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Rätselhafter Tagesbruch bei Schmiedeberg

Im Dippoldiswalder Ortsteil Niederpöbel hat sich die Erde aufgetan. Das ist in der Region nicht selten. Zuletzt arbeitete die Wismut hier und schon die hatte damit zu kämpfen.

Von Franz Herz
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Thomas Witzke, Mitarbeiter der Bergsicherung Freital arbeitet sich in rund acht Meter Tiefe in den alten Schacht in Niederpöbel vor.
Thomas Witzke, Mitarbeiter der Bergsicherung Freital arbeitet sich in rund acht Meter Tiefe in den alten Schacht in Niederpöbel vor. © Egbert Kamprath

Viele Rätsel gibt derzeit noch ein Tagesbruch auf, der im Dippser Ortsteil Niederpöbel an einem Weg in Richtung Naundorf passiert ist. Derzeit arbeitet die Bergsicherung hier und wird noch lange zu tun haben.

Bereits im Mai 2023 hat sich der Grundstückseigentümer an die Bergsicherung Freital gewandt wegen des Lochs. Das Unternehmen seinerseits hat die Information an das Sächsische Oberbergamt nach Freiberg weitergegeben. Denn dieses ist für solche Fragen zuständig. Seine Mitarbeiter müssen in solchen Fällen überprüfen, welche Gefahr von einem Tagesbruch ausgeht und was zu tun ist. Dafür hat das Oberbergamt auch Gelder aus dem Staatshaushalt.

Historische Einordnung ist ganz schwierig

In Niederpöbel stellten sich aber einige Rätsel. Eines steht fest: Es handelt sich um eine Folge des Altbergbaus. Das ist aber fast schon alles. „Für eine historische Einordnung des Altbergbaus liegen uns keine Erkenntnisse vor“, antwortet Bernd Cramer, der Leiter des Oberbergamts auf eine Anfrage von Sächsische.de.

Nur die Namen sind bekannt: Unterer und Mittlerer Löwe

Es gibt keine Unterlagen, keine bergmännischen Risse zu diesem Bergbau. Der Tagesbruch liegt an dem Weg von Niederpöbel nach Naundorf. Hier sind lediglich zwei Namen von alten Erzgängen überliefert. Sie heißen „Unterer Löwe“ und „Mittlerer Löwe“. Aber es lässt sich momentan nicht einmal sicher sagen, welche Erze hier abgebaut wurden, heißt es weiter beim Oberbergamt. Auch ist noch unklar, wie die unterirdischen Hohlräume genau verlaufen und welche Ausmaße sie haben.

Sicherung dauert noch bis Ende des Jahres

Deswegen hat das Oberbergamt wiederum die Bergsicherung Freital beauftragt, den Tagesbruch zu erkunden, zu sichern und wo nötig, zu verwahren. Diese Arbeiten haben im November 2023 begonnen und werden voraussichtlich noch bis Ende 2024 andauern, informiert das Oberbergamt.

Rings um Niederpöbel liegen eine Reihe von alten Bergbauanlagen. Bereits im Mittelalter blühte hier der Bergbau. Dieses Erbe wurde vor dem Bau des Hochwasserschutzdamms in Niederpöbel gründlich untersucht.

Dieser Lederstiefel ist in einem alten Schacht in Niederpöbel gefunden worden.
Dieser Lederstiefel ist in einem alten Schacht in Niederpöbel gefunden worden. © Egbert Kamprath

Dabei sind die Archäologen auf eine Reihe neuer Erkenntnisse gestoßen und haben auch interessante Funde gemacht, beispielsweise den Lederstiefel eines Bergmanns. So etwas hat sich nur in seltenen Fällen erhalten. Heute ist er im Bergbaumuseum Miberz in Dippoldiswalde zu sehen. Dazu gibt es auch Veröffentlichungen des Landesamts für Archäologie. Demnach stammt das älteste Grubenholz, das hier verwendet wurde aus dem Jahr 1184.

Wismut hat 30 Tonnen Uran in Niederpöbel abgebaut

Zuletzt hat die Wismut AG ab 1948 die alten Halden und Gruben neu untersucht. Hier stand die mögliche Urangewinnung im Mittelpunkt des Interesses. Dieser Bergbau endete 1954 nach Gewinnung von lediglich 30 Tonnen Uran, wie die heutige Wismut GmbH informiert. Schon in dieser Zeit und auch später traten Wassereinbrüche und Beeinträchtigungen der Tagesoberfläche häufiger auf. So ist auch der aktuelle Tagesbruch in Niederpöbel keine Überraschung.