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Das geteilte Dorf

Der kleine Ort Heidehäuser liegt auf Wülknitzer Gemeindegebiet – und auf Zeithainer. Das könnte zum großen Problem werden.

Von Eric Weser
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Nur etwa 80 Einwohner hat der kleine Ort Heidehäuser. Die leben teils auf Wülknitzer, teils auf Zeithainer Gemeindegebiet. Diese Spaltung sorgt derzeit für Diskussionen, weil die Gemeinde Wülknitz die Straßenbeleuchtung erneuern will.
Nur etwa 80 Einwohner hat der kleine Ort Heidehäuser. Die leben teils auf Wülknitzer, teils auf Zeithainer Gemeindegebiet. Diese Spaltung sorgt derzeit für Diskussionen, weil die Gemeinde Wülknitz die Straßenbeleuchtung erneuern will. ©  Sebastian Schultz/SZ-Montage

Zeithain/Wülknitz. Wenn der wohl prominenteste Einwohner des Wülknitzer Ortsteils Heidehäuser Besorgungen machen will, geht es nicht anders: Er muss über Zeithainer Gemeindegebiet laufen oder fahren. „Man merkt davon ja nichts“, sagt der ehemalige sächsische Ausländerbeauftragte und frühere CDU-Landtagsabgeordnete Heiner Sandig. 

Auch sein Navigationsgerät verorte Heidehäuser manchmal unter Zeithain, erzählt der Pfarrer im Ruhestand. Was auch bis zu einem gewissen Grad stimmt. Denn tatsächlich liegt ein Teil des Dorfes auf Zeithainer Flur. Womöglich sogar der größte Teil.

Heidehäuser ist ein Sonderfall, sagt der Wülknitzer Bürgermeister Hannes Clauß (parteilos). Nach seinen Worten sind alle etwa 80 Einwohner von Heidehäuser zwar bei seiner Gemeinde gemeldet und auch dort wahlberechtigt. Sie flössen auch in die Berechnung von Zuschüssen ein, die das Land Sachsen auf Basis der Einwohnerzahlen an Wülknitz zahlt. Grundsteuer jedoch würden diejenigen in Heidehäuser, deren Grundstücke auf Zeithainer Gebiet liegen, wiederum an Zeithain zahlen.

Neu ist das Kuriosum Heidehäuser nicht. An einer wichtigen Stelle haben Zeithain und Wülknitz deswegen schon 2002 eine Abmachung getroffen: Um die Unterhaltung der einzigen Straße im Ort zu regeln, vereinbarten beide, dass diese voll ins Eigentum von Wülknitz übergeht – und damit auch alle Unterhaltungspflichten.

Trotzdem ist Heidehäuser, dessen meiste Einwohner in einem Wohnheim für Behinderte leben, ein geteilter Ort geblieben. Die Gemeindegrenze verläuft weiterhin durchs Dorf, wenn auch unsichtbar.

© SZ-Gafik: Romy Thiel

Streitfall Straßenbeleuchtung

Jetzt gibt es allerdings die Chance, die Grenze zu verschieben. Derzeit läuft ein Verfahren, mit dem zersplitterter Bodenbesitz in der Gegend neu geordnet wird. Flurbereinigung heißt das. Bei solchen Verfahren können auch Gemeindegrenzen neu gezogen werden, wenn es denn zweckmäßig ist. Was in Heidehäuser der Fall ist. Die Gemeindegrenzen neu zu justieren, könnte allerdings Jahre dauern und einem aktuellen Projekt im Ort nicht mehr helfen.

Die Gemeinde Wülknitz will noch 2019 die kaputte Straßenbeleuchtung sanieren lassen. Das Vorhaben steht mit geplanten Ausgaben von rund 50.000 Euro im Haushalt. Viel Geld, das Wülknitz aus Sicht von Kritikern nicht ausgeben muss.

„Ich bin nicht der Meinung, dass wir Zeithain alimentieren sollten“, sagt Gemeinderat Jens Kraze (CDU). Er ist der Meinung: Die Lampen in Heidehäuser sind Zeithainer Sache – zumindest dort, wo Heidehäuser auf Zeithainer Territorium liegt. Und weil das so sei, solle Zeithain sich an den Planungs- und Baukosten beteiligen.

Dass das passiert, glauben viele im Wülknitzer Gemeinderat nicht. Die meisten dort sehen auch Jens Krazes Vorstoß kritisch, zunächst untersuchen zu lassen, wie es zu den jetzigen Gemeindegrenzen gekommen ist. „

Wir können an der Historie viel rumdrehen“, sagt Gemeindechef Hannes Clauß. Die Frage sei, wie die Gemeinde Wülknitz das Beleuchtungsproblem löse. Das würden auch die Bürger in Heidehäuser erwarten. Etliche Räte sprachen sich für Clauß’ pragmatischen Kurs aus.

Trotzdem hat Wülknitz das Projekt Straßenbeleuchtung erst einmal aufgeschoben. Zunächst will man sich mit Zeithain über das Vorhaben und die Gemeindegrenze beraten. Mit der Kommunalaufsicht soll außerdem geklärt werden, wer für die Straßenbeleuchtung wirklich zuständig ist.

Für Anwohner aus Heidehäuser wie Heiner Sandig ist die Debatte unverständlich. Er wünscht sich, dass das Problem rasch im Sinn der Bürger gelöst wird.