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Boßel- und Klootschießen-EM startet in Ostfriesland

Alle vier Jahre messen sich Sportlerinnen und Sportler bei der Boßel- und Klootschießen-EM. In diesem Jahr steigt das Turnier in Ostfriesland. Mit dabei ist auch eine Nation, an die nicht jeder beim Boßeln denkt.

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Für den Kampf um Medaillen im Boßeln und Klootschießen werden im Mai rund 400 Sportlerinnen und Sportler zur 17. Europameisterschaft ins ostfriesische Neuharlingersiel reisen.
Für den Kampf um Medaillen im Boßeln und Klootschießen werden im Mai rund 400 Sportlerinnen und Sportler zur 17. Europameisterschaft ins ostfriesische Neuharlingersiel reisen. © Mohssen Assanimoghaddam/dpa

Neuharlingersiel. Wer bei Boßeln und Klootschießen nur an nordische Gefilde denkt, der wird bei der 17. Europameisterschaft im Küstendorf Neuharlingersiel an der Nordsee eines Besseren belehrt: Es tritt auch eine Mannschaft aus Italien am langen Himmelfahrtswochenende an. Sie wird sich mit je einem Team aus den Niederlanden, Irland, Schleswig-Holstein und Ostfriesland/Oldenburg messen. "Wir bekommen auch Besuch von Delegationen aus Spanien und der Schweiz. Sie wollen sich das mal angucken", sagt Holger Wilken vom Friesischen Klootschießerverband, der die EM in diesem Jahr ausrichtet. "Wir werden langsam immer internationaler."

Die Europameisterschaft wird alle vier Jahre ausgetragen, abwechselnd in den Regionen der teilnehmenden Verbände. In diesem Jahr ist Ostfriesland dran. Nach der Eröffnungszeremonie am Donnerstag kämpfen ab Freitag drei Tage lang rund 400 Sportlerinnen und Sportler in der Einzel- und Mannschaftswertung. "Wir rechnen täglich mit mindestens 10 000 Zuschauern, sagt Wilken. Zum ersten Mal in der EM-Geschichte sollen alle Sportlerinnen und Sportler in einer Art olympischem Dorf unterkommen. Dafür wurde die Jugendherberge in Neuharlingersiel gebucht.

Training im Verein und regelmäßige Wettkämpfe

Den Europarekord im Einzel-Klootschießen hält seit mehr als 20 Jahren der Ostfriese Stefan Albarus. Er erreichte eine Rekordweite von 106,2 Metern. "Er hatte dafür täglich mehrere Stunden trainiert", berichtet Wilken. "Dafür fehlt unseren Athletinnen und Athleten heutzutage die Zeit." Dennoch sei Boßeln und Klootschießen ein ernst zu nehmender Sport. Wie beim Fußball wird in Vereinen trainiert, regelmäßig finden Wettkämpfe statt.

Der Unterschied zwischen Boßeln und Klootschießen ist schnell erklärt: "Geboßelt wird auf der Straße, Klootschießen findet auf der grünen Wiese statt", sagt Wilken. Während Boßeln ein Mannschaftssport ist, bei dem eine Kugel mit möglichst wenigen Würfen über eine festgelegte Strecke geworfen wird, kämpft beim Klootschießen jeder für sich allein. "Klootschießen ist technisch wesentlich anspruchsvoller als Boßeln", betont Wilken. Die Sportler vom Friesischen Klootschießerverband springen dabei mit Anlauf von einer Rampe und werfen die Kugel. "Die Frauen und die anderen Nationen bevorzugen den sogenannten Drehwurf. Dieser wird ohne Rampe mit einer schnellen Ganzkörperrotation beim Abwurf ausgeführt", sagt Wilken.

Der Begriff "Kloot" stammt aus dem Plattdeutschen und bezeichnete ursprünglich einen Erdklumpen. "Man geht davon aus, dass schon im 17. Jahrhundert mit gebrannten Lehmklumpen geworfen wurde", sagt Wilken. Inzwischen wird mit Holz- und Eisenkugeln gespielt. (dpa)