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Welche Chancen haben Schmiedebergs Vororte?

Dönschten, Niederpöbel und Naundorf sind auf Schmiedeberg ausgerichtet. Das neue Stadtentwicklungskonzept nennt für sie Impulse.

Von Franz Herz
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Genossenschaftswohnungen in Tal Naundorf an der B170. Die Lage hat zwei Seiten, eine gute Verkehrsanbindung geht einher mit Straßenlärm.
Genossenschaftswohnungen in Tal Naundorf an der B170. Die Lage hat zwei Seiten, eine gute Verkehrsanbindung geht einher mit Straßenlärm. © Karl-Ludwig Oberthür

Schmiedeberg ist zwar selbst ein Ortsteil von Dippoldiswalde, aber so groß, dass es seinerseits drei Nachbarorte hat, die man als Vororte von Schmiedeberg betrachten kann. Ihre Entwicklung ist seit Jahrzehnten eng mit der von Schmiedeberg verknüpft. Es handelt sich um Dönschten, Naundorf und Niederpöbel.

Früher herrschte reges Leben in den Gasthöfen

Ihnen widmet auch der aktuelle Entwurf des Stadtentwicklungskonzepts für Dippoldiswalde eigene Betrachtungen. Wie eng sie mit Schmiedeberg verbunden sind, zeigt sich schon darin, dass der Ortsvorsteher von Schmiedeberg, Maik Biber, für die drei Orte mit zuständig ist. Er selbst wohnt auch in Naundorf. Alle drei Orte sind früh nach Schmiedeberg eingemeindet worden, Niederpöbel 1935, Naundorf 1950. Dönschten 1945, hat dann aber seine Selbstständigkeit wiedererlangt, ehe es 1994 endgültig Teil von Schmiedeberg wurde.

Dass die Orte früher auch ein reges Gemeinschaftsleben hatten, zeigt sich darin, dass in allen stattliche Gasthofgebäude stehen. Doch ist davon keiner mehr in Betrieb. Der ehemalige Gasthof in Naundorf ist in Privatbesitz und wird gepflegt. Der ehemalige Gasthof in Niederpöbel ist zwar auch in Privatbesitz, stand aber lange Zeit leer und ist verfallen bis hin zum Dacheinsturz. In Dönschten steht der ehemalige Gasthof in der Talstraße leer. Hier wäre zu prüfen, ob eine Sanierung noch sinnvoll ist oder ob eher ein Abriss infrage käme, schlagen die Planer der Stadtentwicklungsgesellschaft Steg vor, die das Konzept für Dippoldiswalde verfasst haben.

Zwei Einrichtungen strahlen sachsenweit aus

In Niederpöbel und Naundorf gibt es zwei öffentliche Einrichtungen, die sachsenweit ausstrahlen. Dies sind das Waldschulheim Wahlsmühle, wo der Forst Kinder aus dem weiten Umkreis betreut und in den Umgang mit dem Wald einführt. Das Winfriedhaus ist das Jugendbildungshaus der katholischen Kirche, das verschiedenste Gruppen besuchen.

Obendrein hat Dönschten noch eine kleine Attraktion, das Naturbad. Offiziell ist es kein Bad, weil es nicht bewirtschaftet wird. Aber das Stadtentwicklungskonzept sieht hier touristisches Potenzial. Dies wird in Dönschten noch ergänzt durch die gute Anbindung an die Wanderwege ringsum.


Das Schloss Naundorf stand jahrelang ungenutzt. Seit 2017 bringt es der neue Eigentümer Konstantin Herrmann schrittweise auf Vordermann.
Das Schloss Naundorf stand jahrelang ungenutzt. Seit 2017 bringt es der neue Eigentümer Konstantin Herrmann schrittweise auf Vordermann. © Schloss Naundorf
Dönschten ist der letzte der drei direkten Nachbarorte, der nach Schmiedeberg eingemeindet wurde. Der Ort ist durch seine idyllische Lage gekennzeichnet.
Dönschten ist der letzte der drei direkten Nachbarorte, der nach Schmiedeberg eingemeindet wurde. Der Ort ist durch seine idyllische Lage gekennzeichnet. © Karl-Ludwig Oberthür
Dieses Frühjahr bestand der neue Hochwasserschutzdamm in Niederpöbel seinen Probestau. Er ist ein markantes Bauwerk in dem Ort und bietet Schutz für Schmiedeberg und das ganze Weißeritztal.
Dieses Frühjahr bestand der neue Hochwasserschutzdamm in Niederpöbel seinen Probestau. Er ist ein markantes Bauwerk in dem Ort und bietet Schutz für Schmiedeberg und das ganze Weißeritztal. © Egbert Kamprath

Die Anfänge dem Bergbau zu verdanken

Die anderen beiden Vororte von Schmiedeberg haben ihre Anfänge wesentlich dem Bergbau zu verdanken. In Niederpöbel waren die Bergleute schon im Mittelalter aktiv, wie neue Forschungen im Rahmen des Projekts Archaeomontan gezeigt haben. Der Kupfergrübner Stollen, der zum Bergwerk Sadisdorf führt, hat hier sein Mundloch.

Heute wird Niederpöbel durch den neuen Hochwasserschutzdamm geprägt. Er riegelt das Tal des Pöbelbachs ab und gibt im Ernstfall den Unterliegern bis nach Dippoldiswalde und Freital Schutz. Denn der Pöbelbach, der in normalen Zeiten harmlos durchs Gras murmelt, kann zerstörerische Kräfte annehmen. Bei der Flut im August 2002 hat er in Schmiedeberg mehr Schäden angerichtet als die Rote Weißeritz.

Naundorf hat zwei völlig verschiedene Teile

Die Erzvorkommen in Sadisdorf haben einst auch dem Rittergut in Naundorf gute Einkünfte gebracht. So hat sich rings um das Schloss in Naundorf ein Dorf entwickelt. Nach jahrelangem Leerstand bringt der neue Besitzer Konstantin Herrmann das Schloss wieder auf Vordermann, will es künftig privat und öffentlich nutzen. Daneben liegt der Schlosspark mit dem Pavillon, den der Heimatverein Ottos Eck wiederhergerichtet hat und pflegt.

Naundorf zerfällt in zwei Ortsteile mit völlig unterschiedlichem Charakter. Obernaundorf ist ein kleines Dorf. Tal Naundorf hingegen eine Wohnsiedlung mit vielen Mietshäusern, die der Schmiedeberger Wohnungsgenossenschaft oder der Stadt Dippoldiswalde gehören. Die Gebäude wurden gebaut, um Bergarbeitern oder Beschäftigten der Schmiedeberger Industriebetriebe ein Dach überm Kopf zu geben.

Die gute Verkehrsanbindung hat auch Schattenseiten

Heute sind vor allem die städtischen Wohnhäuser Problemfälle. Hier sind seit Jahren Sanierungen notwendig. Die Folge davon ist ein hoher Leerstand. In Tal Naundorf stehen aber auch markante Villen, die in der Zeit entstanden sind, nachdem der Ort durch die Weißeritztalbahn eine gute Verkehrsanbindung erhalten hatte. Heute ist Tal Naundorf mit der B170 gut an den Verkehr angebunden, muss aber auch Lärm und die Gefahren durch den Verkehr ertragen. Hier schlagen die Stadtplaner weiteren Lärmschutz entlang der Bundesstraße vor sowie eine Verbesserung in der Siedlung.

Insgesamt sind die drei Vororte von Schmiedeberg aus städtebaulicher Sicht intakt. Ihnen allen fehlen aber Versorgungseinrichtungen. Ob zum Einkaufen oder für Arztbesuche, immer sind die Einwohner darauf angewiesen, nach Schmiedeberg oder Dippoldiswalde zu fahren. Das unterstreicht den Charakter als Vororte.