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Dean Read sang vor den Traktoristen

Außerdem war die Leppchen- Oper in Großenhain zuerst ein Schwarzbau. Daran erinnert sich Erhard Haschke, der Stellvertreter von Rudolph Leppchen.

Von Kathrin Krüger
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Dean Read (l.) sang mit Begleitung der Konzert- und Gastspieldirektion im Oktober 1979 in der Leppchen-Oper.
Dean Read (l.) sang mit Begleitung der Konzert- und Gastspieldirektion im Oktober 1979 in der Leppchen-Oper. © Archiv: Erhard Haschke

Großenhain. Als die SZ am 7. Dezember vom Abriss der Leppchen-Oper in Großenhain-Großraschütz berichtete, las Erhard Haschke in Görzig diesen Beitrag ganz genau. „Ich war Fachlehrer im Lektionssaal und damit in der Spezialschule für Landtechnik“, so der 83-Jährige. Von 1960 bis 1972 hatte Haschke die Stellvertreterfunktion von Rudolph Leppchen inne. Damit weiß er auch, dass die Leppchen-Oper 1958 aus einer ehemaligen Produktionshalle umgebaut wurde. Denn tatsächlich bestand jenes Haus H schon früher als Teil der Wachstuchfabrik Kaempfe. Die Familie war 1945 in den Westen geflohen.

Spezialschuldirektor Rudolph Leppchen, so erinnert sich Erhard Haschke, ließ das Gebäude zuerst ohne Genehmigung, also schwarz, entkernen und zu einem Lektionssaal für die Traktoristenausbildung umbauen. „Dafür hat er eine strenge Rüge erhalten, die aber später gelöscht wurde“, weiß der Görziger. 1959 wurde das Gebäude seiner Bestimmung übergeben.

So sieht es in der Leppchen-Oper – im Lektionssaal – heute während des Abrisses aus. Foto: Kristin Richter
So sieht es in der Leppchen-Oper – im Lektionssaal – heute während des Abrisses aus. Foto: Kristin Richter
Dagmar Frederick und Peter Wieland sangen zum 30. Geburtstag der Schule 1979 ebenfalls in Großenhain. Foto: Archiv Erhard Haschke
Dagmar Frederick und Peter Wieland sangen zum 30. Geburtstag der Schule 1979 ebenfalls in Großenhain. Foto: Archiv Erhard Haschke
Erhard Haschke war Lehrer der Spezialschule für Landtechnik Großenhain. (SZ/krü)
Erhard Haschke war Lehrer der Spezialschule für Landtechnik Großenhain. (SZ/krü)
Postkarte der Spezialschule für Landtechnik Großenhain. Foto: Archiv Erhard Haschke
Postkarte der Spezialschule für Landtechnik Großenhain. Foto: Archiv Erhard Haschke
Im Oktober 1991 wurde aus der Spezialschule für Landtechnik Großenhain das BTZ - hier mit Wolfgang Wilhelm als Redner. Foto: Archiv Erhard Haschke
Im Oktober 1991 wurde aus der Spezialschule für Landtechnik Großenhain das BTZ - hier mit Wolfgang Wilhelm als Redner. Foto: Archiv Erhard Haschke

„Zur ersten großen Feier war der bekannte Conférencier Wolfgang Brandenstein in Großenhain“, so Erhard Haschke. Die Großenhain hatten wohl allerdings anfangs zu der Schule ein differenziertes Verhältnis. „Wegen der guten Kontakte Leppchens nach Berlin“, mutmaßt Rentner Haschke.

Bar war Erfrischungsraum

Alle Jugendweihfeiern der Oberschule Anna Seghers Großraschütz hätten damals in der Leppchen-Oper stattgefunden. Und Namensweihen. Es gab auch zentrale Direktorentagungen der landtechnischen Betriebe. Die Spezialschule war in der DDR die zentrale Leitschule für andere Ausbildungsstätten zur Landtechnik. Dass in der Zeit schon eine Bar im Haus bestanden hat, ist unter diesem Gesichtspunkt mit Schmunzeln zu betrachten.

„Wir sprachen damals von Erfrischungsraum“, sagt Erhard Haschke. Schuldirektor sei vor Rudolph Leppchen bis 1955 übrigens Dr. Karl Ernst Schmidt gewesen. Nach der Wende war Walter Schreiber Leiter des BTZ.

Erhard Haschke hielt als Lehrausbilder im Lektionssaal immer den Eröffnungslehrgang. Viele schöne Veranstaltungen hat er hier miterlebt. Auch deshalb schwingt ein bisschen Trauer mit, wenn jetzt vom Abriss des Gebäudes, das zuletzt zum Bildungs- und Technologiezentrum (BTZ) der Handwerkskammer gehörte, die Rede ist.

Die Handwerkskammer hat das Grundstück der Stema verkauft. Bekanntlich wird das BTZ 2020 ausziehen, und die Stema braucht Lagerfläche für ihre Anhänger. So bekam die Abrissfirma Bothur den Auftrag. Bis Mitte Januar soll hier alles verschwunden sein. Erhard Haschke hat aber viele Fotos auf seinem Laptop. Gern erinnert sich der 83-jährige Görziger auf diese Weise an seine Zeit in der Leppchen-Oper.