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Baby tot geschüttelt

Finn S. wurde keine drei Wochen alt. Brit S. lenkte den Verdacht auf ihre Lebensgefährtin. Nun steht sie vor Gericht.

Von Christoph Springer
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Brit S. soll ihr eigenes Kind so schwer verletzt haben, dass es gestorben ist. Sie stammt aus Großröhrsdorf und lebte zum Tatzeitpunkt in Dresden-Bühlau.
Brit S. soll ihr eigenes Kind so schwer verletzt haben, dass es gestorben ist. Sie stammt aus Großröhrsdorf und lebte zum Tatzeitpunkt in Dresden-Bühlau. © René Meinig

Dresden/Großröhrsdorf. Neujahr 2018 ist ein tragisches Datum für Brit S.. An diesem Tag ist ihr drittes Kind gestorben. Finn ist nicht einmal drei Wochen alt geworden. Die Obduktion des toten Babys ergab, dass der Junge schwere Hirnverletzungen hatte. Seine Mutter Brit S. steht deshalb seit Mittwoch vor dem Landgericht. Die Staatsanwaltschaft wirft ihr Körperverletzung mit Todesfolge vor. Die heute 24-Jährige soll Finn in der Silvesternacht heftig geschüttelt haben. Dabei schlug das Baby mit dem Kopf auf einen Gegenstand oder bekam einen Schlag gegen den Kopf. Das überlebte Finn nicht. Der Notarzt versuchte fast eine Stunde, das Kind zu reanimieren. Es half nicht. Die aus Großröhrsdorf stammende Brit S. lebte damals mit ihrer Lebensgefährtin Peggy B. zur Miete in einer Wohnung in Dresden-Bühlau. Mit ihnen in der Wohnung: ein Hund und der Säugling. Dessen Vater kennt nur die 24-Jährige selbst. Vor der Schwurgerichtskammer unter Vorsitz von Richter Martin Uebele sagte sie am Mittwoch weder zu sich noch zu ihren Lebensumständen etwas. Auch ihre Mutter Yvonne hat bis heute nicht erfahren, wer der Vater von Finn ist. Lediglich ihre zwei weiteren Kinder und deren Vater kamen zur Sprache. Lukas und Leonie sind älter als Finn und leben in Pflegefamilien. Vom Kindsvater hat sich Brit S. getrennt. „Ich weiß, dass er mein Kind geschlagen hat“, sagte die Mutter der Angeklagten.

Alle dachten an plötzlichen Kindstod

Am 19. Dezember 2017 brachte Brit S. den Jungen zur Welt. Das Kind war der Grund dafür, dass sie und ihre Mutter wieder mehr Kontakt hatten. „Brit hat mich zwei oder drei Mal pro Woche angerufen“, berichtete Yvonne S.. Dabei habe ihre Tochter zwar Fragen zum richtigen Umgang mit dem Neugeborenen gestellt, letztlich sei es ihr aber nur darum gegangen, die Oma zu sich zu locken. Die wollte aber nicht zu Besuch kommen. Sie war enttäuscht von ihrer Tochter, die nichts davon erzählt hatte, dass das Jugendamt ihr die zwei anderen Kinder weggenommen hatte. „Ich habe Finn nur auf drei Fotos gesehen“, berichtete Oma Yvonne S.. Am Abend des Neujahrstages besuchte sie dann doch ihre Tochter. Da war Finn tot.

Die junge Mutter traf sie „aufgelöst“ an. „Das war unbegreiflich, sie hat darüber gar nicht geredet“, erzählte sie vom Neujahrsabend. Da seien alle noch davon ausgegangen, dass der plötzliche Kindstod Ursache für das Sterben von Finn war. Doch Finn sollte noch untersucht werden, so wie es grundsätzlich bei dem Verdacht auf einen unnatürlichen Tod oder bei besonders jungen Toten passiert. Fünf Tage später wurde Brit S. festgenommen. Die Rechtsmediziner hatten bei dem Säugling Hirnblutungen und eine schwere Hirnschwellung gefunden. Symptome für das Schütteln und den Schlag auf den Kopf. Am 6. Januar 2018 kam Brit S. in Untersuchungshaft.

Von dort schickte sie später Briefe, in denen sie ihre Unschuld beteuerte und ihre damalige Lebensgefährtin Peggy B. beschuldigte, Finns Tod herbeigeführt zu haben. Die Staatsanwaltschaft legt ihr deshalb auch falsche Verdächtigung zur Last. Außerdem hat sie dem Vater von Lukas und Leonie eine Vergewaltigung vorgeworfen. Die Ermittlungen gegen ihn ergaben: Es handelte sich um einvernehmlichen Geschlechtsverkehr. Noch eine falsche Verdächtigung. Mehrere Betrügereien und Schwarzfahren beschließen die Liste der Vorwürfe gegen die 24-Jährige.

Die Verhandlung wird am Freitag fortgesetzt. Dann soll unter anderem die Ex-Lebensgefährtin der Angeklagten als Zeugin gehört werden.