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Die Blütenkönigin

Die Kinder der Grundschule Radeburg haben seit jetzt eine Schmetterlingswiese. Wenn es nach Anita Bätz geht, wird Radeburg bald nicht mehr nur grün, sondern bunt sein.

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© Norbert Millauer

Von Beate Erler

Radeburg. Pünktlich zur Einweihung der Schmetterlingswiese an der Grundschule Radeburg ist ein seltener, aber gern gesehener Gast gekommen. Um die Kleine Wiesenraute schwirrt eine Biene. Das freut Anita Bätz, die das Hortprojekt „Naschgarten“ seit einem Jahr ehrenamtlich stemmt. „Die Naschkatzen seid ihr Kinder“, sagt sie, „aber nicht nur, denn wir wollen mit der Wiese Biene, Hummel und Schmetterling wieder eine Chance geben.“ Sie sollen in das neue Insektenhotel einziehen und hier Nahrung finden.

Dass es den Naschgarten an der Grundschule überhaupt gibt, liegt an dem Modellprojekt Eltern-Kind-Zentrum Radeburg (EKiZ). Die Radeburger Grundschule ist die einzige im Landkreis, die derzeit an dem Projekt teilnimmt. „Seit Mai 2016 werden wir mit 11 000 Euro jährlich gefördert“, sagt der Hortleiter Michael Reuter. Die 247 Hortkinder profitieren davon zum Beispiel in Form von Tanz- und Computerkursen oder eben dem Naschgartenprojekt. „Wir hoffen, dass wir nächstes Jahr die Nachfolgefinanzierung bekommen“, wünscht sich der Hortleiter.

Gerade in den kleinen Gemeinden gebe es, abgesehen vom Karnevalverein, außerhalb der Schule zu wenige Freizeitangebote für Kinder. „In diese Lücke wollen wir mit unseren Angeboten rein“, sagt Michael Reuter. Er hofft, dass das Modellprojekt bald zur Normalität wird und ganz selbstverständlich zu Schule und Hort dazugehört.

Auf der neuen Magerwiese sollen im nächsten Jahr viele Pflanzen blühen. An drei Nachmittagen hat Anita Bätz mit Carl, Madlen, Larissa und Lilly die Wiese angelegt. Die vier gehen in die zweite und dritte Klasse. „Sie kommen öfter in mein Gartenprojekt, aber ich muss sowohl die Kinder als auch die Eltern von meinem Angebot erst einmal überzeugen“, sagt sie.

Drei unterschiedliche Flächen haben sie gepflanzt: Links die Staupflanzen, die nur eingesetzt werden mussten, in der Mitte der Garten mit Himbeeren und Kräutern und rechts der wichtigste Teil für Anita Bätz, die Magerwiese. „Auf so einer Magerwiese können bis zu 1 500 verschiedene Arten wachsen“, sagt sie. Genau das lockt dann die Insekten an, die viel mehr Nahrung finden als auf einer normalen Fettwiese.

Derzeit gibt es in Sachsen und deutschlandweit viele Projekte, die sich für den Schutz der Insekten einsetzen. Die Schmetterlingswiesen sind eines davon. Anita Bätz glaubt, dass der Auslöser die Krefelder Studie aus dem letzten Jahr ist, in der es um das Insektensterben geht.

Geht es nach ihr, dann ist das Gartenprojekt an der Grundschule erst der Anfang. Es soll eine Vorzeigefläche, ein Aushängeschild sein, wie es in Zukunft überall in Radeburg aussehen könnte. „Ich möchte vom öffentlichen Grün zum öffentlichen Bunt“, erklärt sie den Kindern, die sich um sie herumgestellt haben. Wenn sie immer mittwochs mit ihrer Schubkarre über den Schulhof zieht, dann zieht sie manchmal auch eine Schar interessierter Kinder hinter sich her. „Es muss halt erst ein Umdenken geben“, sagt sie.

Und man muss sich Leute ins Boot holen. Deshalb hat Anita Bätz auch schon mit dem Bauhof Radeburg gesprochen. Der ist für die öffentlichen Grünflächen in der Stadt verantwortlich. „Sie haben sich meine Vorschläge zumindest schon einmal angehört und waren auch nicht abgeneigt“, sagt sie. Vielleicht wird es in Radeburg bald mehr bunte Wiesen und weniger englischen Rasen geben.

Seit kurzer Zeit ist die Berbisdorferin auch Referentin im „Netzwerk blühende Landschaft“. Das Forum aus Landwirten, Imkern, Verbrauchern und Naturschützern setzt sich für mehr blühende Landschaften ein. Drei Flächen hat Anita Bätz in Radeburg im Blick. Die Kommune stellt sie zur Verfügung, sagt sie. Bis September muss sie sich beim Netzwerk bewerben. Falls Radeburg ausgelost wird, verschenkt das Netzwerk gebietsheimisches Saatgut, mit dem die derzeit brachliegenden Flächen dann neue Blüten treiben können.