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Dippoldiswalde: Agrarbau-Unternehmen pleite

Der FF Agrarbau in Reinholdshain wurde ein Schaden auf einer Baustelle zum Verhängnis. Der Insolvenz-Verwalter ist optimistisch. Es geht weiter, nur anders.

Von Franz Herz
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Hier präsentierten Mike Denk (li.) und Eckart Fraustadt (re.) 2019 ihren neuen Spezialbeton für Silobau. Derzeit haben sie mit wirtschaftlichen Schwierigkeiten wegen eines Schadens an einem Silobau zu kämpfen.
Hier präsentierten Mike Denk (li.) und Eckart Fraustadt (re.) 2019 ihren neuen Spezialbeton für Silobau. Derzeit haben sie mit wirtschaftlichen Schwierigkeiten wegen eines Schadens an einem Silobau zu kämpfen. © Egbert Kamprath

Das Bauunternehmen FF Agrarbau GmbH mit Sitz im Gewerbegebiet Dippoldiswalde-Reinholdshain hat Insolvenz angemeldet, wie das Amtsgericht Dresden mitteilt. Zum Verwalter hat das Gericht den Dresdner Rechtsanwalt Ralf Hage von der Kanzlei Andres-Partner bestellt.

Probleme beim Bau eines Fahrsilos

Die Ursache für die Insolvenz liegt in einer Problembaustelle. FF Agrarbau ist, wie der Name schon sagt, spezialisiert auf die Errichtung von Silos, Ställen und anderen landwirtschaftlichen Anlagen. Nun gab es bei einem Großauftrag für ein Fahrsilo ein Problem, wie der Verwalter informiert. Die Baustelle wurde deswegen gestoppt. Das heißt einerseits, dass kein Geld mehr kommt. Andererseits ist die Baufirma mit Forderungen ihres Kunden, eines großen Agrarunternehmens, konfrontiert. Es bestand die Gefahr, dass das Baunternehmen zahlungsunfähig wird.

Betrieb läuft in Eigenverwaltung weiter

In dieser gefährlichen Situation mussten die Geschäftsführer, Eckart Fraustadt und Mike Denk, vergangenen Dezember Insolvenz anmelden. Seitdem haben die Geschäftsführer zusammen mit dem jetzigen Insolvenzverwalter und mit Rechtsanwalt Patrick Klawa von der Aderhold Rechtsanwaltsgesellschaft an einer Lösung gearbeitet, um den Betrieb weiterzuführen. Im Rahmen einer sogenannten Eigenverwaltung läuft der auch weiter.

Kleber-Heisserer nicht betroffen, kann aber helfen

Am 1. Februar hat das Gericht offiziell das Insolvenzverfahren eröffnet. Es betrifft direkt nur die FF Agrarbau. Zwei andere Unternehmen laufen auch unter der Regie von Fraustadt und Denk. Das ist die Kleber-Heisserer GmbH in Dippoldiswalde-Reinholdshain, die auf Ingenieurbauten spezialisiert ist. Sie ist zwar im gleichen Bürogebäude ansässig wie FF Agrarbau, läuft aber wirtschaftlich getrennt, wie Hage sagt, und ist von der Insolvenz nicht konkret betroffen. Das zweite Unternehmen ist die FF Agrarbeton GmbH & Co. KG, die in Schmiedeberg ein Betonfertigteilwerk betreibt. Auch das ist eigenständig, hat aber für Agrarbau gearbeitet.

50 Mitarbeiter wechseln zu Kleber-Heisserer

Das Ziel des Insolvenzverwalters ist jetzt, die Fachkräfte zu halten und den gesamten Geschäftsbetrieb unter dem Dach von Kleber-Heisserer weiterzuführen. Auch die Belegschaft der Agrarbau wechselt zu Kleber-Heisserer. Bei FF Agrarbau waren rund 50 Mitarbeiter beschäftigt, die gleiche Anzahl wie bei Kleber-Heisserer. Der Insolvenzverwalter spricht davon, dass er im Frühjahr eine Lösung vorstellen will, wie das Unternehmen insgesamt erhalten wird, wenn auch in veränderter Form.

Die FF Agrarbau könnte dabei unter das Dach von Kleber-Heiserer schlüpfen. Denn für Agrarbau ist es in der jetzigen Situation, mit dem laufenden Insolvenzverfahren im Nacken, äußerst schwierig, neue Aufträge heranzuholen. Eine „Agrar-Abteilung“ von Kleber-Heisserer, die in der Branche einen guten Ruf genießen, hätte dieses Problem nicht. Die Geschäftsführer geben keine Stellungnahme zu der aktuellen Situation ab. Sie verweisen auf den Insolvenzverwalter.

Einst als Maschinen- und Baufirma gegründet

Die FF Agrarbau ging aus der Firma Fraustadt und Fomm Agrartechnik in Altenberg hervor, die vorwiegend für die Landwirtschaft Maschinen und Bauten erstellte. 2009 haben die beiden Inhaber den Maschinenbau und das Bauunternehmen wirtschaftlich getrennt. Aus Letzterem entwickelte sich die FF Agrarbau mit Eckart Fraustadt als Geschäftsführer. 2011 stieg Mike Denk mit in die Geschäftsführung ein.

Die Agrarbau GmbH hat 2016 das Bauunternehmen Kleber-Heisserer von den Eigentümern gekauft, die in Ruhestand gegangen sind. Die FF Agrarbau ist daraufhin von Altenberg nach Reinholdshain in das Gebäude von Kleber-Heisserer umgezogen.

Vor allem im Agrarbau ist das Unternehmen deutschlandweit unterwegs, baut Biogasanlagen, Güllebehälter, Ställe, Hallen oder Silos. Sie wickelt Aufträge im Wert bis zu vier Millionen Euro ab. FF Agrarbau hat sich dabei auch viel Spezialwissen erworben. So hat das Unternehmen 2018 ein Patent bekommen für einen säurefesten Spezialbeton, der vor allem in landwirtschaftlichen Silos eingesetzt wird. Dort hält er den aggressiven Stoffen, die bei der Gärung entstehen, besser stand als herkömmlicher Beton.