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Die Leidenschaft im Instrumentenbau

Caroline Zillmann und Steffen Milbradt bauen und restaurieren Streich- und Zupfinstrumente.

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Stolz auf die Werkstatt: Viele Meisterinstrumente gelangten schon in die Hände von Geigenbaumeisterin Caroline Zillmann.
Stolz auf die Werkstatt: Viele Meisterinstrumente gelangten schon in die Hände von Geigenbaumeisterin Caroline Zillmann. © Claudia Hübschmann

Von Julian Wolf

Meißen. Welche Hölzer haben einen besonderen Klang? Wie kann man den maximalen Ertrag aus einem Baum erzielen? Warum sind so viele junge Musiker auf der Suche nach dem Klang der alten Meister? Was macht ein altes Instrument aus? Alte Instrumenten-Schätze studieren, detailgetreu aufarbeiten und wieder zum Leben erwecken. Das ist der Anspruch zweier Instrumentenbaumeister in der Meißner Altstadt.

Geigenbaumeisterin Caroline Zillmann begann im Jahr 1987 ihre Lehre. Zunächst befasste sie sich mit dem Neubau von Instrumenten. Nach dem erfolgreichen Bestehen der Ausbildung besuchte Zillmann Werkstätten und befasste sich mit der Restaurierung alter Instrumente: „Anfang/Mitte der 1990er Jahre habe ich mich dann intensiv mit der Restaurierung befasst. Historische Instrumente habe ich bearbeitet, habe Rückbauten erstellt, mich um Barock-Instrumente gekümmert und erledigte Reparaturen.“ 

Steffen Milbradt ist seit 1993 im Instrumentenbau beheimatet, war in mehreren Werkstätten in Deutschland und auch international unterwegs. Schon in den Anfängen hatte er mit historischen Instrumenten zu tun. Gerade diese historischen Instrumente faszinieren die Geigen- und Gitarrenbaumeister ganz besonders.

„Man darf nicht vergessen, dass es bei den Zupfinstrumenten wesentlich weniger Original-Exemplare gibt als bei Geigen zum Beispiel. Es ist gar nicht schwer eine Geige aus dem 18. Jahrhundert in die Finger zu bekommen. Das kommt oft vor. Aber bei Zupfinstrumenten, wie zum Beispiel Gitarren oder Lauten, ist es sehr selten“, berichtet Zillmann. 

Die Werkstatt der Geigenbauer befindet sich in der Meißner Schlossergasse – in dem Haus, in dem Caroline Zillmann und Steffen Milbradt auch wohnen.
Die Werkstatt der Geigenbauer befindet sich in der Meißner Schlossergasse – in dem Haus, in dem Caroline Zillmann und Steffen Milbradt auch wohnen. © Claudia Hübschmann
Blick in das Holzlager der Meißner Instrumentenbauer.
Blick in das Holzlager der Meißner Instrumentenbauer. © Claudia Hübschmann

Ein Highlight in der Werkstatt war eine alte Barock-Laute. Dabei handelte es sich um ein Originalinstrument aus der Mitte des 18. Jahrhunderts. Nachweislich wurde das Instrument noch nie geöffnet. Zillmann und Milbradt sahen die Laute dann zum ersten Mal von innen.

Das sind aufregende Dinge für die Instrumentenbauer: „Es gibt immer wieder faszinierende Entdeckungen. Zurzeit arbeite ich an zwei Barock-Bratschen. Von der ersten Bratsche habe ich einen Verdacht, von wem sie ist, die zweite hat einen Zettel im Korpus. Sie sollen beide von demselben Meister sein, aber sehen vollkommen unterschiedlich aus. Es ist interessant solche Vergleiche bei diesen alten Instrumenten feststellen zu können.“

Warum sich die beiden Meister aber für ihren jetzigen Beruf entschieden haben, scheint eine schwere Frage zu sein, berichtet Zillmann: „Da komme ich immer wieder ins Eiern. Ich kann das gar nicht so richtig sagen. Ich bin in einem Kultur- und Musik-interessierten Elternhaus aufgewachsen. Mein Vater war Architekt, meine Mutter Kostümbildnerin. Man saugt die Kultur rundherum auf. Ich habe selber nie viel Instrumentalmusik gemacht, trotzdem war das Interesse dafür da. Als Kind war mir aber schon klar, dass ich etwas mit meinen Händen machen muss. Die Tragweite der Entscheidung ist mir erst in der Ausbildung klargeworden. Ich lernte viele Werkstätten kennen und erweiterte meinen Horizont für alte Musik.“

Für Milbradt war die Berufswahl eher ein Zufall. „Man hat in der Jugend in Bands gespielt und Musik gemacht. Das war ein Zeitvertreib für mich. Als ich Ende 20 war, wusste ich, dass ich etwas mit Holz machen würde. Aus der technischen Ecke komme ich als frühgelernter Elektriker sowieso. Ich konnte damals eine Gitarre von einem Baumeister erwerben und war fasziniert. Da wurde mir erst einmal bewusst, dass jemand dieses Instrument in allen Teilen gebaut hatte. Das war ein Erweckungsmoment“, erklärt der jetzige Gitarrenbaumeister.

Die Begeisterung an Instrumenten ist den beiden bis heute geblieben, die seit 1997 ihre Werkstatt auf der Schlossergasse 1 in Meißen betreiben und seit fünf Jahren auch eine Filiale in Dresden unterhalten.

 In der Regel kümmern sich Zillmann und Milbradt um nahezu alle Zupf- und Streichinstrumente. Instrumente aus Musikschulen werden hier gewartet, Hobby-Musiker können ihre Instrumente einstellen und reparieren lassen, aber auch viele anerkannte Berufsmusiker, zum Beispiel Lautenisten und Hochschulmusiker besuchen die Werkstatt der Meister, die sich weiterhin gern mit der Faszination des Instrumentes auseinandersetzen.

Weitere Informationen findet man online unter www.saitenspiel-zeug.de.

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