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Auf einen Kaffee mit Shuri und Bruno - Katzencafé öffnet in Chemnitz

Wenn die Katze schnurrt, kommt auch der Mensch zur Ruhe. Ein Trend aus Asien fasst auch in Deutschland Fuß: Cafés mit Katzen. In Sachsen zieht nach Leipzig nun Chemnitz nach.

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Fransiska Müller, Inhaberin des ersten Katzencafés von Chemnitz, spielt mit Bruno (vorn) und Elfriede. Am 15. Februar eröffnet sie die Katzenlounge "Ciao Mau". Die Gäste können ihre Speisen und Getränke in Gesellschaft von sechs Katzen einnehmen.
Fransiska Müller, Inhaberin des ersten Katzencafés von Chemnitz, spielt mit Bruno (vorn) und Elfriede. Am 15. Februar eröffnet sie die Katzenlounge "Ciao Mau". Die Gäste können ihre Speisen und Getränke in Gesellschaft von sechs Katzen einnehmen. © Kristin Schmidt/dpa-Zentralbild/dpa

Chemnitz/Leipzig. Aus sicherer Entfernung lugt Kater Bruno mit seinen bernsteinfarbenen Augen hinterm Sofa hervor, während sich Katzendame Shuri schon erste Streicheleinheiten abholt. Seit gut einer Woche leben sie und vier weitere Samtpfoten in Chemnitz und sollen bald die Stars im ersten Katzencafé der Stadt werden. "Ich bin Katzenfanatikerin", erzählt Franziska Müller, die den ursprünglich aus Asien stammenden Trend in die Stadt holt. Bisher habe sie im Handel gearbeitet, doch seit einem Urlaub in Mailand sei sie von der Idee des Katzencafés begeistert. Am Mittwoch (15. Februar) öffnet die 32-Jährige nun ihre eigene Katzenlounge "Ciao Mau" für Gäste.

Die Idee der Katzencafés wurde vor etlichen Jahren in Asien geboren. Weil viele Menschen etwa in Japan und Singapur in kleinen Wohnungen leben und Tiere nicht erlaubt sind, bieten die Cafés Ersatz. Bei Tee oder Kaffee können die Gäste mit den Vierbeinern schmusen und spielen. Seit zehn Jahren schwappt der Trend nach Deutschland. In immer mehr Städten öffnen seither solche Lokale - in Hamburg, München und Hannover, aber auch in Bochum, Nürnberg und Leipzig. Nun können sich auch die Chemnitzer an den Katzentisch setzen.

Zu Gast sind sie dann nicht nur im Café, sondern im Revier von Bruno, Shuri und Co. Hier schleichen und jagen sie rund um die Uhr durch die Räume, wetzen ihre Krallen an den Kratzbäumen oder klettern an Spielgeräten die Wände hinauf, um unter der Zimmerdecke zu chillen. Theke und Küche, wo künftig Kuchen, Törtchen und Cupcakes zubereitet werden, sind für die Vierbeiner tabu, versichert Müller. "Das war Bedingung der Behörden. Wir haben dort alles katzensicher gemacht."

Katze Elfriede lässt sich auf dem Schoß von Franziska Müller beim Kaffeetrinkern streicheln.
Katze Elfriede lässt sich auf dem Schoß von Franziska Müller beim Kaffeetrinkern streicheln. © Kristin Schmidt/dpa-Zentralbild/dpa

Wenn ihnen der Trubel mit den Gästen zu bunt werden sollte, können sich die Vierbeiner in ein Nachbarzimmer verkrümeln. Dort haben nur sie Zugang. Hier können sie auch ungestört von fremden Blicken ihre Notdurft im Katzenklo verrichten. Ohnehin müssen sich die Besucher an einige Regeln halten. Den Fellnasen vom Kuchen abgeben ist verboten, füttern nur mit hauseigenen Snacks erlaubt. Und Eltern sollen darauf achten, dass ihre Kleinen die Vierbeiner nicht herumjagen.

Dass solche Lokale gefragt sind, bestätigt "Katzentempel"-Sprecherin Laura Benedix. Die Restaurant-Kette hat inzwischen elf Standorte bundesweit, davon allein zwei in Leipzig. Dort sei die Nachfrage besonders groß gewesen, so dass nach dem ersten Katzentempel bald ein zweiter hinzugekommen sei, sagt Benedix. Auch in Dresden soll noch dieses Jahr ein solches Restaurant öffnen. Die Kette serviert rein vegane Speisen. "Wir persönlich finden es widersprüchlich, tierische Produkte neben lebenden Tieren, unseren Tempelkatzen, zu verzehren. Warum die einen lieben und die anderen essen?", heißt es auf der Homepage. Die Katzen selbst bekommen aber fleischliches Futter.

Die Inhaberin des ersten Katzencafés von Chemnitz blättert durch die Hausregeln.
Die Inhaberin des ersten Katzencafés von Chemnitz blättert durch die Hausregeln. © Kristin Schmidt/dpa-Zentralbild/dpa

Unter den Gästen seien viele Menschen, die selbst keine Tiere halten können, weil ihnen Platz oder Zeit dafür fehle, berichtet Benedix. Studenten und Senioren etwa, aber auch viele Familien. Mancher wolle zudem in der Mittagspause dem Stress auf der Arbeit entfliehen und mit einer schnurrenden Katze auf dem Schoß zur Ruhe kommen. "Katzen sind ein Ruhepol und darüber hinaus sehr reinliche und sehr leise Tiere." Insgesamt zählt Katzentempel an seinen bisher elf Standorten nach eigenen Angaben monatlich mehr als 40.000 Gäste.

Der Trend wird auch beim Hotel- und Gaststättenverband in Sachsen aufmerksam registriert. Das sei ein sehr interessantes Thema, erklärt Hauptgeschäftsführer Axel Klein. Die Gastronomie versuche, ihren Gästen immer wieder neue Erlebnisse zu bieten und sich auf neue Zielgruppen einzustellen.

Kater Teddy zieht sich in der Katzenlounge "Ciao Mau" in Chemnitz in einen Ruheraum zurück.
Kater Teddy zieht sich in der Katzenlounge "Ciao Mau" in Chemnitz in einen Ruheraum zurück. © Kristin Schmidt/dpa-Zentralbild/dpa

Franziska Müller ist überzeugt, dass auch die Chemnitzer dem Charme der Katze erliegen. Dazu hat sie nach eigenen Angaben mehr als 80.000 Euro in ihr eigenes Café investiert. Ihre Katzen der Rasse Britisch Kurzhaar sind aus Brandenburg zugezogen. Sie seien zusammen mit mehr als 50 weiteren im Tierheim gelandet, weil ihre Besitzerin nicht mehr mit ihnen zurechtgekommen sei, erzählt Müller.

Nun haben sie im Katzen-Café ein neues Zuhause. Besuch bekommen sie dort aber nur von Menschen, denn ihre eigene Katze dürfen Gäste nicht mitbringen. Das könnte sonst zu Revierkämpfen führen, erklärt die Katzenliebhaberin. Und auch Hunde sind im Reich der Katzen nicht geduldet. (dpa)