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Leisnig: Viel Zuspruch für alten Konsum

Silke Weiß hat seit der Corona-Pandemie das Sortiment im Leisniger Frucht- und Getränkehandel erweitert – zur Freude der Anwohner und regionaler Erzeuger.

Von Gabriele Fleischer
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Silke Weiß steuert mit dem Hubwagen eine Palette Leergut in eine Lücke. Sie leitet die Leisniger Filiale des Meißner Frucht- und Getränkehandels.
Silke Weiß steuert mit dem Hubwagen eine Palette Leergut in eine Lücke. Sie leitet die Leisniger Filiale des Meißner Frucht- und Getränkehandels. © Dietmar Thomas

Leisnig. Es ist kurz vor 10 Uhr, das Geschäft an der Karl-Liebknecht-Straße hat gerade mal eine reichliche Stunde geöffnet und schon geben sich die Kunden die Klinke in die Hand.

Silke Weiß hat nur paar Minuten Zeit Flaschenkisten zu räumen, dann will der Nächste bezahlen. Die Chefin der Leisniger Filiale des Meißner Frucht- und Getränkehandels arbeitet nun schon mehr als 20 Jahre hier. Zuvor war die gelernte Fleischerin an der Theke in einem Supermarkt. Jetzt sei die Arbeit abwechslungsreicher, sagt sie. Leichter ist sie nicht.

Für Silke Weiß ist das trotzdem kein Problem. Sie packt an, hat Zeit für ein Schwätzchen und bleibt auch beim zehnten Anruf freundlich. „Ich bin ja froh, dass so viele Kunden kommen, meist Ältere, die nebenan am Sachsenplatz wohnen, aber auch Jüngere oder Mitarbeiter von Firmen. So wie Frank Lohse.

Der Chef der Minkwitzer Dachdeckerfirma Seidel hat sich ein paar Kästen mit alkoholfreien Getränken aufgeladen. „Ich hole hier jede Woche den Vorrat für die Firma“, sagt er, während er noch ein paar Brötchen und Kuchen obenauf packt. Er sei sehr zufrieden, auch mit der freundlichen Bedienung.

Angebot mit der Pandemie breiter geworden

Älteren Kunden erspart der Handel um die Ecke längere Wege. Sie sind froh, dass der ehemalige Konsum weiter Waren des täglichen Bedarfs anbietet, auch, weil die letzte Einkaufsmöglichkeit im Viertel vor einiger Zeit geschlossen hatte. „Pauli, sind das alles 25er“, ruft Silke Weiß einem Mann mit Leergut hinterher, während sie abkassiert. Sie vertraut ihren Kunden, und umgedreht ist das auch so.

Mit der Pandemie ist das Verhältnis noch enger geworden und das Angebot breiter. Neben Getränken und Obst gibt es inzwischen auch Kartoffeln, Gurken, Zwiebeln, Teigwaren und Eier aus der Lommatzscher Pflege, aber genauso Reinigungs- und Waschmittel oder Handtücher und Socken.

Nur Molkereiprodukte kann sie noch immer nicht ins Sortiment aufnehmen, weil es keine Kühlmöglichkeiten gibt. Aber beispielsweise auch Toilettenpapier. Inzwischen liegt davon wieder genug in den Regalen. Noch vor einem Jahr hätten es ihr die Leute wie überall aus den Händen gerissen.

Regionale Erzeuger bieten ihre Produkte an

Die 53-jährige Filialleiterin achtet bei der Sortimentserweiterung darauf, dass regionale Erzeuger ihre Produkte anbieten können. Seit zwei Jahren kommen Brot, Brötchen, Kuchen schon von der Bäckerei Pötzsch aus Gallschütz. „Um besser disponieren zu können, ist es besser, wenn die Kunden bestellen“, sagt Weiß, für die das natürlich eine zusätzliche Belastung ist.

Trotzdem nimmt sie ruhig den Telefonhörer ab, als es zum vielleicht fünften Mal in kurzer Zeit klingelt. „Brot gibt es am Mittwoch, oder wollt ihr es am Freitag?“, fragt sie in den Hörer. „Also für Mittwoch zwei Dinkelbrote und ein großes Weißbrot“, wiederholt sie und schreibt sich alles auf. Eine Kundin möchte eine halbe Erdbeertorte bestellen. „Da muss ich erstmal nachfragen“, sagt Silke Weiß. „Ich gebe Bescheid.“

Als sich nach dem ersten Beitrag von Sächsische.de über Silke Weiß und ihre Mitarbeiterin Imkerin Katrin Schiller aus Leisnig meldete, war die Filialleiterin sofort bereit, ihren Honig mit anzubieten. Seitdem stehen in einem Regal gegenüber der Kasse kleine und große Gläser Sommer- und Frühjahrsblüte.

„Ich finde es toll, dass die örtlichen Erzeuger mit bedacht werden und bin zufrieden mit dem neuen Absatzmarkt“, sagt Schiller, die in Absprache mit Silke Weiß etwa alle vier Wochen neue Gläser liefert.

Hygienekonzept wird umgesetzt

Klaus Kaulbert läuft schon das zweite Mal an diesen Vormittag durch den Laden. Der 63-Jährige versorgt ältere Nachbarn, und einer von ihnen hatte etwas vergessen, als er den Einkauf brachte. „Ich möchte die Angebote hier um die Ecke nicht missen“, sagt er.

Dann kommt Heike Lindner, die inzwischen in der Pfalz lebt und beim Besuch ihrer Mutter immer bei Silke Weiß vorbeischaut, um einzukaufen. „Wir kennen uns aus der Schule“, sagt Weiß. „Weißt du noch, wie du immer bei mir abschreiben wolltest und ich dir die Arme anmalen sollte.“ So viel Zeit muss sein. Beide Frauen lachen und schwatzen kurz, während die Mutter noch einiges findet, was sie in den Einkaufswagen legt.

Und was hat die Arbeit für Silke Weiß im vergangenen Jahr verändert? „Natürlich müssen auch wir ein Hygienekonzept umsetzen, desinfizieren die Einkaufswagen, achten darauf, dass jeder einen Mund- und Nasenschutz trägt. Saubermachen allerdings ist schon immer täglich angesagt“, sagt die 53-Jährige und entschuldigt sich freundlich, dass sie nun wieder abkassieren muss.

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