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Radeberg impft jetzt im Festsaal

Die Stadt hat im Schloss Klippenstein eine Impfstelle eingerichtet. 200 Menschen wurden schon geimpft. Bald sollen auch Termine vereinbart werden können.

Von Thomas Drendel
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Interessenten können sich mittwochs und donnerstags im Schloss Klippenstein in Radeberg impfen lassen.
Interessenten können sich mittwochs und donnerstags im Schloss Klippenstein in Radeberg impfen lassen. © René Meinig

Radeberg. So entspannt dürfte das Impfen in diesen Tagen selten sein. Keine Schlange, keine Wartezeiten, keine Hektik. Im zweiten Stock von Schloss Klippenstein ist seit vergangenen Donnerstag das Impfzentrum geöffnet. Immer mittwochs und donnerstags von 9 bis 13 Uhr und von 14 bis 18 Uhr kann sich dort jeder ohne vorherige Anmeldung seine Erst-, Zweit- oder Auffrischungsimpfung abholen. Und das in herrschaftlicher Umgebung: Der Festsaal des Schlosses wurde zum Wartezimmer umfunktioniert. Hier finden sonst Konzerte oder Trauungen statt. Historische Möbel stehen in den Gängen.

Die Impfung geht unkompliziert vonstatten. Für die Interessenten liegen Anmeldebögen bereit. An einem Tisch nehmen zwei Mitarbeiterinnen die Daten auf. Anschließend geht es zu einem Beratungsgespräch mit dem Arzt. Das findet in einem separaten Raum statt. Dann erfolgt die Impfung wieder in einem extra Zimmer.

"Es werden j auch Praxen entlastet"

Zur Verfügung steht der Impfstoff von Moderna, für unter 30-Jährige in der Regel auch jener von Biontech/Pfizer. Kinder können sich ab zwölf Jahren impfen lassen, müssen aber von einem Erziehungsberechtigten begleitet werden. Außerdem ist die Zustimmung beider Elternteile nötig. Für jüngere Kinder zudem wird eine Abstimmung mit den Kinderärzten empfohlen.

Klaus-Peter Elsner hat seine Impfung gerade hinter sich. „Das ging hier alles sehr schnell und war bestens organisiert. Ich warte jetzt die Viertelstunde ab, um zu sehen, ob Komplikationen auftreten. Es ist gerade einmal 20 Minuten her, dass ich in die Impfstelle gekommen bin“, sagt er. Für ihn verdienen die Organisatoren ein großes Lob. „Es werden ja auch die Arztpraxen entlastet. Dort ist jetzt sicher schneller ein Termin zu bekommen.“ Auch Bärbel Schulze aus Liegau-Augustusbad freut sich über das Angebot. „Die Impfung ging schnell und unkompliziert“, sagt die Seniorin.

Ausreichend Platz im Warteraum: Im Schloss Klippenstein wurde der Festsaal umfunktioniert. In einem Nachbarzimmer finden die Impfungen statt.
Ausreichend Platz im Warteraum: Im Schloss Klippenstein wurde der Festsaal umfunktioniert. In einem Nachbarzimmer finden die Impfungen statt. © René Meinig

Nach Angaben von Radebergs Oberbürgermeister Gerhard Lemm (SPD) wird das Angebot gut angenommen. Rund 200 Menschen haben sich bereits am ersten Tag und zu Beginn zweiten Tages impfen lassen. Dabei ist die Radeberger Impfstelle so etwas wie ein Pilotprojekt. Bekanntlich hat der Freistaat den Betrieb von Impfzentren zunächst allein dem Deutschen Roten Kreuz (DRK) übertragen. Nachdem das DRK sein Angebot im Radeberger Rathaus beendet hat, um die Kräfte in den drei Impfzentren in Kamenz, Bautzen und Hoyerswerda zu bündeln, suchte die Stadt Radeberg nach einem Ersatz.

Die Räume im Schloss Klippenstein bieten sich an. Hier ist ausreichend Platz vorhanden, sie sind beheizt, über den Fahrstuhl ist ein barrierefreier Zugang möglich. Schwieriger war es, die notwendigen Genehmigungen zu bekommen. Die Impfstelle musste beim Robert-Koch-Institut angemeldet, eine Software für die Registrierung der Patienten angeschafft und der Impfstoff bestellt werden.

Ärzte im Ruhestand helfen mit

Zuletzt stimmte das Gesundheitsamt dem Hygienekonzept zu. „Eine Herausforderung war beispielsweise, Trennwände zu beschaffen, die abwaschbar sind. Wir haben dann vorhandene aus dem Rathaus genommen und sie mit entsprechender Folie überzogen.“ Parallel wurden Mitarbeiter gesucht. Es gab einen Aufruf an medizinisches Personal, sich zu melden. „Die Resonanz war sehr erfreulich. Binnen weniger Tage hat sich eine ausreichende Anzahl gemeldet. Noch über die Feiertage haben wir die Arbeitsverträge abgeschlossen“, sagt der OB.

Zuvor war gezielt bei Ärzten im Ruhestand nachgefragt worden. Sechs Mediziner erklärten sich bereit. Die meisten, die jetzt im Impfzentrum arbeiten, hatten noch vor einigen Jahren ihre Praxis in Radeberg. Unter ihnen ist aber auch eine ganz junge Kollegin. „Ich habe gerade mein Medizinstudium abgeschlossen und zuletzt mein praktisches Jahr am Radeberger Krankenhaus absolviert. Im Frühjahr werde ich als Ärztin in einem Krankenhaus in der Region arbeiten. Für mich kam der Aufruf, hier tätig zu sein, gerade zur richtigen Zeit“, sagt die junge Frau. Ihren Namen will sie nicht nennen. „Wir Ärzte hier in der Impfstelle haben uns darauf verständigt, unsere Namen nicht zu nennen. Wir wollen nicht, dass es zu Anfeindungen kommt.“

Impfstelle ist vorerst bis Ende Januar geöffnet

Sven Schultze hat sich ebenfalls für die Arbeit im Impfzentrum gemeldet. Er ist gelernter Altenpfleger und hat sich für die beiden Tage in der Woche bei seinem Arbeitgeber freistellen lassen. „Für mich ist es wichtig, dass wir bei der Bekämpfung des Coronavirus vorankommen. Es ist auch eine gute Abwechslung zum sonstigen beruflichen Alltag. Das macht mir hier sehr viel Spaß“, sagt der junge Mann, der in Dresden wohnt.

Obwohl die Impfungen reibungslos ablaufen, sollen einige Dinge in den nächsten Tagen noch verbessert werden. So wird es eine Möglichkeit zur Terminvereinbarung geben. Wie dann die Anmeldung erfolgt, gibt die Stadt noch bekannt. Allerdings werden auch weiterhin Impfungen ohne Anmeldung möglich sein.

Auch ein Lesegerät für die Gesundheitskarten soll in den nächsten Tagen aufgestellt werden. Noch werden die Daten per Hand eingegeben. Das Impfzentrum im Schloss Klippenstein soll vorerst bis Ende Januar geöffnet bleiben. „Sollte sich abzeichnen, dass der Bedarf weiter vorhanden ist, bleibt es länger in Betrieb“, sagt der OB.