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„Das Malen ist mein Leben“

Der Porzellankünstler Heinz Werner hat am Montag seinen 90. Geburtstag gefeiert. Er prägt die Meissener Erfolgsgeschichte.

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© Norbert Millauer

Von Uta Büttner

Coswig/Meißen. Seine Arbeiten sind weltbekannt. Sein Name eher nur in Fachkreisen. Heinz Werner. Meissener Porzellanmaler. Diplom-Maler. Professor. Ausnahmekünstler. Am Montag feierte der Coswiger seinen 90. Geburtstag. Oberbürgermeister Frank Neupold (parteilos) empfing den Jubilar im Trauzimmer des Rathauses.

Der Ort kein Zufall: An der Wand hängt ein dreiteiliges Porzellan-Gemälde des Künstlers, das Triptychon „Schwebendes Brautpaar“. Unter den zahlreichen Gratulanten befanden sich neben Freunden, Kollegen und Wegbegleitern auch Meißens Oberbürgermeister Olaf Raschke (parteilos) und Tillmann Blaschke, Geschäftsführer der Staatlichen Porzellan-Manufaktur.

„Es hat sich kaum jemand um die Manufaktur so verdient gemacht wie Sie“, sagt Tillmann zum Jubilar. „Heinz Werner gebührt der aller-, allergrößte Dank für so viele Jahre treue Dienste und Hingabe für die Manufaktur.“ Dabei verweist er auf die 75-jährige Tätigkeit des Künstlers für das Unternehmen. Denn erst in diesem Jahr lieferte Heinz Werner Zeichnungen für eine limitierte Auflage von Wandplatten.“

Auch Horst Bretschneider, einer seiner langjährigen Kollegen, dankt Heinz Werner für die gute Zusammenarbeit: „Er hatte nie Chefallüren. Er war sehr kreativ. Und ich habe seine Ideen umgesetzt. Ich habe sehr viel von ihm gelernt. Er hat mich begleitet und beraten, auch bei meinen eigenständigen Sachen. Er war mein Mentor.“

Und wie beschreibt seine Familie ihn? „Er ist ein Künstler“, sagt seine Schwiegertochter Katrin Werner-Hartmann liebevoll. Und ergänzt: „Mit ein paar Eigenheiten eben besetzt. Die Kunst, sein Schaffen, steht immer an erster Stelle. Da lässt er sich auch nicht aus der Ruhe bringen.“ Seine Ehefrau Elfriede, 2010 verstorben, habe ihm immer den Rücken frei gehalten.

Inspirieren ließ sich der Künstler von seinen zahlreichen Reisen, zu DDR-Zeiten auch in das sogenannte kapitalistische Ausland. Um das internationale Ansehen der Porzellan-Manufaktur zu pflegen, durften deren Künstler auch in Länder wie Frankreich, Japan, Indien, Hongkong und Italien reisen. Die dort gewonnenen Eindrücke anderer Kulturen flossen in sein Schaffen ein. Seine Arbeiten sind geprägt von „Wirklichkeit und Traum“, wie er es in vielen Interviews beschrieb. „Auch hat er sich viel informiert, viel gelesen“, sagt Katrin Werner-Hartmann.

Noch heute, in seinem hohen Alter, gehört das Malen zu seinem Alltag. „Das Malen ist mein Leben“, sagt der Jubilar. Eins seiner neusten Werke, ein Aquarell im Coswiger Amtsblatt veröffentlicht, entstand im Sommer dieses Jahres.

Im April 1943 begann Heinz Werner in der Porzellan-Manufaktur mit seiner fünfjährigen Ausbildung zum Porzellanmaler. Anschließend, knapp zehn Jahre, reproduzierte er lediglich Arbeiten auf Geschirr und Plastiken. Kreativ malen konnte er nur nach Feierabend, bis er schließlich 1957 zum Dekorgestalter berufen wurde. Von da an war Heinz Werner auch für die Manufaktur schöpferisch tätig, entwarf eigenständige Motive, die bis heute das Meissener Porzellan prägen. Seine Werke stecken voller Lebensfreude, Liebe und Heiterkeit – das, was wir Menschen jederzeit brauchen, sagte der Künstler einst selbst.

Gemeinsam mit Plastiker Peter Strang und Formgestalter Ludwig Zepner war Heinz Werner bestrebt, Geschirr, Plastiken und Raumschmuck mit hohem künstlerischen Wert zu schaffen. Neben seiner Arbeit studierte er sechs Jahre an der Hochschule für Bildende Künste in Dresden. Später wurde er von der Hochschule für Kunst und Design Giebichenstein zum Professor berufen. Sein Schüler damals: der Meißner Künstler Kay Leonhardt. Auch er gratulierte Werner, „von dem er so viel gelernt hat“.

Werners Stil prägte das Porzellan. Außerhalb der Manufaktur, auf anderen Materialien, „würde ich viel herber malen. Ich würde Themen bringen, aus dem Umfeld, kritische Sachen malen“, sagte der Künstler einst. „Auf Porzellan kann ich keine kritischen Sachen malen. Porzellan ist für Verspieltes, für Heiteres da. Und das drückt sich auch in vielen meiner Arbeiten aus, die ich zu Hause zeichne.“

Mehr als 100 Dekore, Hunderte Unikate und Wandgestaltungen entwarf Werner. Sein berühmtes Dekor „Tausendundeine Nacht“ erfreut sich laut Porzellan-Manufaktur bis heute einer sehr großen Beliebtheit bei Sammlern und Liebhabern. Auch die Dekore „Sommernachtstraum“ oder „Blaue Orchidee auf Ast“ entwarf der Ausnahmekünstler während seiner langjährigen künstlerischen Tätigkeit für die Manufaktur. Ebenso entstand das große Porzellan-Wandgemälde „Sachsens schönste Schlösser, Burgen und Gärten“ im Bahnhof Dresden-Neustadt nach Entwürfen Werners gemeinsam mit Horst Bretschneider.

„Von den Manufaktur-Kollegen wurde Heinz Werner nicht nur geschätzt. Er wurde ins Herz geschlossen, weil er ein ganz besonderer Mensch ist“, sagt Blaschke.