Meißen
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Der vergessene Dichter

Vor 770 Jahren wurde der Meißner Poet Frauenlob geboren. Straßen, Schulen, Plätze sind nah ihm benannt. Allerdings nicht in Meißen.

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Von Friedemann Bähr

Meißen. Der erfolgreichste und eigenwilligste Lyriker der ritterlichen Spätzeit Heinrich von Meißen, genannt „Frauenlob“ – diesen Künstlernamen gab er sich selbst, aufgrund seiner Verse, die die Gottesmutter Maria verherrlichen, – wurde vor 770 Jahren, am 31. August 1249 in Meißen geboren und besuchte die Klosterschule in Meißen. S

chon als 13-Jähriger erregte er mit seiner poetischen Begabung Aufsehen am meißnischen Markgrafenhof von Heinrich dem Erlauchten, der selbst als Dichter und Komponist bekannt ist. Seine Preisgedichte zeigen, dass er sich an vielen Höfen des deutschen Sprachgebiets, vor allem aber im Osten und Norden, aufgehalten hat. Er wird „Frauenlob“ genannt, weil er Loblieder auf Frauen verfasste und der Legende nach von Frauen zu Grabe getragen und beweint wurde.

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Zu seinem Werk zählen 13 Minnelieder, der „Marienleich“, auch bekannt als „Frauenleich“, der „Minneleich“ und der „Kreuzleich“, das Streitgespräch zwischen Minne und Welt sowie eine große Menge Sangsprüche in einer Vielzahl eigener Töne. Über die genaue Anzahl herrscht kein völliger Konsens, Schätzungen liegen bei etwa 300 Sprüchen in vermutlich 15 eigenen Tönen. Den größten Einfluss auf das Werk Frauenlobs hatte Konrad von Würzburg als sein Vorbild.

Bei aller Verehrung seines Vorbilds ist Frauenlobs dichterischer Stil dennoch eigenständig. Seine Sprache ist künstlerisch, gewählt und bildreich, während seine Töne komplex strukturiert sind. Er gilt als Meister des „geblümten Stils“. 

Ab dem 15. Jahrhundert wurde Frauenlob von der meistersängerischen Gesangspflege als einer der großen Meister verehrt und viele Meisterlieder wurden mit leichten Variationen in seinen Tönen und seiner Manier ihm zu Ehren verfasst, teilweise in den Mund gelegt oder in Handschriften dieser Zeit zugeschrieben. Sein Einfluss auf die Meistersinger war so groß, dass ihm die Gründung der ersten Meistersingerschule in Worms unter seinem Gönner Erzbischof Peter von Aspelt zugeschrieben wird.

Bereits am 27. Dezember 1893 wurde der Mainzer Frauenlob-Platz nach Heinrich von Meißen, genannt Frauenlob, benannt und ihm zu Ehren trägt auch im Mainzer Bezirk Hechtsheim eine Straße – die Heinrich-von-Meißen-Straße – seinen Namen, ebenso das Mainzer Frauenlob-Gymnasium. In Meißen muss er auf eine Ehrung noch etwas warten. Dem Rathaus zufolge steht Frauenlob auf einer Warteliste für neue Straßennamen.