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Jeder entscheidet mit, wie es bei Corona weitergeht

Die Pandemie weitet sich im Kreis Görlitz jetzt wieder schnell aus. Die Durchseuchung der nicht-geimpften Bevölkerung beginnt. Ein Kommentar.

Von Sebastian Beutler
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Symbolfoto
Symbolfoto © Marion Doering

Wenn nicht alles täuscht, dann beginnt jetzt die Durchseuchung der nicht-geimpften Bevölkerung im Kreis Görlitz: eine Pandemie in der Pandemie. Im Westen Deutschlands ging das schon früher los, nun ist diese Entwicklung auch am östlichen Ende des Landes angekommen.

Die Zahlen steigen so schnell wie zuletzt in der dritten Welle, das Gesundheitsamt hat wieder alle Hände voll zu tun, um die Kontakte nachzuverfolgen, die Quarantäne-Zahlen steigen.

Nur in den Krankenhäusern spiegelt sich diese Entwicklung nicht wider. Betroffen von den Infektionen sind jüngere Menschen, auffällig viele Schüler und Jugendliche. Das weist auf den größten Unterschied zur Lage vor einem Jahr hin: Auf den Schutz durch Impfungen, die vornehmlich die Menschen über 70 Jahre haben, aber auch viele andere. Wenn es noch eines Beweises bedurft hätte, dass die Impfungen schützen, dann zeigt es sich jetzt.

Mittlerweile ist es eine Mehrheit, die sich im Kreis impfen hat lassen oder genesen ist. Eine Mehrheit, die mit ihrer Impfung ihren Beitrag zur Rückkehr zur Normalität geleistet hat.

Und sie hat zunehmend Vorteile davon. Kein nerviges Testen, um in eine Gaststätte, ins Kino oder Theater, zum Sport oder Schwimmen in die Halle zu gehen. Möglicherweise auch bald beim Reisen, die ersten Fluggesellschaften denken über 2-G-Regeln beim Fliegen nach. Und wer weiß, ob nicht auch noch Gastronomen in der Vorweihnachtszeit bei steigenden Inzidenzwerten den Vorteil von 2-G-Regeln entdecken: Ihre Gäste können dann ziemlich sicher sein, dass ihr Besuch ganz risikolos ist.

Ab diesem Montag bekommt dieser Vorteil auch noch ein Preisschild. Selbst wenn die Tests nur zehn oder elf Euro kosten, so kommen bei einer normalen Familie schnell über 200 Euro im Monat zusammen, die sie künftig aufwenden müssen, um ihrem „normalen“ Leben nachgehen zu können. Vielleicht bewegt das doch noch den einen oder anderen, seine Vorbehalte gegen das Impfen aufzugeben.

Andernfalls ist die Situation in den Schulen im Landkreis ein Vorgeschmack auf die nächsten Monate. Dass jetzt so darum gerungen wird, Jugendliche über zwölf Jahren zum Impfen zu bewegen, liegt vor allem auch daran, dass die Impfquote bei den 20- bis 60-Jährigen zu gering ist, um das Virus zu stoppen.

Aber noch hat es jeder in der Hand, dass die nächsten Wochen besser als gedacht laufen. Die Freiheit, seinen Weg durch die Pandemie ganz persönlich zu wählen, nimmt einem niemand ab. Doch Freiheit ist nie absolut, sondern endet dort, wo die Freiheit des Anderen beginnt. Freiheit ohne Solidarität fühlt sich sozial einsam an. Das ist niemandem zu wünschen.