen da von hoher Aufenthaltsattraktivität“, sagt David Tobias. Das haben dann auch die Rentner Elfriede und Kurt Gottschalk wie zum Beweis bestätigt. „Die Großzügigkeit hier, das ist ja einmalig“, sagt der 82-Jährige aus Prossen. Sie wollen wieder dort einkaufen, auch wenn der Bürgermeister nicht mehr an der Kasse sitzt.