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Der heimliche Matchwinner der Dresdner

Nach dem Sensationssieg gegen Hertha BSC glaubten bei Dynamo Dresden alle in Mickael Poté den Matchwinner gefunden zu haben. Da aber Pierre-Michel Lasogga den Ball selbst ins eigene Tor lenkte, wendete sich der Fokus auf den eigentlichen Mann des Spiels: Cristian Fiel.

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© Robert Michael

Von Tina Hofmann

Dresden. Die Tränen standen ihm dieses Mal nicht in den Augen, doch Gänsehaut-Potenzial hatte der starke Auftritt von Cristian Fiel mit Sicherheit. Als sich der Routinier am Samstag in der siebten Minute das Trikot an der Auswechselbank überstreifte, brandete Jubel im Dresdner Glücksgas Stadion auf. Nur aufgrund der Verletzung von Vujadin Savic durfte der 32-Jährige vor 29.174 Zuschauern gegen Hertha BSC auf den Platz. „So etwas passiert im Fußball. Dafür trainiere ich jeden Tag und versuche mich so vorzubereiten, dass ich meine Chance nutze, wenn sie kommt“, sagte der Routinier nach dem Spiel.

Fiel war sofort auf Betriebstemperatur: rannte, grätschte und flankte was das Zeug hielt. Er ordnete die Reihen, fand die Räume und trat in der 38. Minute den entscheidenden Freistoß, der zum 1:0 (1:0)-Überraschungssieg gegen den Ligaprimus führte, der bis dahin 21 Mal ungeschlagen war. In dem Moment war die Geschichte des Spiels eigentlich für Stürmer Mickael Poté geschrieben. Der Franzose schien nach 1.085 Minuten seine Torflaute beendet zu haben, doch tatsächlich köpfte Pierre-Michel Lasogga den Ball ins eigene Tor. Dresden befreite sich damit zumindest bis Montag von Abstiegrelegationsplatz 16.

Der heimliche Matchwinner war somit „Stehaufmännchen“ Fiel. Der Mittelfeldspieler erlebt eine Saison voller Höhen und Tiefen. Nach der Rückgabe der Kapitänsbinde im Sommer ließ zunächst Ralf Loose den 32-Jährigen auf Tribüne und Bank schmoren. Im Sachsenderby gegen den FC Erzgebirge Aue am 30. September feierte er beim 3:1-Sieg ein hochemotionales Startelf-Comeback und bereitete zwei Treffer vor. Nach der Partie weinte Fiel übermannt von seinen Gefühlen.

Ausgerechnet vor dem Rückspiel in Aue am kommenden Sonntag scheint der Deutsch-Spanier nun seine zweite Leidenszeit beendet zu haben. Denn nach dem Trainerwechsel von Loose auf Peter Pacult in der Winterpause ging für ihn das gleiche Spiel von vorn los. Tribüne, Bank, Einwechsler - Matchwinner. „Ich muss dem lieben Gott dankbar sein, dass er mir heute wieder so ein Ding schenkt. Ich hätte auch gegen Regensburg bei strömenden Regen und wo alles scheiße ist, eingewechselt werden können“, weiß Fiel sein Glück zu schätzen.

Selbst Pacult, der nur sparsam mit Lob umgeht, zollte dem Mittelfeldstrategen nach der Partie Respekt. „Er hat sich mit seiner Leistung heute selbst belohnt“, sagte der Österreicher. Fiel hat einmal mehr bewiesen, dass auf ihn im Abstiegskampf eigentlich kein Verzicht ist. Auch nicht, weil er Erfolge wie den gegen Hertha einordnen kann. „Wenn man die beste Mannschaft der Liga schlägt, dann ist das etwas Tolles. Dennoch wäre es ein Riesenfehler zu sagen, wir haben einen Riesenschritt gemacht, denn das haben wir nicht. Am Sonntag kommt etwas ganz anderes auf uns zu und das muss jedem bewusst sein“, erklärte Fiel nach der Partie und verschwand in der Kabine. (dpa)