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Turbo-Internet: Löbau wird Pilotprojekt

Die Telekom baut in Löbau das Glasfaser-Internet mit einer neuen Technik auf. Wer davon profitieren kann und welche Hoffnungen die Stadt damit verbindet.

Von Romy Altmann-Kuehr
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Symbolfoto
Symbolfoto © Kristin Richter

Rainer Frank von der Telekom kann der Corona-Pandemie sogar etwas Positives abgewinnen: „Das Bewusstsein dafür, dass schnelles Internet gebraucht wird, ist gestiegen. Das ist aber auch wirklich das einzige, was man dem abgewinnen kann.“

Homeoffice und Homeschooling hätten gezeigt, dass es ohne vernünftige Internetleitungen nicht mehr geht. Vor allem schnell und stabil müssen die Verbindungen sein. Das kann die aktuellste Technik FTTH - Fiber to the home. Das bedeutet übersetzt soviel wie Glasfaser direkt ins Haus. Bisher war es beim Breitbandausbau üblich, dass Glasfaserkabel bis an die Verteilerkästen gelegt wurden und dann von dort mit dem herkömmlichen Kupferkabel in die Haushalte. Mit FTTH legt man nun das Glasfaser direkt bis ins Haus. Das bedeutet noch weniger Leistungsverlust und damit höhere Geschwindigkeiten. Bis zu ein Gigabit pro Sekunde seien möglich, erklärt Rainer Frank, der bei der Telekom zuständig ist für den Vertrieb im Osten.

Mit dieser neuen Technik will die Telekom nun in Löbau ausbauen. Löbau sei die erste Stadt in Ostsachsen, wo das Unternehmen mit dieser Technik arbeiten wird - sozusagen ein Pilotprojekt. Stadt und Telekom haben dafür jetzt eine Kooperation geschlossen. Damit ist der Startschuss gefallen, jetzt geht's an die Planung. Im Frühjahr 2022 soll Baubeginn sein, umreißt Rainer Frank die Pläne.

Telekom investiert Millionen in Löbau

Vertreter der Telekom und Löbaus stellvertretender Oberbürgermeister Ingo Seiler (zweiter von rechts) unterzeichneten am Montag einen Vertrag zum Ausbau des Glasfaser-Internets.
Vertreter der Telekom und Löbaus stellvertretender Oberbürgermeister Ingo Seiler (zweiter von rechts) unterzeichneten am Montag einen Vertrag zum Ausbau des Glasfaser-Internets. © Matthias Weber/photoweber.de

Auf die Zusammenarbeit mit der Stadt sei die Telekom unbedingt angewiesen, so Rainer Frank. Vor allem Genehmigungsverfahren machen es dem Telefon- und Internetriesen oft schwer und gestalten Ausbauvorhaben langwierig. In Löbau sei das nicht so. "Wir haben hier eine sehr offene Stadtverwaltung vorgefunden", so Rainer Frank. Die Stadt hat sich beispielsweise zu einem beschleunigten Genehmigungsverfahren bereit erklärt. Deshalb habe man sich auch für Löbau entschieden, um erstmals in Ostsachsen mit der FTTH-Technik zu arbeiten.

Ausgebaut wird das zentrale Stadtgebiet, das betrifft rund 5.000 Haushalte. Die Außenbereiche lässt die Telekom bewusst außen vor. Denn dort wird unter anderem vom Landkreis mit Fördermitteln das Netz ausgebaut. Die Telekom baut derweil im Stadtgebiet komplett in Eigenleistung. Welche Summe sie in Löbau investieren wird, kann das Unternehmen erst nach Ende der Planungen sagen. "3,5 Millionen Euro werden es aber sicher mindestens werden", schätzt Steffen Hilbrich, der für die technische Ausführung zuständig ist.

Bis zum Beginn des vierten Quartals sollen die Planungen beendet sein. Bis dahin will das Unternehmen zusammen mit der Stadt sämtliche Haus- und Grundstückseigentümer im Ausbaugebiet anschreiben und über das Vorhaben informieren. Denn sie müssen zustimmen, wenn ihr Haus an das neue superschnelle Glasfasernetz angeschlossen werden soll. Für die Hausbesitzer ist der Anschluss kostenfrei - wenn sie sich jetzt im Zuge des Ausbaus zeitnah dafür entscheiden. Will ein Eigentümer das nicht, wird das Glasfaser bis an das Haus herangelegt. So kann jedes Gebäude auch später noch angeschlossen werden, etwa bei Eigentümerwechsel oder wenn sich jemand doch noch dafür entscheidet. Dann wird die Telekom aber den jeweils aktuellen Anschlusspreis verlangen. Der liegt zurzeit bei knapp 800 Euro, so Vertriebsleiter Rainer Frank. "Das kann aber in zwei Jahren schon wieder anders aussehen."

Die Telekom will auch an die Großvermieter herantreten, damit das neue Glasfasernetz auch in den Wohnblocks angeschlossen werden kann. Rainer Frank geht davon aus, dass sich die Hauseigentümer bis Februar oder März nächsten Jahres entschieden haben müssen, wenn im Frühjahr der Ausbau beginnen soll. Bis 2023 soll der Glasfaser-Ausbau abgeschlossen sein. "Wir hoffen aber, den Großteil schon in 2022 zu schaffen", so Frank.

Die Telekom plant auch Infoveranstaltungen für Einwohner und Hauseigentümer, um alles ausführlich zu erklären. Außerdem ist mit dem Telekomshop in der Löbauer Innenstadt ein Ansprechpartner vor Ort.

Löbau als Standort für Familiengründung

Das Unternehmen will für den Bau ebenfalls eine neue Technik anwenden. Dabei wird nur ein kleiner Graben gefräst, durch den die einzelnen Leitungen für die Hausanschlüsse - die sogenannten Pipes - gezogen werden. Dann wird alles wieder verfüllt. "Das geht schnell und ist kein großer Eingriff in den Verkehr", schildert Rainer Frank von der Telekom. Die Behinderungen im Zusammenhang mit den Bauarbeiten werden also jeweils nur kurz sein.

Löbaus Hauptamtsleiter Guido Storch sieht in dem schnellen Turbo-Internet eine große Chance für Löbau. Denn es seien ja nicht nur die Firmen, die schnelles Internet benötigen. Auch bei der Entscheidung, wo sich Familien niederlassen, spiele das eine immer größere Rolle. "Wir haben ja jetzt gesehen, dass auch Homeoffice funktioniert", so Storch. "Das geht natürlich nicht in jedem Beruf." Er sieht dennoch eine Chance, dass wieder mehr Menschen nach Löbau ziehen, wenn sie die Möglichkeit haben, von hier aus auch bequem digital zu arbeiten. "In den Ballungsgebieten ist der Wohnraum knapp oder teuer. Wir haben hier bezahlbaren Wohnraum. Vielleicht wird da Löbau wieder attraktiver für eine Familiengründung oder den Eigenheimbau."

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