Bautzen. Margita Timm ist sehr erleichtert. Seit Montag darf sie in ihrem Sportwarengeschäft auf der Goschwitzstraße in Bautzen den sogenannten Click-und-Collect-Service anbieten. Die Kunden können nach vorheriger Bestellung ihre Ware unter Einhaltung der Hygiene- und Abstandsregeln direkt im Laden abholen.
Als letztes Bundesland hat Sachsen diesen Service nun für den Einzelhandel erlaubt. „Es ist mir absolut bewusst, dass die Öffnung dieses Verkaufskanals für die lokalen Händler immens wichtig ist. Deshalb habe ich mich auch dafür eingesetzt und bitte Sie: Unterstützen Sie Ihre lokalen Händler“, hatte Sachsens Wirtschaftsminister Martin Dulig vergangene Woche gesagt.
Bei Intersport-Timm werde der Service bisher gut angenommen. „Manchmal klingeln bei uns fünf bis sechs Telefone gleichzeitig. Besonders am Vormittag haben wir viel zu tun“, sagt Inhaberin Margita Timm. Die Kunden könnten auch online bestellen. Über Whats-App, Facebook oder Videotelefonie werde außerdem eine Beratung angeboten. „Das machen wir bereits seit dem zweiten Lockdown. Der Unterschied ist nun: Der Kunde bestellt seine Ware und kann sie bei uns im Laden abholen. Das erleichtert uns die Arbeit. Die Ware muss nicht mehr verschickt oder ausgeliefert werden“, sagt Margita Timm.
Kornmarktcenter: Nur drei Geschäfte mit Click-und-Collect
Das Elektronik-Geschäft Truhel auf der Karl-Marx-Straße in Bautzen darf den Click-und-Collect schon länger anbieten. „Wir sind ein Handwerksbetrieb, unsere Werkstatt war durchgängig geöffnet. So durften wir auch andere Sachen nach vorheriger Bestellung verkaufen“, sagt Geschäftsführer Henrik Truhel. „Von der Druckerpatrone bis zur Kaffeemaschine wurde dabei fast alles bestellt.“
Im Kornmarkt-Center bieten nach Angaben des Center-Chefs Christian Polkow derzeit drei Geschäfte eine Abholung an. „Umgesetzt wird der Service bei Medimax, P&P-Shoes und Arleta-Fashion. Parfümerie Thiemann bietet ihn aktuell über die Filiale in der Reichenstraße an“, erklärte er auf Nachfrage.

Derzeit laufe außerdem eine Abfrage bei den Mietern. „Teilweise befinden sich Entscheidungen für oder gegen Click-und-Collect noch in internen Abstimmungen, teilweise fehlen aber auch noch die Voraussetzungen oder die Produkte eignen sich nicht oder nur schlecht für telefonische Bestellungen und anschließende Abholung“, teilte der Center-Chef mit. Im Laufe der Woche sollen auf der Website des Einkaufscenters die Geschäfte mit Click-und-Collect aufgelistet sein.
Kamenz veröffentlicht Händler-Übersicht
Auch das Landratsamt Bautzen möchte so eine Übersicht auf seiner Website veröffentlichen. „Um die Angebote der Händler in der gesamten Region bekannt zu machen, wird der Landkreis Bautzen eine Übersichtskarte für alle diese Angebote im Internet verfügbar machen“, teilte es am Dienstag mit. Die Karte solle ab Donnerstag verfügbar sein. Händler, die Click-und-Collect anbieten, können sich noch über ein Online-Formular anmelden und werden dann in die Karte aufgenommen.
Die Stadt Kamenz hat eine solche Übersicht bereits auf ihrer Internetseite veröffentlicht, in Bischofswerda ist sie in Arbeit. „Händler, die Click-und-Collect anbieten, sollten schnellstmöglich eine Mail an [email protected] senden“, teilte Bischofswerdas Stadtsprecher Sascha Hache am Montag mit. Bisher bietet hier nur der Schreibwarenladen Förster und die Buchhandlung Heinrich den Abholservice an.

In Kamenz sind es mit elf Geschäften deutlich mehr. Darunter ist zum Beispiel der Modeladen „Hautnah“ von Sylvia Stephan. Bei ihr kann man die Ware telefonisch oder per Mail bestellen. „Die meisten meiner Kunden wissen bereits, was sie haben möchten“, sagt die Inhaberin. Bisher habe sie die Ware verschickt, jetzt darf sie vor dem Geschäft abgeholt werden. Für Neukunden gestaltet Sylvia Stephan regelmäßig das Schaufenster um. „Dort können sie dann die Ware sehen, ein Foto machen, bestellen und schließlich einfach abholen.“
Für manche Branchen ist der Service ungeeignet
Beim Obi in Kamenz muss die Ware übers Internet bestellt werden. „Die Fehlerquote bei Telefonbestellungen ist relativ hoch, deswegen bieten wir nur die digitale Variante an“, sagt ein Mitarbeiter auf Nachfrage. Der neue Verkaufsweg werde dennoch sehr gut angenommen.
Bettina Weichert hilft Click-und-Collect dagegen kaum. „Für manche Branchen mag der Abholservice gut sein, bei mir nützt es aber nicht viel“, sagt die Inhaberin des Kurzwarengeschäfts auf der Zwingerstraße in Kamenz. „Wolle und Stoffe möchte viele Kunden spüren und anfassen. Das ist aber auch jetzt nicht möglich.“ Dennoch biete sie den Service an. „Über Whats-App verschicke ich Fotos von der Ware. Die Kunden können dann bestellen, müssen aber im Voraus zahlen. Das wollen dann viele aber nicht“, sagt sie.
Auch das Musikhaus Rasch in Kamenz bietet Click-und-Collect an. Große Instrumente wurden darüber bisher noch nicht gekauft. „Die werden meistens direkt angeliefert. Vor allem kleinere Waren wie ein Keyboardständer oder Gitarrensaiten wurden aber schon bestellt“, sagt Henry Rasch. Er ist froh über den neuen Service.
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