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Leipziger Uniklinik will Anzeige gegen Corona-Demonstranten erstatten

Nachdem ein Teil eines Corona-Protestzug das Gelände des Uniklinikums in Leipzig gestürmt hat, reagiert die Hochschule und will Anzeige gegen die Protestler erstatten.

Von Erik-Holm Langhof
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Einsatzfahrzeuge der Polizei stehen vor dem Gelände der Psychiatrie der Uniklinik Leipzig.
Einsatzfahrzeuge der Polizei stehen vor dem Gelände der Psychiatrie der Uniklinik Leipzig. © Franz Schurig/LausitzNews.de/dpa

Leipzig. Nach dem Eindringen von Demonstranten auf das Leipziger Gelände der Universitätsklinik Leipzig (UKL) will die Hochschule Anzeige erstatten. Ein Krankenhaus dürfe nicht zu einem Ort aggressiver Demonstrationen werden, teilte der UKL-Vorstand am Mittwoch auf Anfrage mit.

Zudem seien Gespräche mit dem Leipziger Polizeipräsidenten geplant, inwieweit das Klinikum in Zukunft noch besser vor derartigen Übergriffen geschützt werden könne.

Nach einer Demonstration von Gegnern der Corona-Politik in Leipzig waren am Samstag einige Dutzend der Protestierer an Polizisten vorbei durch ein Tor auf das Gelände der zur Uniklinik gehörenden Psychiatrie-Klinik an der Philipp-Rosenthal-Straße gestürmt.

Die Polizei hatte die Identitäten von mehr als 50 Menschen festgestellt und ermittelt wegen des Verdachts des Land- und Hausfriedensbruchs. Auch wegen Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte werde gegen einige Protestler ermittelt, die teilweise körperlich gewalttätig gegen die Beamten vorgingen.

Die Polizei hatte die Demonstration gestoppt, weil zunächst kein Versammlungsleiter benannt worden war. Als zudem Corona-Regeln nicht eingehalten wurden und keine Ordner für die Versammlung eingesetzt waren, umschlossen Polizeikräften die Demonstranten. Um dem Polizeikessel zu entkommen, drangen zahlreiche Menschen durch ein offenes Tor in das Klinikgelände ein.

Bereits am Sonntag zeigten sich sowohl die Ärztekammer Sachsen, als auch die Uniklinik Leipzig erschrocken über die Ereignisse. Auf Twitter schrieb das Klinikum: "Zum Glück kamen weder Patienten noch Mitarbeiter zu Schaden. Es ist auf das Schärfste zu verurteilen, wenn Kliniken zu Orten solcher Auseinandersetzungen gemacht werden."

Auch die Ärztekammer unterstrich dies und teilte mit: "Die massive Grenzüberschreitung an der Uniklinik Leipzig darf nicht toleriert werden und hat nichts mehr mit dem Recht auf Demonstration und Meinungsfreiheit zu tun."

Das Aktionsnetzwerk "Leipzig nimmt Platz" kritisierte das Verhalten von Polizei und Behörden scharf. Es sei nicht nachvollziehbar, dass der Aufzug nicht sofort unterbunden wurde, erklärte das Netzwerk.

Zu der "Versammlung von Seuchenbefürworter" sei unter anderem von der rechtsextremen Gruppierung "Freie Sachsen" mobilisiert worden, die vom Verfassungsschutz beobachtet wird. An dem Aufzug hätten sich verschiedene Neonazis beteiligt.

Bereits vor einer Woche sei ein ähnlicher Aufzug gegen die Corona-Schutzmaßnahmen Richtung Universitätsklinikum gelaufen, betonte das Aktionsnetzwerk: "Es kann daher nicht verwundern, wenn diesmal sogar eine Stürmung des Geländes erfolgte." Die Aufzüge seien "im Wesentlichen von Rechtsextremen geplante, durchgeführte und geleitete Demonstrationen". Die Polizei sei vorab darauf hingewiesen worden. (mit dpa)

Dieser Beitrag wurde am 2. Februar gegen 10.30 Uhr mit der Entscheidung der Uniklinik zur Anzeige gegen die Demonstranten aktualisiert.