Das Museumsprojekt in Dippoldiswalde war ursprünglich anders geplant. Erstens sollte das Museum schon lange wieder eröffnet sein. Zweitens sollte es nur 3,1 Millionen Euro kosten, während die Kosten jetzt auf die fünf Millionen zulaufen. Was hat so viel Zeit gekostet? Was bekommen die Dippser und ihre Gäste jetzt für ihre Millionen? Museumsleiter Thomas Klein zeigte Sächsische.de das neue Museum.
Das ganze Museum ist jetzt mit Rollstuhl zugänglich
Das Erste, was auffällt, ist der neue Eingang. Wer an die bisherige Museumstür geht, kommt hier nicht mehr rein. Es geht einmal um die Ecke. Dort wartet in der ehemaligen Remise das völlig neu gestaltete Foyer auf die Besucher. Das hat mehrere Vorteile. Rollstühle, Kinderwagen oder Rollatoren rollen ebenerdig ins Haus. So wie das gesamte Museum jetzt barrierefrei gestaltet ist.
Im Innenhof wurde dafür ein Teil des alten, unebenen Sandsteinpflasters durch neue Platten ersetzt. Im historischen Gebäude haben die Bauleute einen neuen Aufzug eingebaut. Das war ein Kraftakt, der auch länger gedauert hat als geplant. Dafür können jetzt auch Menschen, die nicht gut zu Fuß sind, alle Etagen des Hauses erreichen. Für die Architekten war das eine Herausforderung, denn in dem alten Gebäude mussten sie einige Höhenunterschiede ausgleichen.
Profifirma für die Gestaltung der Ausstellung
Der neue Eingangsraum ist mit dunklem Holz gestaltet und bietet alles, was ein modernes Museum braucht: Regale für das Bücherangebot, Garderobe, Toilette. Und von hier haben die Besucher einen freien Blick in den Innenhof. An der Glaswand sehen sie auch gleich das neue System zur Besucherinformation. „Früher haben wir die Gestaltung ja immer selbst gemacht. Jetzt haben wir zum ersten Mal eine Profifirma, die das ganze Haus gestaltet“, sagt Klein. Das Designbüro „Atelier N.4“ von Barbara und Mario Graupner aus Flöha hat den Auftrag dafür.
Sie haben auch an Sehbehinderte gedacht. Hinweise sind nicht nur aufgeschrieben, sondern können auch in Blindenschrift ertastet werden. Im Innenhof ist ein Ständer vorbereitet, auf den noch ein Modell des Hauses kommt, das ebenfalls ertastet werden kann.
Europaweit einzigartige Gerberwerkstatt
Inhaltlich hat das Museum drei Teile. Das sind erstens die Lohgerberei, zweitens die Darstellung der Stadtgeschichte und drittens die Osterzgebirgsgalerie. Die Gerber-Werkstatt, die in Dippoldiswalde noch erhalten ist, ist europaweit einmalig. Sie bleibt erhalten, wird aber deutlich besser erklärt als bisher. Früher haben Besucher eine Führung benötigt, um sie zu verstehen. Das ist künftig dank der Schautafeln alleine möglich.
Diese Werkstatt hat der Gerberfamilie so viel eingebracht, dass sie sich ein repräsentatives Wohnhaus bauen konnte. Das ist jetzt denkmalgerecht saniert worden. Das Dach war undicht, der Hausschwamm saß im Gebälk – und das sogar viel weiter als anfangs angenommen. Das ist mit ein Grund, warum sich die Bauarbeiten verzögert haben.
Hier finden die Museumsbesucher im ersten Obergeschoss die Ausstellung zur Stadtgeschichte. Dabei ist das Haus selbst mit seinen kunstvoll ausgemalten Räumen schon ein Schaustück für sich. Das sind vor allem drei Räume, in denen sich Denkmalschützer, Architekten und Ausstellungsgestalter auf etliche Kompromisse einigen mussten. Wo der Schwamm in der Mauer war, musste der alte Putz mitsamt der Malerei weichen. Doch wer nicht weiß, wo alt und neu sind, findet den Unterschied jetzt nicht mehr.
Das neu erforschte Dippser Steinzeug
In den weiteren Räumen, die weniger historischen Schmuck haben, bekamen die Gestalter mehr Freiheiten. Eine eigene Ecke bekommt hier das Dippser Steinzeug, das ein bedeutender Wirtschaftszweig in der Stadt war und europaweit verbreitet ist. Erst in den letzten Jahren ist nachgewiesen worden, dass dies eine Dippser Besonderheit ist. Früher hatten die Forscher Freiberg oder Annaberg als Ursprung vermutet.
Vitrinen in Schwarz und Rot in den folgenden Räumen sind noch leer. Sie werden einmal die dunklen Zeiten der Stadtgeschichte darstellen, Kriege, Krankheiten, Katastrophen. Schon ihre Gestaltung zeigt das Unheimliche dieser Themen.
Der zeitliche Horizont der Ausstellung wird erweitert. Sie stellt jetzt auch die DDR-Zeit dar, den Umbruch 1989 und die neuere Zeit. Demo-Transparente von 1989, die sich das Museum gesichert hat, stehen schon in einer Ecke. Dabei greift das Museum auch auf das Fotoarchiv von Günter Reichart zurück, der viele Jahre für die Sächsische Zeitung fotografiert hat. Noch nicht zu sehen ist eine Stadtkarte, die auf den Fußboden kommt. Dort werden alle Ortsteile dargestellt, und mit dem Handy können Besucher Informationen zu ihnen abrufen.
Der genaue Eröffnungstermin wird erst festgelegt
In dem Mansardgeschoss unterm Dach sind zum einen die Büros der Museumsleitung untergebracht und zum anderen Ausstellungsräume für die Osterzgebirgsgalerie. Unter dem Thema "Menschen und Landschaften im Osterzgebirge" zeigt das Museum die schönsten Stücke aus seiner Gemäldesammlung. „Wenn die Alarmanlage scharfgeschaltet ist, werden sie aufgehängt“, sagt der Museumsleiter.
Wann genau das Museum wieder eröffnen wird, steht im Moment noch nicht fest. „Im ersten Quartal 2022“, sagt Klein. Genauer kann er sich noch nicht festlegen. Ende November wird es eine Beratung geben mit den Gestaltern, auf der sie prüfen, welche Arbeiten noch zu tun sind und welcher Zeitplan dafür erforderlich ist.
Im Erdgeschoss wird die ehemalige Lederkammer, wo vor dem Umbau die Kasse war, als Veranstaltungsraum eingerichtet, wo bis zu 60 Gäste beispielsweise Vorträge hören können. Zwei weitere Räume sind für Sonderausstellungen vorgesehen. Dort wird von nächstem Jahr an wieder die traditionelle Weihnachtsausstellung zu sehen sein.