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SOE: Wenn die Volkszähler an der Tür klingeln

Die Büros für den Zensus 2022 werden jetzt eingerichtet. Vier gibt es im Landkreis SOE, in Dipps, Freital, Neustadt und Pirna. Dipps hat das größte Gebiet.

Von Franz Herz
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Rainer Büttner leitet das Büro für den Zensus 2022 in Dippoldiswalde und ist für zehn Gemeinden im Osterzgebirge zuständig.
Rainer Büttner leitet das Büro für den Zensus 2022 in Dippoldiswalde und ist für zehn Gemeinden im Osterzgebirge zuständig. © Egbert Kamprath

Diese Woche ist die letzte Chance, um Rainer Büttner in seinem Büro zu besuchen. „Ab 31. Januar wird das hier alles abgeschottet, um die Datensicherheit zu gewährleisten“, sagt der Leiter der Erhebungsstelle Dippoldiswalde für den Zensus 2022.

Vier Mitarbeiter fangen bis Mai an

Der 37-jährige Politikwissenschaftler baut seit vergangenem Oktober die Erhebungsstelle Dippoldiswalde auf, eine von vier im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge. Die anderen sind in Freital, Pirna und Neustadt. Das Büro ist noch sehr karg eingerichtet. Selbst ein Telefonanschluss und die eigene E-Mail-Adresse wird es wohl erst in zwei Wochen geben. Büttner wird in den kommenden Wochen noch drei Mitarbeiter einstellen. Seine Stellvertreterin Bianca Reichel fängt am 1. Februar an, die anderen folgen danach.

Ab Mai sind ehrenamtliche Interviewer unterwegs

Wenn die selbst eingearbeitet sind, suchen sie 80 bis 100 ehrenamtliche Helfer, die ab 16. Mai durch die Orte im Osterzgebirge ziehen und die Einwohner für den Zensus befragen. „Die werden von uns geschult und ausgestattet“, sagt Büttner. Sie müssen auch mobil sein. Denn es ist nicht vorgesehen, diese Interviewer in ihren eigenen Orten einzusetzen. Sie sollen schließlich Daten erfragen, von denen nicht jeder will, dass die in der Nachbarschaft bekannt werden. „Datenschutz steht bei uns ganz oben“, sagt Büttner. Die Tätigkeit als Interviewer läuft ehrenamtlich. Es kann aber bis zu 450 Euro Aufwandsentschädigung geben.

Dipps hat flächenmäßig das größte Gebiet

Der Landkreis ist für den Zensus in vier Gebiete aufgeteilt, die alle eine ähnliche Einwohnerzahl haben. Die Folge ist, dass die Erhebungsstellen in Dippoldiswalde mit zehn Gemeinden und Neustadt mit neun Gemeinden flächenmäßig deutlich größer sind als Pirna mit sieben Gemeinden und Freital mit sechs Gemeinden.

Die erste Runde für den Zensus 2022 ist schon gelaufen. Die Eigentümer von Gebäuden haben bereits einen Brief erhalten, in dem sie zu ihrer Immobilie und den Wohnungen darin gefragt wurden.

Büttner erklärt, wie der Zensus funktioniert. Dafür werden nicht alle Einwohner gefragt. Es geht darum, auf der Basis der vorhandenen Einwohnerregister zu arbeiten. Erstens soll der Zensus kontrollieren, ob diese Daten noch stimmen. Zweitens soll er Informationen erheben, die dort nicht erfasst sind. Das Gebiet der Dippser Zensus-Stelle umfasst rund 54.000 Einwohner. Davon werden rund 12.000 befragt. Bei 7.000 geht es um die einfache Feststellung, ob sie tatsächlich dort wohnen, wo sie gemeldet sind. Von 5.000 will das Statistische Landesamt mehr wissen, genauere Angaben zur Wohnsituation beispielsweise. Wer will, kann diese Angaben auch über ein Online-Portal machen. Dazu wird aber niemand gezwungen. Wenn jemand nicht übers Internet am Zensus teilnehmen kann, kommen Interviewer ins Haus.

Bis Ende Juli läuft die Frist

Die Interviewer bekommen vom Statistischen Landesamt Adressen genannt, wo sie die Einwohner befragen müssen. „Dabei ist auch Fingerspitzen nötig“, sagt Büttner. „Meistens werden sie wohl in den Nachmittags- und Abendstunden unterwegs sein, um auch die Berufstätigen zu erreichen.“

Bis Ende Juli sollten alle Fragebögen und Daten aus den zehn Gemeinden des Dippser Gebiets vorliegen. Dann werden sie im Computer erfasst. Gegen Ende des Jahres muss diese Arbeit abgeschlossen sein, und Rainer Büttner mit seinen Kolleginnen wird das Büro wieder räumen. „Eine solche Arbeit macht mir Spaß, Projekte ins Laufen bringen“, sagt er. Zuletzt hat er in Dresden daran mitgearbeitet, Impfzentren aufzubauen.

Wichtige Daten für die Planung in Städten und Gemeinden

Die Hochrechnung von den Ergebnissen der Befragung zu den endgültigen Daten dauert dann etliche Monate. Ende 2023 werden die Ergebnisse des Zensus 2022 erwartet. Sie werden Einfluss auf politische Entscheidungen haben. Nach dem letzten Zensus mussten etliche Gemeinden in der Region ihre Einwohnerzahlen korrigieren. Pirna und Freital haben damals sogar gegen die Ergebnisse geklagt. Auch ist es für die Planung in einer Kommune wichtig, zu wissen, wie viel Wohnraum leer steht. Der Landkreis hat im vergangenen Jahr seine Schulnetzplanung überarbeitet. Auch dafür sind Zensusdaten eine Grundlage.

Auf der großen politischen Ebene wurden an einigen Stellen die Zuschnitte der Wahlkreise nach dem Zensus verändert, weil sich die Einwohnerzahlen geändert hatten. Auch der Finanzausgleich zwischen den Bundesländern wurde neu festgelegt. Seit dem letzten Zensus sind auch viele Menschen nach Deutschland eingewandert. Hier soll die neue Zählung Ergebnisse bringen, wo diese jetzt leben.