SZ + Dippoldiswalde
Merken

Kadaver beim Gassigehen entdeckt: Hat ein Wolf in Reichstädt ein Reh gerissen?

Eine Reichstädterin machte beim Hundeausführen einen grausigen Fund: ein ausgeweidetes Reh. Sie ist sich sicher, wer dafür verantwortlich ist. Für die Fachstelle Wolf ist die Beurteilung schwierig.

Von Maik Brückner
 3 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Ist in Reichstädt ein Wolf unterwegs? Ein Fund vom Sonntag deutet darauf hin.
Ist in Reichstädt ein Wolf unterwegs? Ein Fund vom Sonntag deutet darauf hin. © Symbolfoto: dpa

Die Reichstädterin Madelaine Stübs geht in ihrem Heimatort oft mit ihrem Hund und dem ihrer Eltern spazieren. Doch in letzter Zeit verhielten sich die Hunde merkwürdig - sowohl ihr eigener als auch der Hütehund ihrer Eltern. Am Sonntag hatte sie dann eine Ahnung, was los war. Auf ihrem Spazierweg entdeckte sie den Kadaver eines Rehs - viel war nicht mehr übrig. Nur der Kopf, die Beine, die Wirbelsäule und ein paar Rippen waren noch da. Am Fundort war kein Fleisch mehr zu sehen. Im Wald lagen Fellreste. Das zeige, dass ein Kampf stattgefunden habe, meint die Leserin.

Leider hatte sie kein Handy zur Hand, um den Fund zu dokumentieren. Das hat sie einen Tag später nachgeholt. Allerdings hatte sich jemand an den Überresten bedient, sodass noch weniger zu sehen war. Sie vermutet, dass ein Wolf das Reh gerissen hat.

Das könnte sein. Denn im Wolfsbüro des Sächsischen Landesamtes für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (LfULG) sind zuletzt fünf Wolfsmeldungen aus der Region Reichstädt eingegangen. "Dabei handelt es sich um drei unbestätigte Hinweise, darunter zwei Sichtungen am 11. März 2022 und 15. November 2022 sowie eine Fährte am 11. März 2022", sagt Karin Bernhardt, Pressesprecherin des Landesamtes. Außerdem gab es zwei Meldungen über Risse von Wildtieren. Diese gingen am 27. Januar 2021 und am 22. Februar 2023 ein. Eine Auswertung war hier jedoch nicht mehr möglich.

Landesamt: Es muss nicht der Wolf gewesen sein

Ähnlich verhält es sich mit dem Fund von Madelaine Stübs. "Unsere Fachstelle Wolf kann aus der Ferne und ohne weiterführende Informationen keine Aussagen zum Verursacher treffen", sagt die Sprecherin. Denkbar sei neben einem Wolfsriss auch ein natürlicher Tod oder ein Tod durch einen Verkehrsunfall.

Der Kadaver könnte auch von Füchsen, Rabenkrähen oder anderen Tieren ausgeweidet worden sein. "Bei einem derart hohen Verwertungsgrad", wie geschildert wurde, sei es "fraglich, ob ein Wolf mit hinreichender Sicherheit als Verursacher des Wildtierrisses identifiziert werden kann. Auszuschließen ist dies jedoch auch nicht", sagt die Sprecherin.

Das ist der Rest eines Rehs, den die Leserin am Montag fotografiert hat.
Das ist der Rest eines Rehs, den die Leserin am Montag fotografiert hat. © privat

Generell sollten Wildtierrisse und Kadaverfunde an das Sächsische Wildmonitoring gemeldet werden. Dabei werden auch die zuständigen Jagdpächter mit einbezogen. Sie sind für die Dokumentation zuständig. "An diese sind auch die Funde zu melden", so Bernhardt. Hinweise auf Sichtungen und oder andere Hinweise auf Wölfe können auch direkt an die Fachstelle Wolf gemeldet werden. Die Zuständigen bitten darum. Denn gut dokumentierte und zeitnah gemeldete Hinweise sind eine Hilfe für das Wolfsmonitoring. "So werden nach gehäuften Sichtungsmeldungen in einer bestimmten Region gegebenenfalls auch die Aktivitäten des aktiven Monitorings verstärkt", erklärt Sprecherin Bernhardt.

Der Fund des Kadavers sei kein Grund zur Beunruhigung, sagt Sprecherin Bernhardt. Auch wenn Wildtierrisse auf den Menschen befremdlich wirken, gehören sie zu den natürlichen Vorgängen in der Natur. Die Familie von Madelaine Stübs will trotzdem reagieren. Denn sie hält Schafe - neben einem Bock zwei Mutterschafe und Lämmer. Diese sollten eigentlich bald auf die Weide. Jetzt bleiben sie erst einmal im Stall.

Zuletzt sorgte ein Überfall auf eine Schafherde für Schlagzeilen. Im Dippser Ortsteil Paulsorf hatte ein Wolf im November 2023 eine Schafsherde gerissen.