SZ + Döbeln
Merken

Backstube statt Büro: Was einer jungen Frau an ihrem Handwerk gefällt

Celine Lange hat ihren Traumberuf gefunden. Als Konditorin kann sie kreativ sein. Das ist ein Vorteil. Es gibt aber auch einen Nachteil.

Von Cathrin Reichelt
 4 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Celine Lange steht kurz vor den Abschlussprüfungen. In der Bäckerei Körner in Großweitzschen erlernt sie den Beruf der Konditorin.
Celine Lange steht kurz vor den Abschlussprüfungen. In der Bäckerei Körner in Großweitzschen erlernt sie den Beruf der Konditorin. © SZ/DIetmar Thomas

Großweitzschen. Damit sie morgens um 4 Uhr an ihrem Arbeitsplatz steht, klingelt bei Celine Lange um 2.30 Uhr der Wecker. „Ich brauche morgens etwas länger“, sagt die angehende Konditorin schmunzelnd.

Und wenn sich andere am Abend zwischen 20 und 21 Uhr vor den Fernseher setzen oder zur Party aufbrechen, geht sie ins Bett.

Manchmal, meist freitags, durchbricht sie diesen Rhythmus. „Dann schlafe ich gleich nach der Arbeit drei Stunden, treffe mich anschließend mit Freunden und schlafe noch einmal drei Stunden bis ich zur Arbeit muss“, erzählt sie.

Der fehlende Schlaf wird am Samstag nachgeholt. Aber sie hat schnell gemerkt, auf Dauer geht das nicht. „Ausbildung ist wichtiger als Party“, erklärt die 19-Jährige.

An der Ausbildung hat sie nicht nur Spaß, sondern mit der Konditorin auch ihren Traumberuf gefunden. Dabei wusste die junge Colditzerin auch in der zehnten Klasse noch nicht, wo die berufliche Reise einmal hingehen soll. Ihr Vater hatte da wohl einen besseren Blick.

Die Kreativität ausleben

Schon als Fünfjährige hat Celine zum ersten Mal mit ihrer Mutter in der Küche gestanden und gebacken. Mit den Jahren wurde das zu ihrem Hobby. Und als Jugendliche wurde sie immer kreativer und hat ständig Neues ausprobiert.


Davon profitiert nicht nur die eigene Familie, die unter anderen jedes Jahr zu Weihnachten eine Weihnachtstorte bekommt. Für die Oma einer Freundin hat sie unlängst zum Beispiel eine Torte zur Goldenen Hochzeit kreiert.

„Mein Vati hat gesagt: Das machst Du gerne. Probier doch diese Richtung“, sagt Celine und ist nach wie vor überzeugt, dass es genau die richtige Entscheidung war. Das erste Ausbildungsjahr absolvierte sie in einer Firma, in der es ihr nicht wirklich gefallen hat.

Mit dem zweiten Lehrjahr wechselte sie in die Bäckerei Körner in Großweitzschen. Dort ist sie angekommen und fühlt sich angenommen.

„Beim Ausgarnieren und Dekorieren von Torten kann ich meine Kreativität ausleben“, meint Celine. Auch das Backen lernt sie. Nicht immer muss sie sich an Vorgaben halten. „Die Kollegen in der Kondi lassen mich auch ausprobieren“, erzählt sie mit leuchtenden Augen.

Besonderen Spaß haben ihr im vergangenen Jahr die Torten zum Schulanfang in Form einer Schultüte gemacht, die mit Schokoladenstiften und Marzipan-Radiergummis dekoriert wurden. Gern würde die 19-Jährige sich mal an einer Hochzeitstorte probieren. „Aber das ist sehr anspruchsvoll“, sagt sie selbst.

Und ist schon einmal etwas richtig schiefgegangen? Ja, auch das gehört dazu. Vor Ostern sollte Celine Marienkäfer aus Baumkuchen mit Schokolade überziehen. „Die hat aber nicht in der Form gehalten“, erzählt die junge Frau.

Vorbereitung auf Prüfungen

Das liegt jedoch schon fast ein Jahr zurück. Inzwischen ist Celine Lange im dritten Lehrjahr und bereitet sich auf die Prüfungen vor. Zu einem bestimmten Thema muss sie dann eine dreistöckige Torte oder Pralinen herstellen.

Das Thema wird etwa acht Wochen zuvor bekannt gegeben, sodass sie genügend Zeit hat, ihrer Fantasie und Kreativität freien Lauf zu lassen.

Junge Leute, die vor der Berufswahl stehen, schauen heutzutage nicht zuerst nach einem Job im Handwerk. In der Abschlussklasse von Celine Lange war das nicht anders.

  • Sie haben Hinweise, Kritik oder Lob? Dann schreiben Sie uns per E-Mail an [email protected]

Etwa fünf Prozent ihrer Klassenkameraden hätten eine Ausbildung in einem Handwerksberuf begonnen, schätzt die 19-Jährige. Einige seien in die Landwirtschaft gegangen, andere drücken für das Abitur weiter die Schulbank.

Celine würde sich jederzeit wieder für ihren Traumberuf entscheiden, auch wenn der manchmal körperlich anstrengend ist, ungewöhnliche Arbeitszeiten hat und auch der Sonnabend nicht immer arbeitsfrei ist.

Wenn sie den Gesellenbrief in der Tasche hat, möchte die junge Frau noch einige Jahre Berufserfahrung sammeln, hat aber auch schon die Weiterbildung zum Meister im Blick.

60 Prozent weniger Bewerber

„Die Leute wollen Qualität und das Besondere, aber keiner will es machen“, sagt Franziska Seyffarth, Geschäftsführerin der Bäckerei Körner. Sie freut sich über die engagierte Auszubildende, denn die Bewerbungen sind in den vergangenen Jahren um etwa 60 Prozent zurückgegangen.

Junge Leute können in dem Unternehmen Bäcker, Konditor und Verkäufer lernen. „Aber es ist schwierig, passende Interessenten zu finden“, so Franziska Seyffarth. Etwa 80 Prozent seien in der Bäckerei Handarbeit.

„Und für jemanden, der kreativ ist und sieht, was er macht, kann das die Erfüllung sein“, meint die Chefin. In den Jobs könne man auch selbstständig entscheiden, mal nach rechts und links schauen und sich motivieren lassen. Es sei schade, dass die Berufe nicht mehr die Wertschätzung erfahren, die sie verdienten.

Wer sich nicht sicher ist, ob der angestrebte Beruf der richtige ist, könne die Bäckerei auch als Praktikant kennenlernen. „Im vergangenen Winter hatten wir sehr gute junge Leute und hoffen, dass sie für eine Ausbildung zurückkommen“, sagt Franziska Seyffarth. „Denn Bäcker und Konditor sind schöne Handwerksberufe.“