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Dippoldiswalde
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Osteuropa-Pop und Kuchenbasar in den Parksälen

Flüchtlinge aus der Ukraine und Südamerika laden Ende Mai zu einem Kulturfest ein. Organisiert wird es von einem Russlanddeutschen.

Von Maik Brückner
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Johann Hahn lädt zu einem Kulturfest in die Parksäle ein. Es wird von Flüchtlingen aus der Ukraine und Südamerika gestaltet.
Johann Hahn lädt zu einem Kulturfest in die Parksäle ein. Es wird von Flüchtlingen aus der Ukraine und Südamerika gestaltet. © SZ/Maik Brückner

Eine Premiere steht in Dipps an: Am 26. Mai findet zum ersten Mal das Kulturfest "Vivat" statt. Das Programm wird vor allem von jungen Menschen gestaltet, die als Flüchtlinge nach Deutschland kamen und im Osterzgebirge gelandet sind. Darunter sind Jugendliche aus Südamerika sowie die Sänger Aleksandr Radko und Oleg Aleev aus der Ukraine. Beide haben in Dipps und Altenberg gelebt und wohnen jetzt in Pirna.

"Vivat heißt erleben und bedeutet, mit allen Sinnen zu spüren", sagt Johann Hahn. Der 42-Jährige hat das Festival initiiert. Dabei hat er seine vielfältigen Kontakte genutzt. Hahn arbeitet seit April 2022 für den Awo-Kreisverband Weißeritzkreis, zunächst als Flüchtlingsberater, jetzt als kommunaler Integrationskoordinator in Dipps und Altenberg. Johann Hahn möchte mit der Veranstaltung zeigen, welche Talente in den jungen Menschen stecken, die aus unterschiedlichen Gründen nach Deutschland gekommen sind. Er hofft, dass das Fest dazu beiträgt, dass Einheimische und Flüchtlinge miteinander ins Gespräch kommen. Denn Kommunikation sei wichtig.

Im Familienalltag wurde Russisch gesprochen

Er weiß, wovon er spricht. Denn er hat selbst erlebt, wie es ist, in einem fremden Land anzukommen. Johann Jahn wuchs als Nachkomme von Russlanddeutschen in der sibirischen Großstadt Omsk auf und kam im Jahr 2000 mit seinen Eltern nach Dresden. Deutsch konnte er anfangs besser verstehen als sprechen. Zwar sprach seine Großmutter Plattdeutsch und sein Vater schwäbischen Dialekt. Doch im Familienalltag wurde vor allem Russisch gesprochen. "Wir waren sehr gut integriert", erzählt er.

Er studierte Wasserwirtschaft an der TU Dresden und investierte nebenbei Zeit und Energie, um sein Deutsch zu verbessern. Heute spricht er es fast akzentfrei. Er ist angekommen in seiner neuen Heimat. "Ich liebe Dresden, ich liebe die Menschen, ich genieße mein Leben mit meiner wunderbaren Familie in Dresden." Das multikulturelle Leben fasziniert ihn. Beruflich hat er sich schon in vielen Bereichen ausprobiert. Er arbeitete als Pianist, als Ingenieur und Dolmetscher in einem Planungsbüro für Wasserwirtschaft, im Handel und als Standbetreuer auf Messen in ganz Deutschland.

Das Programm des Vivat-Festes

  • Das Fest findet am 26. Mai von 14 bis 17 Uhr in den Parksälen Dippoldiswalde im Rahmen der 48h-Aktion des Vereins Pro Jugend statt.
  • Es beginnt mit dem Auftritt einer multikulturellen Tanzgruppe.
  • Anschließend singen Aleksandr Radko und Oleg Aleev aus Kiew. Das Repertoire von Aleev umfasst Rock, Blues und Pop. Er trat in Clubs in Polen, Norwegen und den Vereinigten Arabischen Emiraten auf.
  • Im Anschluss findet ein Kuchenbasar mit Spezialitäten aus Südamerika statt.
  • Der Eintritt ist frei.

Als russische Truppen Anfang 2022 in die Ukraine einmarschierten, änderte sich auch sein Leben. Nach einem Anruf aus der Ukraine setzte er sich ins Auto und fuhr nach Budapest, um aus der Ukraine geflüchtete Frauen nach Dresden zu bringen. Hier kümmerte er sich weiter um sie. "Sie waren 54 Tage in meiner kleinen Wohnung", sagt er. Auch die Frauen sind hier angekommen. Mittlerweile sprechen sie fast fließend Deutsch, so Hahn.

Viele Talente unter den Flüchtlingen

2022 suchte der Awo-Kreisverband Weißeritzkreis Mitarbeiter für die Flüchtlingshilfe. Johann Jahn bewarb sich. Er wurde eingestellt. Hier kommen ihm nicht nur seine Sprachkenntnisse, sondern auch seine vielfältigen Berufserfahrungen zugute - zum Beispiel, wenn er Flüchtlingen beim Ausfüllen von Anträgen hilft. Für ihn ist es auch wichtig, mit ihnen intensiven Kontakt zu halten. Er weiß, dass viele dankbar sind für die Hilfe, die sie hier bekommen haben. "Sie sind bereit, etwas zurückzugeben", sagt Hahn.

Und da es unter den Flüchtlingen viele Talente gibt, wurde diese Veranstaltung organisiert. Dabei arbeitet er eng mit Angela Meisegeier, der kaufmännischen Leiterin der Parksäle, zusammen. Sie war von Anfang an begeistert und unterstützt das Projekt nach Kräften. "Dippoldiswalde als Stadt braucht Kultur", sagt Johann Hahn. Und mit den Parksälen gibt es hier eine perfekte Bühne dafür. Die zum Vivat-Fest auch für einheimische Künstler geöffnet wird. Wer will, kann auf der Bühne stehen, sagt Hahn. Talente gibt es. "In Dipps gibt es eine tolle Musikschule."