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Barrierefreie Fahrt von Döbeln nach Chemnitz

Ab Februar fährt die RB 45 von Gleis 3 statt von Gleis 4. Aber auch an anderen Stellen gibt es am Döbelner Bahnhof Probleme mit der Barrierefreiheit, zum Beispiel an den Ticketautomaten.

Von Lea Heilmann
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Ab Februar hält der RB 45 in Richtung Chemnitz am Gleis 3 und nicht mehr an Gleis 4. Dadurch können auch Rollstuhlfahrer ohne Probleme einsteigen.
Ab Februar hält der RB 45 in Richtung Chemnitz am Gleis 3 und nicht mehr an Gleis 4. Dadurch können auch Rollstuhlfahrer ohne Probleme einsteigen. © SZ/DIetmar Thomas

Döbeln. Für Menschen im Rollstuhl, oder solche, die nicht gut zu Fuß sind, ist es beinahe unmöglich von Döbeln den Zug nach Chemnitz zu nehmen. Denn dieser fährt von Gleis Vier ab. Das ist jedoch nur über Treppen zu erreichen. „Da kann man nur einen Kran bestellen“, sagte Beatrice Neumann beim Treffen des Arbeitskreises „ÖPNV für alle“ vom Sozialverband VdK Sachsen.

Doch ab Februar ist eine Besserung in Sicht: „Um auch in Richtung Chemnitz einen barrierefreien Zugang zu unseren Zügen zu gewähren, haben wir den Fahrweg der Linie RB 45 über Gleis N1 gelegt“, teilte die Mitteldeutsche Regiobahn (MRB) mit. Das entspricht laut Bahnhofsplan dem Gleis am Bahnsteig 3. Diese Änderung soll ab dem 1. Februar gelten.

Bahnhof-Modernisierung startet erst in sieben Jahren

Das ist aber nicht die einzige Schwierigkeit am Döbelner Hauptbahnhof beim Thema Barrierefreiheit. Ein fehlendes Leitsystem oder der gepflasterte Vorplatz, der den Weg für gehbehinderte Menschen erschwert, sind weitere Probleme.

Am Bahnhof muss einiges gemacht werden. Projektleiter Michael Thriemer betonte, dass der aktuelle Zustand ein riesiges Problem sei. „Aber das lässt sich nicht heute oder morgen lösen“, sagte er. Allerdings besteht für die nächsten Jahre Hoffnung, denn die Deutsche Bahn will die Bahnanlagen modernisieren.

Wie ein Bahnsprecher im April gegenüber dem Döbelner Anzeiger mitteilte, sei der Baubeginn für 2031 geplant. Während der zwei Jahre Bauzeit sollen die Bahnsteige erneuert werden, außerdem sind vier Aufzüge geplant.

Aber auch abseits von barrierefreien Zugängen sehen die Mitglieder des Arbeitskreises ein weiteres Problem: die Ticketautomaten. „Bei vielen ist das Display schlecht beleuchtet, die Schrift ist klein und es gibt keine Sprachausgabe“, sagte Beatrice Neumann.

Ticketautomaten entsprechen den Normen

Wie ein Sprecher der MRB mitteilte, sind die Ticketautomaten verkehrsvertragskonform und insofern zum Teil barrierefrei. Die Automaten entsprächen der vorgegebenen Standardhöhe, so dass sie Rollstuhlfahrer problemlos nutzen können. „Es gibt keine technische Option zu einer Umstellung auf leichte Sprache oder vergrößerter Schrift“, heißt es weiter.

Auch Sprachmodule seien nicht eingebaut. Eine Aufrüstung der Automaten ist aktuell nicht vorgesehen. In den vergangenen Jahren hat die Deutsche Bahn, die zwar in Döbeln keine Automaten betreibt, dafür aber beispielsweise in Chemnitz, Dresden oder Leipzig, ihre Automaten aufgerüstet.

„Beispielsweise befinden sich bei unseren modernen Automaten die Ausgabeschale sowie die Tasten maximal 110 Zentimeter über dem Boden, die Anzeigen in einer maximalen Höhe von 140 Zentimetern“, sagte Jörg Böhnisch, DB-Pressesprecher für Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Außerdem seien die Tasten mit fühlbaren Braille-Zeichen für sehbehinderte Menschen versehen. Die Maßnahmen entsprächen den geltenden EU-Richtlinien.

Auch die digitale Benutzeroberfläche wurde so angelegt, dass sie sehbeeinträchtigte und ältere Menschen einfach bedienen können, teilte Böhnisch mit. Wie die Ticketautomaten gestaltet werden, dass entscheiden die Bundesländer, die den öffentlichen Nahverkehr bestellen. Einer, der auf barrierefreie Automaten angewiesen ist, ist Wolfgang Brandt aus Hartha. Durch seine Augenkrankheit hat er kaum noch Sehkraft.

Zugpersonal im Umgang mit Schwerbehindertenausweis geschult

Er ist jedoch beim Zugfahren oft darauf angewiesen, beim Schaffner das Ticket zu kaufen. Nicht immer hat er dabei gute Erfahrungen gemacht. „Manchmal haben sie Verständnis dafür und manchmal muss ich 60 Euro bezahlen“, sagte er.

Laut MRB und DB ist ein Ticketkauf bei den Schaffnern ohne Aufpreis möglich – wenn Personen einen Schwerbehindertenausweis vorzeigen können. „Unsere Mitarbeiter sind entsprechend geschult und bieten auf Nachfrage und Wunsch auch selbstverständlich Unterstützung an“, so die MRB. Das bestätigt auch Böhnisch.

Nach dem Kauf eines DB-Tickets erhalten Fahrgäste mit Schwerbehindertenausweis einen Beleg, der nicht nur das Ticket, sondern auch Informationen zur Bezahlung beinhaltet. „So können sie ihre Rechnung im Nachgang per Überweisung, Klarna oder Paypal oder in den DB Reisezentren begleichen“, so der Sprecher.

Mit dem Schwerbehindertenausweis es auch möglich, die „Wertmarke mit Beiblatt“ zu beantragen, sagte Michael Thriemer. Das Beiblatt kann als Fahrschein im öffentlichen Personennahverkehr genutzt werden. Für manche wird dafür jedoch ein Jahresbeitrag fällig.

Das Beiblatt können Personen aus Mittelsachsen beim Referat Schwerbehindertenrecht und Landesblindengeld des Landratsamtes Mittelsachsen beantragen. Wenn der Schwerbehindertenausweis das Merkzeichen B für Begleitperson enthält, ist es auch möglich, eine Begleitperson kostenfrei im Nah- und Fernverkehr mitzunehmen. Die kostenlose Beförderung gilt allerdings nur für den Nahverkehr. Für Fahrten im Fernverkehr gelte weiterhin die Ticketpflicht.