Der schnelle Piks für Wahlhelfer

Radeberg. Es ist wieder soweit: In der jüngsten Ausgabe des Ottendorfer Amtsblattes weist die Gemeinde darauf hin, dass sie Wahlhelfer für die am 26. September 2021 stattfindende Bundestagswahl sucht. Ist zwar noch ein Weilchen hin bis zu diesem Ereignis, aber wer rechtzeitig sein Wahlhelfer-Kontingent komplett haben will, muss sich früh kümmern. In den vergangenen Jahren sei in Ottendorf-Okrilla die Bereitschaft bei Wahlen mitzuhelfen nicht sonderlich groß gewesen, erzählt die stellvertretende Wahlleiterin Sissi Meyer. Hieß für die jeweilige Wahlleitung immer eine Menge Kärrnerarbeit.
Und wie soll das in diesem Jahr bei der diesjährigen Bundestagswahl aussehen? Nun, trotz oder soll man vielleicht sagen, gerade wegen der Pandemie, meldeten sich in den vergangenen Tagen bereits 17 Ottendorfer für den Wahlhelfer-Job. „Damit sind wir wirklich sehr zufrieden“, meint Sissi Meyer, die in diesem Jahr erstmals für die Wahlvorbereitungen in der 10.000 Einwohner zählenden Kommune verantwortlich ist. Zum jetzigen Zeitpunkt habe man fast ein Viertel der benötigten 80 ehrenamtlichen Helfer, so Meyer. An der Tagespauschale für diesen demokratischen „Ein-Tages-Job“ dürfte es eher nicht liegen, die liegt in Ottendorf bei 50 Euro. Wohl eher daran, dass die Kommune die Helfer mit der Aussicht „lockt“, früher in den Genuss einer Corona-Schutzimpfung kommen zu können.
Hilfe bei der Suche nach einem Impftermin
Ob dies bei denjenigen, die sich bisher meldeten, das Motiv sei, könne sie nicht sagen, so Sissi Meyer weiter. Ausschließen wolle sie es aber auch nicht. In Vor-Corona-Zeiten waren die Wahlämter immer froh, wenn sie überhaupt genügend Bewerbungen bekamen. Aber die Pandemie wirbelt das komplette öffentliche Leben durcheinander. Mit anderen Worten: Corona macht das Wahlhelfer-Ehrenamt plötzlich attraktiv. Denn laut der im März aktualisierten Impfverordnung des Bundesgesundheitsministeriums haben Wahlhelfer einen Anspruch auf zwei Corona-Impfungen, bevor sie eingesetzt werden. Wer also diese ehrenamtliche Tätigkeit ausüben will, kommt in die Impfgruppe drei mit erhöhter Priorität, kann so schneller an den heißbegehrten Piks kommen. Nachvollziehbar. Denn schließlich sollen alle Menschen beim Urnengang vor Viren geschützt und Wahlen nicht zum „Superspreader-Event“ werden.
In Sachen Wahlhelfer ist man in Radeberg gar noch etwas weiter als in Ottendorf-Okrilla. Für die 18 Wahllokale, davon vier Briefwahlbezirke, benötigt die Stadt 144 Helfer. In den vergangenen Wochen wurde dafür fleißig akquiriert. Nur noch 22 Helfer fehlen. Und ja, auch in der Bierstadt rücken die Helfer in der Impfhierarchie nach vorne, gehören zu den Personen mit erhöhter Priorität der Gruppe 3. Jedoch: Schon am Montag fällt sachsenweit in Hausarztpraxen die Impfpriorisierung weg, dann kann sich jeder impfen lassen - sofern Impfstoff vorhanden und man einen Termin beim Arzt bekommt. Können die Kommunen da noch aufs Lockmittel „Corona-Schutzimpfung“ setzen?
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In Arnsdorf will man Wahlhelfern auch nach der Aufhebung der Impfpriorisierung unterstützen. „Wer sich impfen lassen will, dem helfen wir bei der Suche nach einem zeitnahen Impftermin“, erklärt Melanie Nagora. Die stellvertretende Wahlleiterin erzählt, dass man im Gegensatz zu manch anderen Kommunen bisher noch keine Wahlhelfer gesucht habe. Braucht man im Prinzip auch nicht, in Arnsdorf hat man eine Art Wahlhelfer-Pool, aus dem geschöpft wird. Dort seien all die aufgelistet, die „schon mal bei Wahlen mitgeholfen haben“, so Melanie Nagora.
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Rund 40 Ehrenamtler werden in Arnsdorf für die Besetzung der sechs Wahlbezirke, davon ein Briefwahlbezirk, benötigt. In den kommenden Tagen werde man die erfahrenen Wahlhelfer kontaktieren, so Nagora weiter. Aber man sei natürlich auch an Arnsdorfern interessiert, die ein solches Ehrenamt noch nicht ausgeübt haben, so Nagora weiter. Da könne man sich beim Hauptamt melden. Gibt ja auch eine kleine Aufwandsentschädigung. In Radeberg liegt die bei 25, in Arnsdorf zwischen 30 und 40 Euro. Und hier wie dort verbunden mit der Aussicht auf einen schnellen Piks. Woran man auch erkennt, dass die Pandemie nicht nur schlechte Seiten hat. Mancherorts wird das Interesse am Wahlhelfer-Ehrenamt durch die Aussicht, schneller geimpft werden zu können, wohl ein wenig beflügelt.
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