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Zwischen Honecker-Lounge und Berlinale - Kino International wird 60

Es war das wichtigste Premierenkino der DDR: Das Kino International in Berlin blickt auf eine bewegte Geschichte zurück. Nun feiert das Haus sein 60. Jubiläum - und steht vor einer großen Sanierung.

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Ein DDR-Emblem ist vor der fensterlosen "Honecker-Lounge" vom Kino International zu sehen.
Ein DDR-Emblem ist vor der fensterlosen "Honecker-Lounge" vom Kino International zu sehen. © Jens Kalaene/dpa

Berlin. Zwischen Honecker-Lounge, "Dirty Dancing" und Berlinale: Das Kino International war einst das wichtigste Premierenkino der DDR, gehört fest zu den Spielstätten der Berlinale und ist auch für seine markante Architektur bei Filmfans und Touristen bekannt. Im November wird das 1963 errichtete Haus an der Karl-Marx-Allee nun 60 Jahre alt.

Das denkmalgeschützte Gebäude der Nachkriegsmoderne kann dabei mit der ein oder anderen ungewöhnlichen Anekdote auf die Geschichte der DDR zurückblicken - und deren Ende. Denn während die Zuschauer am 9. November 1989 "Coming Out" sehen - eine schwule Liebesgeschichte und damit der erste Film in der DDR mit homosexueller Thematik - fällt die Mauer. Für das Kino also ein doppelt denkwürdiger Abend.

Neben vorwiegend Produktionen der DDR-Filmgesellschaft Defa zeigte das Kino aber auch ausgewählte westliche Filme, zum Beispiel 1987 den Tanzfilm-Klassiker "Dirty Dancing". Es sollte ein repräsentatives Gebäude sein, wie Thore Horch aus dem Eventbereich des Kino International sagt.

Generalsanierung ab Frühjahr 2024

So wurden Filmpremieren etwa regelmäßig in Anwesenheit der Staatsführung gezeigt, die dort sogar einen eigenen Repräsentationsraum für Gäste hatte. Oft genutzt wurde die fensterlose "Honecker-Lounge", wie sie heute genannt wird, wohl aber nicht, wie Horch erklärt. Im Gebäude waren daneben eine Bibliothek und ein Jugendclub untergebracht. Auch ein Bunker wurde gebaut.

Bei einer Führung wird im Kino International an der Karl-Marx-Allee der Zuschauerraum mit dem Vorhang vor der Kinoleinwand gezeigt.
Bei einer Führung wird im Kino International an der Karl-Marx-Allee der Zuschauerraum mit dem Vorhang vor der Kinoleinwand gezeigt. © Jens Kalaene/dpa
Blick in die fensterlose "Honecker-Lounge" vom Kino International, in der Filmpremieren in Anwesenheit der Staatsführung gezeigt werden konnten.
Blick in die fensterlose "Honecker-Lounge" vom Kino International, in der Filmpremieren in Anwesenheit der Staatsführung gezeigt werden konnten. © Jens Kalaene/dpa
Die Panorama-Bar im ersten Stock vom Kino International ist auch für seine markante Architektur bei Filmfans und Touristen bekannt.
Die Panorama-Bar im ersten Stock vom Kino International ist auch für seine markante Architektur bei Filmfans und Touristen bekannt. © Jens Kalaene/dpa
Blick in einen Raum mit Zahlen für den Eingangsbereich im Kino International an der Karl-Marx-Allee.
Blick in einen Raum mit Zahlen für den Eingangsbereich im Kino International an der Karl-Marx-Allee. © Jens Kalaene/dpa
Im "Bildwerferraum" vom Kino International stehen verschiedene Projektoren.
Im "Bildwerferraum" vom Kino International stehen verschiedene Projektoren. © Jens Kalaene/dpa

1992 übernahm die Yorck Kinogruppe dann das Kino. Durch eine riesige Fensterfront in der Panorama-Bar im ersten Stock schauen Besucher auf das gegenüberliegende Café Moskau und die Karl-Marx-Allee.

Wegen einer Generalsanierung wird das Haus im nächsten April für voraussichtlich rund 15 Monate geschlossen, wie die Yorck-Kinos mitteilten. Unter anderem stehe eine technische Sanierung an. Mit einem Jubiläumsprogramm, das unter anderem eine Jubiläumsfeier an diesem Freitag mit Kulturstaatsministerin Claudia Roth und einen Tag der offenen Tür umfasst, soll der runde Jahrestag des Kinos gefeiert werden. (dpa)