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Burg Mildenstein sieht Rot

Diese Farbe dominiert die Saisonausstellung 2019. In der geht es ums Löschwesen früher und heute – aber nicht nur.

Von Heike Heisig
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Heimatvereins-Vorstand Karla Fischer (links) und Museologin Claudia Fischer stehen stellvertretend für das Team von Geschichts- und Heimatverein sowie Burg Mildenstein, das die Saisonausstellung 2019 vorbereitet hat. Ab 31. März ist sie zu sehen.
Heimatvereins-Vorstand Karla Fischer (links) und Museologin Claudia Fischer stehen stellvertretend für das Team von Geschichts- und Heimatverein sowie Burg Mildenstein, das die Saisonausstellung 2019 vorbereitet hat. Ab 31. März ist sie zu sehen. © Dietmar Thomas

Leisnig. Unvorstellbar, wie Menschen im Mittelalter und auch in den folgenden Jahrzehnten ihr Hab und Gut zu schützen versuchten, wenn ein Feuer ausbrach. Vor Museologin Claudia Fischer liegen Hilfsmittel aus damaligen Zeiten: Ein Eimer, kaum größer als der zum Sandburgenbauen und eine Spritze, die eher einer Luftpumpe ähnelt und auch auf ähnliche Weise funktioniert hat. „Man kann sich gar nicht vorstellen, dass die Leute damit etwas ausrichten konnten“, sagt die Museologin.

Viel hatten die Leisniger den Flammen früher nicht entgegenzusetzen. Genau deshalb ist die Stadt mehrfach abgebrannt. Das letzte Mal 1803. Trotzdem dauerte es noch mehr als 60 Jahre, bis sich 1866 die Turnerfeuerwehr gründete. „Bis 1920 gab es eine Mitwirkungspflicht für die Bürger. Das war alles straff organisiert“, sagt Claudia Fischer. Vor allem ihre Kollegin Almut Zimmermann hat sich intensiv mit der Feuerwehrgeschichte Leisnigs auseinandergesetzt. Sie ist Kuratorin der Saisonausstellung 2019, die unter der Überschrift „Retten, bergen, löschen, schützen“ steht – dem Leitmotiv heutiger Feuerwehrleute.

Doch auch Mitglieder des Leisniger Geschichts- und Heimatvereins sind tief in die Feuerwehrgeschichte „eingetaucht“, haben in Archiven und Chroniken nach Ereignissen gesucht, die die Feuerwehrleute beschäftigt, sie vor Herausforderungen gestellt hat. Eine Aktuelle ist die Nachwuchsgewinnung. Deshalb spricht die Ausstellung genauso die Kinder an. Sie werden sich gewiss gern in ein kleines Holzfeuerwehrauto setzen und das Blaulicht anknipsen, während die Eltern sich die Dokumentationen anschauen. Auch in Einsatzkleidung dürfen die Mädchen und Jungen schlüpfen, Bilder ausmalen und Quizfragen beantworten. Ab und an bekommen sie Gelegenheit, sich im Hof beim Zielspritzen zu üben. Fachliche Anleitung könnte es dabei von Feuerwehrmann Steve Schroth geben, der seine Brötchen im Schlösserbetrieb verdient.

Von diesen Mitmachangeboten ist Karla Fischer vom Vorstand des Geschichts- und Heimatvereins begeistert. Sie und vier weitere Mitstreiter der Arbeitsgruppe Altstadt haben mit Burgarbeitern in ungefähr einem Jahr die Ausstellung konzipiert, jeder hat recherchiert. Jetzt fügen sich die Arbeiten der Einzelnen wie ein Puzzle zusammen.

Für Burgmitarbeiter und Heimatfreunde sei die Zusammenarbeit gleichermaßen eine Bereicherung gewesen, finden Claudia und Karla Fischer. Und es ist auch eine Premiere gewesen. Nach einem relativ engen Kontakt habe es eine Zeit lang Funkstille gegeben, wie es Karla Fischer formuliert. „Das wollten wir ändern“, sagt sie. Immerhin sei die Burg Mildenstein ein Aushängeschild für die Stadt und für Touristen wie Einheimische empfehlenswert. Viele Leisniger wüssten gar nicht, wie die neu gestalteten Ausstellungen aussehen. Daher sei es Anliegen, Besucher für Mildenstein zu begeistern und für die Feuerwehr als wichtige Hilfsorganisation zu interessieren. „Wenn dadurch Interesse beim Nachwuchs geweckt wird, sich in der Feuerwehr zu engagieren, wäre das umso schöner“, finden Karla und Claudia Fischer.

Und irgendwie hat nicht nur das Recherche- und Ausstellungsteam gepasst, sondern auch die Konstellation insgesamt: „Wir konnten für die Ausstellung mal wieder Dinge aus unserem Magazin heraussuchen, die sonst nicht gezeigt werden“, so die Museologin. Einige Exponate stammen vom Altertums- und damit dem Vorgängerverein des derzeitigen Heimatvereins, der genau wie die Feuerwehr 1866 gegründet wurde. Dessen Sammlung an Gegenständen bildete einst den Grundstock des Museums der Burg Mildenstein. Hinzu kommen jetzt Exponate, die das Feuerwehrmuseum Grethen, Feuerwehren aus der Region, Einrichtungen oder Privatpersonen zur Verfügung gestellt haben. Aus der Kirche Tragnitz kommt zum Beispiel auch einer der gezeigten Löscheimer. Er hing bisher im Kirchturm und soll nach Ende der Ausstellung auch dorthin zurückkehren.

Ab 31. März können sich die Burgbesucher die Sonderausstellung in verschiedenen Räumen anschauen und die Mitmachangebote nutzen. Dass sie dann wirklich Rot sehen, ist Malermeister Manfred Hingst zu verdanken. Der Heimatfreund hat Holzwände rot gestrichen. Auf denen werden die Fakten aus der Feuerwehrgeschichte sozusagen ans rote Brett gepinnt.

Ausstellung „Retten, bergen, löschen, schützen“ vom 31. März bis 31. Oktober auf Burg Mildenstein.