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Der Schulfreund

Christian Freund hat nun auch fast die Waldaer Schule fertig als Wohnhaus saniert. Er ist ein Glücksfall für etliche Dörfer.

Von Birgit Ulbricht
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Der Thiendorfer Unternehmer Christian Freund in der alten Schule Walda. 2013 erwarb er das Gebäude, zusammen mit der alten Schule in Bauda, von der Stadt.
Der Thiendorfer Unternehmer Christian Freund in der alten Schule Walda. 2013 erwarb er das Gebäude, zusammen mit der alten Schule in Bauda, von der Stadt. ©  Anne Hübschmann

Walda. Dieser Mann geht immer noch gern in Schulen. In seine Schulen. Der Thiendorfer Unternehmer Christian Freund hat die Schule in Rothnaußlitz saniert, in Folbern, in Bauda und nun in Walda. Sogar eine ganz Kleine in Dresden, die aber danach alsbald wieder als Zweifamilienhaus verkauft wurde. 

Bleiben also die großen ehrwürdigen Kästen. Fast alle wurden um 1900 gebaut oder erweitert, und allesamt sind sie mit mehr oder weniger Macken und Auflagen des Denkmalschutzes behaftet. Der Chef der Thiendorfer Heizungs- und Sanitärfirma FREMA hat keine Berührungsängste mit großen alten Gemäuern, die anderen einen Schauer ob der Kosten über den Rücken jagen.

Denn Christian Freund hat, wie er selbst sagt, schon immer gebaut. 1977 sein erstes Haus in Schönfeld und als Firma an die 500 Objekte im ganzen Ländle. Bei Großprojekten ist der Thiendorfer dabei gewesen, auch bei Philipp Holzmann.

 „Ich hab das überlebt“, sagt er kurz und bündig. Ein Freund großer Reden ist Christian Freund nicht. Nie gewesen. Bis heute kennen den „Schulfreund“ wie er sich an den Gebäuden namentlich und symbolisch verewigt, eigentlich nur wenige Menschen so recht. Doch der vermeintlich „kleine Handwerker“ hat viel geleistet für so manches Ortsbild.

Nach dem Desaster der Philipp Holzmann-Pleite hat Freund gehandelt. Die Firma konsequent auf kleinere Objekte und vor allem solche in der Region ausgerichtet. Weg von hohen Bürgschaften und exorbitantem Risiko. In Demitz-Thumitz hat er das alte Rittergut gekauft und neue Wohnhäuser gebaut. Ins Linzer Pfarramt hat er zwei hübsche Wohnungen gebaut und nun also vier große Wohnungen in die alte Waldaer Schule.

 In der Großstadt würde man sich um so großen Wohnraum reißen und auch auf dem abgelegenen Land waren drei der vier 100 bis 130 Quadratmeter großen Mietwohnungen weg, bevor sich der erste Handwerker auf der Baustelle blicken ließ. So wie in allen anderen Schulen. In Walda ziehen Familien ein, mit drei beziehungsweise jeweils zwei Kindern. Es zieht wieder Leben in die Schulmauern ein.

Blick auf die alten Schule Walda.
Blick auf die alten Schule Walda. ©  Anne Hübschmann

Dabei sind so viel Quadratmeter immer auch eine Geldfrage. Christian Freund löst auch die – konsequent praktisch. Die Mieter zahlen kalt um die 600 Euro. Im Dachgeschoss hat jeder Mieter noch einmal hundert Quadratmeter Boden kostenlos dazu, ebenso 60 bis 50 Quadratmeter Kellerräume. Auch einen kleinen Garten können sich die Mieter anlegen und einen Fahrradstellraum im Nebengebäude nutzen. Auch das kostenlos. So viel Geschenke sind verwirrend, haben aber ihren Sinn. 

Wie jedes alte Haus hat auch die Waldaer Schule ihre Problemchen. Unter dem neuen Dach wurde nach dem Tornado 2010 keine Spannbahnen verlegt, die Dachziegel nur mit Mörtel verschmiert, der anfing zu bröckeln. Jetzt noch einmal alles abzunehmen, lohnte sich nicht. Also hat Christian Freund den Dachboden nicht als Wohnraum ausgebaut, sondern nur die beiden Massivgeschosse darunter. 

Eine andere Besonderheit waren die Außenwände: doppelte Wände. Nicht als Geheimfach für die Schüler, sondern als natürliche Luft-Isolierung. Die Bauherren hatten auch vor über hundert Jahren Ideen. Die braucht auch der Thiendorfer Unternehmer jeden Tag, denn alte Häuser bedeuten immer wieder neue Probleme. 

„Ein Eigenheim auf der Wiese rechnet sich auf alle Fälle besser“, bestätigt Freund unumwunden. Doch die historischen Gemäuer haben es dem Mann einfach angetan. Liebhaberei? Ein Spleen? „Ein bisschen schon“, gibt Freund zu.

Am 19. Januar von 10 bis 14 Uhr lädt er die Bürger ein, sich ihre Schule noch einmal anzusehen, alte und neue Geschichten zu erzählen und sich zu treffen. Erfahrungsgemäß kommen Massen. Alleine in der kleineren Baudaer Schule waren über 200 Besucher zum Tag der offenen Tür. 

„Die Leute wollen ihre Schule noch einmal sehen und unterhalten sich über früher – das machen wir schon“, sagt er zustimmend. Denn anstrengend sind solche Besuchertage allemal. Freund denkt schon wieder an andere Baustellen, einen Edelstahlschweißer bräuchte er dringend, wie überhaupt geschickte Handwerkerhände. Die neuzeitlichen Sorgen sind eben nicht geringer als die um alte Gemäuer.

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