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Der Vanillekipferl-Dieb

SZ-Adventskalender: Mareike Huisinga erzählt die Geschichte der kleinen Leonie. Die möchte Plätzchen backen, hat aber den Appetit des Vaters mächtig unterschätzt.

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Am 2. Dezember um 17 Uhr begrüßt der Weihnachtsmann auf der Bühne vom Canalettomarkt das Adventskind Patrizia Guhr aus Pirna.
Am 2. Dezember um 17 Uhr begrüßt der Weihnachtsmann auf der Bühne vom Canalettomarkt das Adventskind Patrizia Guhr aus Pirna. © Marko Förster

Endlich. Es fängt zu schneien an. Zunächst sind es nur ganz zarte Flocken. "Aber das kann ja noch etwas werden", denkt sich die kleine Leonie, die mit ihren Eltern in der Breiten Straße in Pirna wohnt. Schnell zieht sie ihre Jacke und ihre warmen Winterstiefel an, um das Schneegestöber draußen zu genießen. "Wie lange hatten wir keinen richtigen Schnee mehr", fragt sich das zehnjährige Mädchen und schaut sehnsüchtig in den Himmel. Tatsächlich jetzt fallen schon dickere Flocken.  Frau Holle meint es gut. 

Nach einem kurzen Spaziergang im Friedenspark, wo alles still ist,  kommt Leonie schließlich an ihrer Lieblingskonditorei  vorbei. Die Plätzchen in der Schaufensterauslage sehen verlockend aus.  Der Konditormeister hat diesmal besonders schöne Zimtsterne und Vanillekipferl gebacken. Aber auch bei den Lebkuchenherzen läuft Leonie das Wasser im Munde zusammen. Leonie drückt sich die Nase an der Scheibe platt, bis die Verkäuferin herauskommt und ihr mehrere Vanillekipferl schenkt.  "Für dich, sagt sie freundlich und muss sich dann wieder um ihre Kundschaft  im Café kümmern. Leonie bedankt sich und beißt in die Leckerei. Es schmeckt köstlich. 

"Das kann ich auch", sagt sich das selbstbewusste Mädchen. Schnell kehrt es nach Hause zurück und schaut gemeinsam mit der Mutter in den Speiseschrank, welche Zutaten es für Vanillekipferl und Zimtsterne braucht. Butter, Mehl, Vanillezucker und  Puderzucker für den Guss.  Alles da. Zuerst bindet sich Leonie eine große weiß-rote Schürze mit hübschen Weihnachtsmotiven um, dann schüttet sie Mehl, Zucker und Butter mit dem Vanillezucker in eine Schüssel. Jetzt muss sie gut mit ihren Händen kneten. Prima, dieser Teig kann jetzt ruhen. So hat die Mutter es ihr geraten. Dann ist die Zubereitung für den Zimtstern-Teig dran. Verflucht. Die Haselnüsse fehlen. Gut, dass es Frau Schneider, die freundliche Nachbarin,  gibt. Ja, sie kann unkompliziert aushelfen. Leonie verspricht Frau Schneider,  später eine Kostprobe vorbeizubringen. 

Nachdem sie die Zimtsterne ausgestochen und die Vanillekipferl zu hübschen Kringeln geformt hat, kommt alles auf dem Backblech  in den Ofen. Jetzt ist Warten angesagt. Leonie geht in ihr Zimmer und liest ihr Lieblingsbuch "Die magischen Tiere" weiter.  

Sie hätte es besser nicht getan. Kurze Zeit später kommt ihr Vater von der Arbeit nach Hause. "Was duftet hier so herrlich?", fragt er sich und geht zielstrebig in die Küche. Tatsächlich! Goldbraune  Vanillekipferl liegen im Backofen. Der Vater schaut sich um. Keiner sieht ihn. Schnell zieht er mit einem Topflappen das Blech heraus und schnappt sich einen Keks. Hm, dabei kann es nicht bleiben. Innerhalb kurzer Zeit  hat er die Hälfte verputzt.  "Papa, die Plätzchen sind doch für alle", ruft es plötzlich hinter ihm. Leonie hat ihn erwischt. Betreten schaut der Vater auf die übrig gebliebenen  Vanillekipferl. Die reichen wirklich nicht für den Kaffeetisch mit den Großeltern am Sonntag. Erst recht nicht, da Frau Schneider ja auch noch mal probieren soll! "Weißt du,  was wir machen? Wir laufen jetzt schnell zur Konditorei gegenüber und kaufen dort Vanillekipferl nach. Das merkt doch keiner", sagt der Vater zu Leonie. Gesagt, getan. 

Als am Abend die Nachbarin die Kekse probieren darf, lobt sie Leonie:  "Du bist wahrlich eine perfekte Bäckerin!" Leonie schmunzelt.