2G in Dresdens Gastro: "Das Personal läuft uns davon"

Dresden. Seit 8. November gelten aufgrund steigender Inzidenzen wieder strengere Corona-Regeln in Sachsen. Wer in einer Gaststätte essen und trinken und dabei nicht draußen sitzen möchte, muss entweder genesen oder geimpft sein. Das gilt auch für den Besuch von Freizeit- und Kultureinrichtungen sowie Diskotheken. Ausnahmen gibt es nur für Kinder, Jugendliche und Menschen, die sich nicht impfen lassen können. Für Gastronomen, die gerade erst im Sommer wieder innen öffnen durften, hat das weitreichende Folgen.
Schon als bekannt wurde, dass die 2G-Regel wieder eingeführt werden könnte, stand bei Andreas Wünsche im Loschwitzer Elbegarten das Telefon nicht mehr still. "Wir mussten vor allem Stornierungen von Gruppen hinnehmen. Oft ist es so, dass eine Gesellschaft von zehn Personen nicht kommt, auch wenn nur einer aus ihrer Mitte nicht geimpft ist", sagt der Wirt.
"Es ist schwer einzuschätzen, wie viele Geimpfte und Genesene nun vielleicht selbst von einem Restaurantbesuch absehen, weil etwa ein ungeimpftes Familienmitglied, ein Freund oder ein Kollege nicht teilnehmen könnte", sagt auch Lars Fiehler, Sprecher der Industrie- und Handelskammer Dresden. Gleiches gelte für die zum Jahresende typischen, gemeinsamen Essen von Firmen.
Die Absagen sind bitter für Wünsche, der das Restaurant Elbegarten mit seinem Geschäftspartner Ralf Opitz erst im Juni eröffnet hat, zuvor gab es nur den Biergarten am Blauen Wunder. "Es lief bisher für uns richtig gut, wir hatten eine schöne Sommersaison, drinnen wie draußen, und nur positives Feedback. Aber jetzt machen wir uns große Sorgen", sagt Wünsche.
Nicht nur darum, dass Gäste absagen. "Aufgrund der Unsicherheit läuft uns das Personal regelrecht davon." Das verliert er nicht an Mitbewerber, sondern an den Einzelhandel und DHL. Wünsche sucht aktuell einen stellvertretenden Küchenchef und einen Koch.
Manche Restaurants kontrollieren 2G nicht
Um mehr Gäste anzusprechen, setzt er auch auf Außenangebote. "Wir wissen vom vergangenen Winter, dass der Biergartenbetrieb gut lief. Den setzen wir also fort. Außerdem gibt es eine Eisstockbahn, die schon gut gebucht ist", sagt Wünsche. Silvester wird draußen im Biergarten ein DJ spielen.

Schon heute denkt der Gastronom über Winteröffnungszeiten nach. Konkret wird er das Restaurant von Januar bis März mindestens einen Tag pro Woche schließen. Anders sei das personell nicht machbar. Und Wünsche sagt steigende Preise voraus. "Die Kosten für Energie, Personal und Lebensmittel steigen. Ich möchte keine Qualitätsabstriche machen. Also muss der Gast auch mit höheren Preisen rechnen."
Auch das Wenzel auf der Königstraße und am Postplatz ist betroffen. "Wir merken sofort, dass sich das auf Reservierungslage und Umsatz auswirkt, und die ersten Stornierungen für die kommenden Wochen kamen sofort nach Bekanntgabe", sagt Sprecherin Viktoria Franke. Man müsse sich damit arrangieren, hoffe aber gleichzeitig, dass es dann auch einheitlich überall so umgesetzt werde. "Denn schon in den letzten Wochen gab es Gäste, die uns mit den Worten absagten, sie gingen lieber zu anderen Restaurants, wo 3G nicht kontrolliert wird - ein solches Verhalten ist unfair gegenüber jenen in der Branche, die die Regeln tatsächlich durchsetzen." Und tatsächlich hat man es in Dresden immer wieder erlebt, dass Wirte 3G nicht kontrolliert haben.
"Das ist für uns ein schreckliches Szenario"
Thomas Widmann betreibt mit seiner Familie acht Restaurants in der Innenstadt. Auch er hat die ersten Stornierungen hinnehmen müssen und kämpft um Personal. "Ich habe manchmal den Eindruck, dass wir Gastronomen für alles den Kopf hinhalten müssen", sagt er mit Blick auf den Lebensmittel-Einzelhandel. Denn es sei klar, dass die 2G-Regel Gäste kosten wird. "Es gibt inzwischen verstärkt Solidarität zu den Ungeimpften, sodass ganze Gruppen nicht kommen."
Widmann selbst hat eine klare Einstellung, ist geimpft. Aber nicht jeder seiner Mitarbeiter denke so. Doch er kann es sich nicht leisten, weitere Fachkräfte zu verlieren. "Angesichts der steigenden Inzidenz wird es wohl noch bis zum Frühjahr 2022 so gehen. Und das ist für uns ein schreckliches Szenario", sagt er.
Wolle Förster von "Sushi & Wein" will die 2G-Regel umsetzen und gleichzeitig das Außer-Haus-Geschäft stärker ankurbeln. "Ich rechne damit, dass durch die 2G-Regel weniger Gäste kommen, kann aber die sinkenden Einnahmen durch den Abhol- und Lieferservice ausbalancieren." Allerdings seien die Sushi-Lehrgänge von Stornierungen betroffen und mussten zum Teil schon abgesagt werden. "Anstelle von 2G wäre mir eine Testpflicht für jeden Gast lieber gewesen – egal ob geimpft oder nicht", so Wolle Förster. Er habe Tests da, und bei seinen 50 Plätzen sei der Aufwand, alle zu testen, auch überschaubar.