Döbeln
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Das ewige Sorgenkind Hauptbahnhof

Schon vor 100 Jahren war der Bahnhof in einem schlechten Zustand. Alle Pläne zum Umbau scheiterten.

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Eine zeitgenössische Darstellung des burgartigen Empfangsgebäudes des Hauptbahnhofs. Nur in den ersten Jahre war das Haus ausreichend.
Eine zeitgenössische Darstellung des burgartigen Empfangsgebäudes des Hauptbahnhofs. Nur in den ersten Jahre war das Haus ausreichend. © Archiv

Döbeln. Heutzutage wäre der Bau des Empfangsgebäudes des Hauptbahnhofs ein zeitaufwendiges Großprojekt. Vor 150 Jahren haben die Maurer, Zimmerleute, Dachdecker und Klempner nur zehn Monate gebraucht, um das Gebäude hochzuziehen, sagte Andreas Riethig. Der Heimatfreund hat am Montag einen Vortrag zur Geschichte des Hauptbahnhofs gehalten. „Den Bauplan für das Gebäude hat Fritz Heckel, der Vater des Malers Erich Heckel, unterschrieben“, sagte Riethig.

1868 war nach der Strecke Riesa-Chemnitz auch die neue Verbindung Borsdorf-Coswig in Betrieb genommen worden. An der Kreuzung gab es einen „Personeneinsteigeschuppen“ und später ein provisorisches Empfangsgebäude. Die beiden Bahnlinien gehörten verschiedenen Bahnunternehmen, die sich darauf einigten, an der Schnittstelle gemeinsam ein Empfangsgebäude zu errichten. Im März 1869 wurde mit dem Bau begonnen, am 1. Januar 1870 erfolgte die Inbetriebnahme.

Ein Problemfall war der Hauptbahnhof schon immer. Weil er dem Transport- und Reiseaufkommen schon 20 Jahre später nicht mehr gerecht wurde, dachte man ernsthaft über eine Verlegung des Empfangsgebäudes in Richtung Keuern nach. 1896 wurden über 220.000 Fahrkarten verkauft und 230.000 Reisende kamen an. Außerdem wurden eine halbe Million Kilo Gepäck versandt und etwa die gleiche Menge in Empfang genommen.

Nach Plänen aus dem Jahr 1893 sollte das erst 23 Jahre alte Empfangsgebäude wieder abgerissen werden. Die Stadt Döbeln favorisierte dagegen den Bau eines zweiten Bahnhofs im Osten der Stadt, was dann auch umgesetzt wurde. Pläne für eine Erweiterung des Empfangsgebäudes durch einen Anbau in Richtung Vorplatz wurden in der Zeit des 1. Weltkrieges entwickelt, später aber aus Kostengründen nicht umgesetzt.

 Im Jahr 1927 wurde der schlechte Zustand des Empfangsgebäudes in einer Zeitungsnotiz beklagt und als Abschreckungsmittel für Reisende bezeichnet. Erst 1933 gab es wieder Pläne für die Erweiterung des Gebäudes und die Veränderung der Bahnanlagen. Aber lediglich der Bau der sogenannten U-Straße, heute Mastener Straße, mit Wegfall eines Bahnübergangs kam zustande.

Die Erweiterung des Empfangsgebäudes mit einem 30 mal 27 Meter großen Anbau wurde auf die Zeit nach dem Krieg verschoben. Da scheiterten die Pläne in den 1950er Jahren aber an fehlenden Mitteln und Baukapazitäten. Auch aus dem Versuch einer Rekonstruktion des Gebäudes Anfang der 1970er Jahre wurde nichts wegen fehlender „Baukennziffern“. Zum letzten Mal sei das Empfangsgebäude im Jahr 1981 zur 1000-Jahr-Feier umfassend vorgerichtet worden, sagte Riethig. (DA/jh)