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Die grüne Lunge der Hansastraße

Auf 48 Hektar soll in 30 Jahren ein Naherholungsgebiet entstehen. Die SZ zeigt wie.

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© André Wirsig

Saftige Wiesen und blühende Blumenstauden zwischen 1.700 Kleingartenparzellen: Das Kleingartenareal links und rechts der Hansastraße soll innerhalb von 30 Jahren ein Platz zum Entspannen für alle Dresdner werden. Titus Porstmann vom Amt für Stadtgrün erklärt, was sich schon getan hat und wo noch Arbeit wartet.

Das Spartenheim des Vereins Eigenheim ist derzeit noch stark vom Schimmel befallen. Nach dem Willen der Planer könnte aus ihm mal ein schmuckes Kleingartenmuseum werden.
Das Spartenheim des Vereins Eigenheim ist derzeit noch stark vom Schimmel befallen. Nach dem Willen der Planer könnte aus ihm mal ein schmuckes Kleingartenmuseum werden. © André Wirsig
Schilder mit grünen Amseln weisen Parkbesuchern den Weg durch das Kleingartenlabyrinth. Sie sind nötig, denn mancher Pfad entpuppt sich schnell als Sackgasse.
Schilder mit grünen Amseln weisen Parkbesuchern den Weg durch das Kleingartenlabyrinth. Sie sind nötig, denn mancher Pfad entpuppt sich schnell als Sackgasse. © André Wirsig

Wie soll der Kleingartenpark in Zukunft aussehen?

Auf der einen Seite sollen die bestehenden 1.700 Kleingärtenparzellen der heimischen 16 Vereine weitestgehend erhalten werden. Auf der anderen Seite ist geplant, das Areal zu einem Naherholungsgebiet für die Menschen aus den angrenzenden Wohngebieten zu machen. Die Dresdner können dann zwischen den bepflanzten Kleingärten spazieren gehen und sich auf den aufgestellten Bänken erholen, so die Vorstellung Porstmanns. Für die umliegenden Kitas sind spezielle Bildungsangebot geplant. Am Rande des Parks möchte die Stadt das sogenannte Turmhaus an der Hansastraße sanieren. Es könnte dann der neue Sitz des Stadtverbandes der Dresdner Gartenfreunde werden. Bis das soweit ist, wird es aber noch einige Zeit dauern.

Was muss dafür insgesamt getan werden?

Um ungestört durch den Park flanieren zu können, muss zunächst ein durchgängiges Wegenetz geschaffen werden. Gerade an den Grenzen der einzelnen Kleingartensparten enden Wege derzeit noch in Sackgassen. Sogenannte Gemeinschaftsplätze mit Spielplätzen und Wiesen laden zukünftig zum Erholen ein. Zur vielbefahrenen Hansastraße ist ein Zaun aus Holz den zum Lärmschutz geplant. Auch auf den anderen Seiten soll das Gelände schrittweise einheitlich eingezäunt werden. Um die beiden Seiten des Parks zu verbinden, wird ein Fußgängerüberweg über die Hansastraße gebaut. Die Zufahrten von der Hansastraße auf das Gelände werden dagegen dichtgemacht, um zu verhindern, dass diese weiterhin von Autofahrern als Schleichwege genutzt werden.

Warum ist die Umsetzung des Projekts auf 30 Jahre angelegt?

Das hat zwei Gründe. Zum einen sind für das Projekt nur etwa 25.000 Euro im Haushalt pro Jahr vorgesehen. Spenden und Fördermittel für einzelne Arbeiten sollen den Betrag aufstocken. Alleine der Sichtschutz zur Hansastraße wird jedoch rund 200.000 Euro kosten. Zum anderen möchten die Planer der Stadt bei der Umsetzung eng mit den Kleingärtnern zusammenarbeiten. Titus Porstmann erklärt das Vorgehen: „Wir werden nichts wegreißen, was die Kleingärtner vor drei, vier Jahren angepflanzt haben. Genauso werden wir niemanden zwingen, mit seiner Parzelle Platz zu machen, damit wir die Wege verbinden können.“ Stehen Gärten leer oder jemand ist bereit, seine Parzelle zu tauschen, schlägt die Stunde von Projektleiter Postmann. Auch die Umzäunung wird nur dort ausgetauscht, wo sie ohnehin marode ist.

Wie gehen die Gärtner mit den Neuerungen um?

Laut Porstmann stehen die Kleingärtner den Veränderungen im Großen und Ganzen aufgeschlossen gegenüber. Die Vorsitzenden der Vereine haben die „Territoriale Arbeitsgruppe Kleingartenpark“ gegründet. Sie hat zum Beispiel festgelegt, dass es vom 1. Mai bis zum 30. September einheitliche Öffnungszeiten, von 9 bis 20 Uhr, auf dem Gelände geben soll. Für die übrigen Monate gibt es solch eine Regelung noch nicht. Trotzdem sind auch dann große Teile des Areals offen, da in der Osthälfte einige Spartenheime bewirtschaftet werden.

Einzelne Parzellenbesitzer stehen den Änderungen jedoch auch skeptisch gegenüber. Porstmann erklärt: „Sie sorgen sich etwa wegen mehr Einbrechern oder Hundekot überall.“ Doch Erfahrungen aus anderen Städten, wie etwa Hamburg, würden zeigen, dass mehr Öffentlichkeit in Kleingärten die Sicherheit erhöhe. „Dass immer mal ein Fußgänger vorbeikommen kann, schreckt potenzielle Einbrecher eher ab“, erläutert Porstmann.

Welche Vorhaben wurden bereits umgesetzt?

Auf dem Gelände des Kleingartenvereins Erholungsheim wurden die Festwiese und der Spielplatz gestaltet und neue Bänke aufgestellt. Erste Verbindeungen zwischen den Vereinen wurden geschaffen, der Haupteingang Nord neu gebaut. Gleich im Eingangsbereich Nord wurden Stauden gepflanzt und ein Insektenhotel aufgestellt. Das Gelände der ehemaligen Gärtnerei an der Weinböhlaer Straße wurde beräumt. Hier fanden einige Kleingärtner einer Sparte aus Pieschen ein neues Zuhause, die dort für einen Kita-Neubau weichen musste. Zuletzt wurde eine vorher eingeschlossene Brachfläche zwischen den Sparten Erholungsheim und Blumenhain zugänglich und urbar gemacht. Hier baut derzeit die Dresdner Tafel für Bedürftige Gemüse an. Zwischen den einzelnen Vereinen haben Kleingärtner Wegweiser angebracht, die die Orientierung erleichtern.

Was hat die Stadt als Nächstes geplant?

Der Bau des Haupteingangs West steht ganz oben auf dem Plan. Entstehen soll er der Weinböhlaer Straße. Der Standort erhielt den Vorzug vor einem Eingang am Pestalozziplatz. Kurz unterhalb der Einmündung der Weinböhlaer Straße in die Hansastraße soll ein Parkplatz mit rund 19 Stellplätzen entstehen. Die Erneuerung und Vereinheitlichung des Außenzauns soll schrittweise fortgesetzt werden.