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Dachsanierung im Schloss Naundorf teurer

Als die Arbeiten begonnen hatten, zeigten sich mehr Schäden als erwartet und die Preise klettern allgemein. Dabei hat der Schlossherr Glück im Unglück.

Von Franz Herz
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Gießereichef Andreas Mannschatz (v.r.), bringt die Gussteile, die sein Betrieb aufgearbeitet hatte, ins Schloss Naundorf. Dort nehmen sie Schlossherr Konstantin Hermann und Raimund Kunze vom Helferverein entgegen.
Gießereichef Andreas Mannschatz (v.r.), bringt die Gussteile, die sein Betrieb aufgearbeitet hatte, ins Schloss Naundorf. Dort nehmen sie Schlossherr Konstantin Hermann und Raimund Kunze vom Helferverein entgegen. © Egbert Kamprath

Was viele Bauherren erleben, wenn sie ein altes Gebäude sanieren, passiert auch Konstantin Herrmann, dem Besitzer von Schloss Naundorf bei Schmiedeberg. Es kommt anders als er geplant hat. Zurzeit sind die Dachdecker und Zimmerleute der Firmen Göbel und Schmelzer aus Höckendorf und Colmnitz dabei, Dachstuhl und Dachdeckung im Schloss zu sanieren. Und sie stoßen auf manche Schäden, mit denen vorher niemand gerechnet hat, was zusätzliche Kosten verursacht.

Ein Glück, dass nie etwas passiert ist. Auf diesem verfaulten Balkenrest lagen Dielen. Die hätten leicht einmal durchbrechen können.
Ein Glück, dass nie etwas passiert ist. Auf diesem verfaulten Balkenrest lagen Dielen. Die hätten leicht einmal durchbrechen können. © Egbert Kamprath
Auf der Rückseite des Schlosses ist derzeit das Dach geöffnet.
Auf der Rückseite des Schlosses ist derzeit das Dach geöffnet. © Egbert Kamprath
Zimmerer Steffen Finsterbusch bringt die neue Schalung an, damit das Schlossdach wieder solide und regenfest wird.
Zimmerer Steffen Finsterbusch bringt die neue Schalung an, damit das Schlossdach wieder solide und regenfest wird. © Egbert Kamprath

Verfaulte Balken, mit denen niemand gerechnet hat

Dabei hat Herrmann noch Glück im Unglück, was die Entwicklung der Baupreise angeht. Diese steigen derzeit zwar enorm in die Höhe, aber er hat seine Aufträge noch zu den Bedingungen im alten Jahr vergeben. Dennoch sieht es jetzt so aus, dass er deutlich tiefer in die Tasche greifen muss. Herrmann und seine Helfer vom Verein Schloss Naundorf hatten eine Planung gemacht, mit der sie auch Fördergelder beim Landesamt für Denkmalschutz beantragt hatten. Demnach sollte die gesamte Dachsanierung rund 235.000 Euro kosten. Die Denkmalschutzbehörde unterstützt das Projekt mit 148.000 Euro Fördergeldern.

Aber die Dachsanierung wird teurer und aufwendiger. Während der Arbeiten sind etliche Schäden zutage getreten, die vorher niemand erwartet hat, verfaulte Balken beispielsweise.

Holz wird jetzt sorgsam verwendet

Die Handwerker bekommen auch die Holzknappheit zu spüren. Bauholz ist kaum noch zu bekommen, und wenn dann zu gesalzenen Preisen. „Jetzt wird manches Stück, das früher großzügig herausgesägt worden wäre, genau geprüft, ob es noch zu verwenden ist. Es kommt auch nicht gleich in den Ofen, sondern wird zur Seite gelegt“, beobachtet der Bauherr. Trotzdem rechnet er jetzt mit rund 300.000 Euro Kosten für die Dachsanierung. Der Betrag, um den es teurer wird als geplant, trägt er aus eigenen Geldern. Es führt auch kein Weg um diese Arbeiten herum. Solange das Dach nicht in Ordnung ist, hat es wenig Sinn im Inneren des Schlosses etwas zu sanieren oder neu zu gestalten.

Schmiedeberger Gießerei unterstützt die Schlosssanierung

Aber das Projekt in Naundorf wird von vielen Seiten unterstützt. Diese Hilfe trägt dazu bei, dass Herrmann weiter guten Mutes ist. So hat Raimund Kunze, sein Mithelfer im Schlossverein, Kontakt zur Schmiedeberger Gießerei aufgenommen, weil das Geländer des Balkons über dem Eingang aufgearbeitet werden musste. Gießereichef Andreas Mannschatz sagte zu, ließ die alten Gussteile in seinem Betrieb sandstrahlen und mit einer Rostschutzfarbe spritzen. „Ist doch klar, dass wir so ein Projekt unterstützen“, sagt er.

Es sind Gussteile, die aus den 1870er-Jahren stammen, als viel am Schloss erneuert wurde. Es gibt davon zwar Fotos, aber leider nur in Schwarz-Weiß. „Wie die Originalfarbe des Geländers war, wissen wir nicht“, sagt Herrmann. Er orientiert sich jetzt an der Arbeit des Naundorfer Heimatvereins, die den Pavillon Ottos Eck saniert haben und dort eine graue Farbe verwendet haben. „Dabei gab es ja eine Beratung vom Denkmalschutz.“

Die Sandsteinplatte des kleinen Balkons hat ein Steinmetz repariert. Jetzt suchen die Helfer vom Schlossverein einen Fachmann, der die Einzelteile des Geländers wieder zusammenschweißt. Der Balkon ist zwar klein. Aber er gehört zum historischen Gesicht des Schlosses, das Herrmann möglichst originalgetreu wiederherstellen will.

Alte Fotodokumente im Familienalbum aufgetaucht

Auch ideelle Unterstützung gibt es. So hängen jetzt im Schloss Abzüge von alten Fotos. „Da hat mich jemand angerufen, der hatte die im Familienalbum. Seine Eltern haben seinerzeit hier gearbeitet“, erzählt Kunze. Die Bilder zeigen den Bauzustand zu Beginn des vorigen Jahrhunderts, auch die Viehherde, die zu der Wirtschaft gehörte und vorbeigetrieben wurde, ist zu sehen. Konstantin Herrmann ließ Vergrößerungen von den Bildern anfertigen und zeigt sie jetzt auch bei Schlossführungen vor.

Er hofft, dass solche Veranstaltungen in Zukunft wieder möglich sind. Sein Wunsch wäre, dass das Parkfest, das die Naundorfer traditionell im August gefeiert haben, dieses Jahr wieder stattfinden kann. Zu diesem Anlass war seit 2017, seit Herrmann das Schloss besitzt, dieses auch immer geöffnet. Nach diesem Termin richtet sich auch der Zeitplan bei der Dachsanierung. Im Sommer, spätestens Ende Juli sollen die neuen Dachschiefer alle liegen. Danach wollen die Vereinsmitglieder in Eigenleistung die Dielenbretter wieder festnageln. „Das wird noch ein Stück Arbeit“, erwartet Kunze. Es ist aber Voraussetzung, dass auch wieder Gäste bei einer Führung durch die Etagen gehen können.

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