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Corona-Demo: Teilnehmer durchbrechen Polizeikette in Dresden

Am Montagabend zieht ein Corona-Protestzug durch die Dresdner Innenstadt. Teilnehmer greifen die Polizei und Gegendemonstranten an.

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Bei einem "Spaziergang" wie diesem in Dresden haben Teilnehmer am Montagabend eine Polizeikette durchbrochen.
Bei einem "Spaziergang" wie diesem in Dresden haben Teilnehmer am Montagabend eine Polizeikette durchbrochen. © Sebastian Kahnert/dpa

Dresden. Zum ersten Mal haben Teilnehmer einer Corona-Demonstration am Montagabend in Dresden eine Polizeikette durchbrochen. Anlass war eine Kundgebung gegen Gegner der Corona-Politik auf der Wilsdruffer Straße. Beteiligten zufolge gab es mehrere Verletzte.

Wie seit Wochen montags hatten auch an diesem Montag in mehreren Stadtteilen Menschen mit "Spaziergängen" gegen die aktuellen Corona-Maßnahmen und Impf-Regelungen protestiert. So fanden unter anderem in Bühlau und Blasewitz solche Aufzüge statt, dort mit weniger Teilnehmern als in vorangegangenen Wochen. In Bühlau waren es rund 230, in Blasewitz deutlich unter 100.

22-Jähriger nach Durchbruch festgenommen

Der größte Aufzug bewegte sich durch die Innenstadt. Rund 600 Menschen haben Sächsische.de-Schätzungen zufolge daran teilgenommen. Sie zogen unter anderem über die Lennéstraße, das Käthe-Kollwitz-Ufer, die St. Petersburger Straße und den Altmarkt. Dabei wurden sie von der Polizei begleitet und mussten häufig ihre Richtung ändern, weil sich ihnen Gegner in den Weg stellten.

Das passierte an diesem Montag unter anderem auf der Prager Straße und der Lennéstraße. Auf der Wilsdruffer Straße eskalierte die Situation am Abend. Die Polizei hatte dort eine Kette über die Straße gebildet, um Gegner der "Spaziergänger"-Demonstration zu schützen. Die Teilnehmer des Aufzugs akzeptierten die Polizeisperre nicht. Teilweise eingehakt durchbrachen sie die Kette der Beamten. Danach wurden dahinter laut Teilnehmerangaben Personen mit Schlägen und Tritten verletzt.

Die Polizei setzte auf der Wilsdruffer Straße Pfefferspray ein, um die Situation unter Kontrolle zu bringen. Einen 22-Jährigen, der laut den Beamten die Kette durchbrochen hat, nahm sie fest. "Es stellte sich heraus, dass er ein verbotenes Bild auf seinem Handy hatte", berichtete die Pressestelle am Abend. Um was für ein Bild es sich handelte, ließen die Beamten offen. Gegen den Deutschen werde nun unter anderem wegen des Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen ermittelt.

Außerdem sei im Zusammenhang mit der Aktion gegen die Polizei auf der "Wilsdruffer" ein Verfahren wegen Landfriedensbruch eingeleitet worden, teilte die Polizei auf Anfrage von Sächsische.de mit. Die Verletzung eines Gegendemonstranten bestätigten die Beamten zugleich. Demnach handelte es sich um eine Frau.

Die nicht angezeigte Protestaktion der Kritiker der Corona-Maßnahmen endete später auf der Lennéstraße. Bei den insgesamt vier anderen nicht angezeigten "Spaziergängen" an diesem Abend in Dresden leitete die Polizei Ermittlungsverfahren wegen Verstößen gegen das Sächsische Versammlungsgesetz ein.

Am Tag danach veröffentlichten Unbekannte im Internet einen Handzettel mit Hinweisen "Zum Umgang mit Blockaden und Gewalt" bei den sogenannten Spaziergängen. "Kleinere Zusammenstöße" am Montagabend sind demnach der Anlass für die Veröffentlichung. Die Verfasser versuchen, sich von den Beteiligten an der Attacke gegen die Polizei zu distanzieren. "Wer ohne die Notwendigkeit der Selbstverteidigung Gewalt anwendet, gehört nicht zum Spaziergang", heißt es dort.

Stadtrat Christopher Colditz (Linke) stellt am Morgen danach infrage, dass die Polizei auf Aktionen wie die auf der Wilsdruffer Straße vorbereitet war. Die "Gewaltbereitschaft der Querdenker" sei kein Geheimnis, stellt er fest. Das Innenministerium müsse dafür sorgen, dass man "unbeschadet" gegen sie demonstrieren könne. (mit SZ/lex/luz)