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Platz in Oberschule Klingenberg wird knapp

Klingenbergs Bürgermeister Torsten Schreckenbach ist 2020 wiedergewählt worden. Er sagt, wo er die wichtigsten Aufgaben für die Gemeinde sieht.

Von Franz Herz
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Klingenbergs Bürgermeister Torsten Schreckenbach (BfK) trägt neuerdings einen Bart.
Klingenbergs Bürgermeister Torsten Schreckenbach (BfK) trägt neuerdings einen Bart. © Egbert Kamprath

Herr Schreckenbach, wenn wir mal alle Worte, die mit Co anfangen weglassen, was waren die drei wichtigsten Ereignisse im Jahr 2020 in Ihrer Gemeinde?

Das Wichtigste war wohl, dass die Gemeinde an der Grundschule Pretzschendorf ausreichend Horträume schaffen konnte. Der Bedarf ist seit 2013 stetig angestiegen, so dass der Platz nicht mehr ausreichte. Dazu kommt, dass die Schülerzahlen der nächsten Jahre überdurchschnittlich hoch sein werden. Die Containerlösung gibt uns gleichzeitig den Spielraum uns jetzt Gedanken zu machen, wie es mit der Schule weitergeht.

Was ist das Problem bei der Schule?

Die Schule bedarf einer Sanierung. Die Räumlichkeiten entsprechen nicht mehr den heutigen Anforderungen. Wenn wir auch einen Teil der Horträume aus der Schule herausgenommen haben, kann das nur eine Notlösung sein. Zurzeit prüfen wir, welche Lösungen es geben kann, von der Sanierung bis hin zu einem Neubau.

Das zweite wichtige Thema wäre?

Der Landkreis aktualisiert gerade die Schulnetzplanung. Die Gemeinde ist Träger der Oberschule Klingenberg, die 2009 zweieinhalbzügig saniert wurde. Das heißt, dass diese jeweils einen Jahrgang mit zwei und dann wieder mit drei Klassen aufnehmen kann. Mit den kommenden starken Schülerjahrgängen reichen die Plätze für die Schüler der Gemeinde Klingenberg, aber für die Region wird es knapp. Das betrifft dann vor allem die Schüler aus den angrenzenden Ortsteilen von Tharandt, von Dorfhain und Hartmannsdorf-Reichenau. Ich hoffe, dass wir dafür Lösungen finden, denn wenn diese Schüler in unserer Region nicht mehr lernen können, verlieren diese auch den Bezug zu unserer Region. Das wäre fatal. Wir wollen deshalb einen Vorschlag erarbeiten, mit dem Voraussetzungen an der Schule geschaffen werden, der Platz für die Aufnahme von mehr Schülern zulässt. Dazu gehört auch die Sanierung der angrenzenden Sporthalle.

Gibt es noch etwas, das nicht mit Schulen zu tun hat?

In der Gemeinde waren die Kindereinrichtungen in diesem Jahr ein wichtiges Thema. Wir haben zurzeit glücklicherweise ein ausreichendes Betreuungsangebot, was aber bedingt, dass wir ständig dafür etwas tun. Im Ortsteil Ruppendorf konnten wir die Krippeneinrichtung mit einer Kapazität von 36 Plätzen in Betrieb nehmen, auch darüber bin ich sehr froh.

Kinderbetreuung und Bildung sind also Ihre Hauptaufgaben.

Sie sind zumindest ein sehr wichtiger Bereich. Sehen Sie sich unseren Personalbestand in der Gemeinde an. Wir sind rund 30 Verwaltungsmitarbeiter- und mitarbeiterinnen, zwölf Mitarbeiter im Bauhof und rund 60 Erzieher und Erzieherinnen.

Andere Gemeinden kämpfen mit Erziehermangel. Klingenberg auch?

Wir haben zurzeit glücklicherweise ausreichend Personal. Jedoch ist bei 60 Erzieher und Erzieherinnen immer eine gewisse Personalbewegung gegeben. So sind Schwangerschaften, Renteneintritt oder Kündigungen aus privaten Gründen immer wieder Anlass für die Suche nach weiteren Erziehern und Erzieherinnen. Ich hoffe, dass wir in den nächsten Jahren ausreichend Personal finden. Dafür bilden wir auch selbst aus.

Sie wurden im Frühjahr wiedergewählt und hatten ihre erste Wahlperiode in der vereinigten Gemeinde Klingenberg abgeschlossen. Was hat der Gemeindezusammenschluss gebracht?

Mit dem Blick zurück gibt es viele Bereiche, in denen der Zusammenschluss Vorteile brachte. Ein großer Vorteil ist aus meiner Sicht die Arbeit in der Verwaltung. Wir haben in den jeweiligen Sachgebieten gute Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, die sich auskennen. Es braucht aber, gerade als Bürgermeister, auch große Anstrengungen, um die Ehrenamtlichen in den Ortsteilen zu erreichen. Deshalb ist es immer gut, wenn es Ortsbeiräte wie in Ruppendorf, Obercunnersdorf oder Colmnitz oder Heimatvereine als Ansprechpartner gibt. Diese tun einiges und viele Einwohner unterstützen dann auch diese Arbeit. Als Verwaltung sehe ich uns vor allem als Dienstleister, beispielsweise bei der Unterstützung von Projekten. Wir können fachlich beraten, vermitteln oder bei der Akquise von Fördermitteln helfen.

Warum haben Sie Ortsbeiräte eingeführt?

Wir sind einen Sonderweg gegangen, weil wir gesagt haben, dass die ehrenamtliche Entschädigung der Ortschaftsräte, speziell der Vorsitzenden in keinem Verhältnis zu anderen Entschädigungen gesellschaftlicher Träger steht.

Da läuft doch aber noch ein Gerichtsverfahren.

Das liegt noch beim Verwaltungsgericht. Wir hatten 2018 die Hauptsatzung geändert, die Ortschaftsräte abgeschafft und dafür die Ortsbeiräte eingeführt. Gegen diese Änderung ist das Landratsamt angegangen. Wir haben aber gesagt, das ist in Ordnung. Also ging es weiter, erst zum Innenministerium. Das hat auch gesagt, dass diese Änderung nicht geht. Jetzt haben wir geklagt.

In der Gemeinde wurden immer wieder alte Bauten verkauft? Welche Konzepte hat die Gemeinde, um solche Häuser zu nutzen?

Wir haben uns in den letzten Jahren von einigem Altbestand an Gebäuden getrennt, die von uns nicht mehr genutzt werden. Es gab glücklicherweise immer Käufer, die in solchen Gebäuden eine Zukunft sahen, als Wohnung beispielsweise. Dies lohnt sich in jedem Fall. Alte Gebäude haben Geschichte und einen eigenen Charakter. Man kann dort kreativ bauen, es macht ökologisch Sinn, dafür wird kein neues Bauland verbraucht. Große finanzielle Unterstützung bot in den letzten Jahren die Leader-Förderung. Das war richtig Geld und ermöglichte Bauvorhaben, die sonst Manchem nicht so leicht möglich gewesen wäre.

Das Baugebiet am Pfarrbusch in Colmnitz ist jetzt ausverkauft. Was bieten Sie Interessenten, die sich ansiedeln wollen?

Die Bauplanung am Pfarrbusch wurde bereits aktualisiert, sodass eine Erschließung für rund 20 weitere Häuser möglich ist. Gleichzeitig will die Gemeinde einen neuen Flächennutzungsplan erarbeiten und so in den Ortsteilen schauen, wo eine maßvolle Bebauung möglich sein kann. Damit sollen für die kommenden Jahre Angebote für Neuansiedlung geschaffen werden. Die Ausweisung von neuen Bauflächen ist aber nur eine Seite. Es gibt innerhalb der Ortsteile auch noch ausreichend Baulücken die genutzt werden könnten oder eben auch alte Bausubstanz.

Wie sieht es mit Gewerbeflächen aus?

Da haben wir das gleiche Problem. Die Flächen im Gewerbegebiet in Höckendorf sind vollständig veräußert und in Klingenberg stößt dieses auch an Kapazitätsgrenzen. Wir müssen somit auch hier wieder Angebote schaffen. Die bisherige Ansiedlung zeigt, dass es sich gelohnt hat, für Unternehmer wie für die Gemeinde.

Was wird sie noch 2021 beschäftigen?

Die Schulen und die Sporthalle an der Oberschule werden wohl die größten Projekte der kommenden Jahre. Genauso wichtig bleibt die Breitbanderschließung oder eben die Erarbeitung des Flächennutzungsplanes. Wir hoffen auch, dass die Trinkwassererschließung für die Ortsteile kommt, wo diese noch fehlt.

Nun doch das Thema mit Co. Wie hat Corona die Gemeinde belastet?

Im Frühjahr haben wir das Landratsamt organisatorisch noch unterstützt, jetzt koordiniert der Landkreis allein und ich meine sehr gut. Für junge Familien mit Kindern sind die Einschränkungen in der Kinderbetreuung ein besonderes Problem. Damit verbunden sind die Schwierigkeiten mit dem Arbeitsplatz und letztendlich auch die Einkommen. Es liegt aber auch an der Selbstdisziplin der Bürger, sich an die Vorgaben zu halten, damit sich die Pandemie nicht weiter ausbreitet. Wie am Ende die Auswirkungen zu spüren sein werden, ist noch nicht abzusehen. Ich hoffe für uns alle, dass bald eine Normalität des gesellschaftlichen Lebens wiederkommt.

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