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Begehrte Biertulpen

Monika Gerstner hat noch drei Biergläser vom Döbelner Heimatfest 1981 im Schrank. Die haben einiges ausgehalten.

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Monika Gerstner hat in ihrem Schrank noch drei Biertulpen, die zur 1.000-Jahr-Feier herausgegeben wurden.
Monika Gerstner hat in ihrem Schrank noch drei Biertulpen, die zur 1.000-Jahr-Feier herausgegeben wurden. © Dagmar Doms-Berger

Von Dagmar Doms-Berger

Döbeln. Monika Gerstner war eine von vielen Menschen, die in der Vorbereitung des Stadtfestes zur 1000-Jahr-Feier Döbelns aktiv eingebunden war. Als die langjährige Leserin des Döbelner Anzeigers vor wenigen Tagen den Aufruf im Zusammenhang mit dem großen Stadtfest 1981 las, meldete sie sich spontan.

Die Betriebe stellten damals Mitarbeiter für die Vorbereitung des Festes von der Arbeit frei. Das war so geregelt. Die heute 78-Jährige arbeitete bei der staatlichen Versicherung. Sie war gemeinsam mit drei weiteren Döbelnern dafür eingeteilt, Souvenirs, die aus den einzelnen Betrieben angeliefert wurden, auf die einzelnen Geschäfte und für die Tombola zu verteilen. „Wir haben unten im Rathaus gearbeitet“, sagt sie. Etwa für vier Wochen.

Massenhaft Kisten aufgestapelt

Sie kann sich noch an die vielen Kartons erinnern. „Es waren massenhaft Kisten, die sich dort stapelten.“, Vieles, was man normalerweise nicht in den Regalen fand, kam dort zusammen. Darunter Porzellanteller, Tassen, Flaschenöffner, Seife und Gläser waren begehrte Dinge. „Die haben sich das was kosten lassen“, so die 78-Jährige. Die Biertulpen seien sehr begehrt gewesen. Die waren knapp und nicht immer zu bekommen. Die besonderen Gläser eigneten sich auch, um sie gegen andere Erzeugnisse einzutauschen.

Drei Biertulpen stehen auch noch im Schrank von Monika Gerstner. Jede mit einem anderen Motiv versehen: mit Wappen, Stiefel und Rathaus. Drei Umzüge hätten die Gläser überstanden, sagt sie. Und sie sähen noch tadellos aus. Nichts sei abgesplittert. Als sie die Gläser hinstellt, kommt ihre Nachbarin Marion Hennig auf die Terrasse. Auch sie hat eine Verbindung zur 1000-Jahr-Feier 1981. Sie arbeitete damals in der PGH Tischler. „Wir haben am Bahnhof Eintrittskarten an die Gäste verkauft, die mit dem Zug anreisten“, erzählt sie.

Tochter zum Festwochenende krank

Vom eigentlichen Stadtfest hat Monika Gerstner nicht viel mitbekommen. „Ich war beim Losverkauf eingespannt“, sagt sie. Außerdem war ihre Tochter zum Stadtfestwochenende krank geworden. Ihre Tochter war in der Gymnastikgruppe. Wochenlang hatten die Mädchen ein Programm einstudiert.

Doch ausgerechnet zum Festwochenende lag sie mit einer Angina im Bett. In Erinnerung ist ihr nur, dass es am Festsonntag, 28. Juni 1981, extrem heiß war. Als sich der große Festumzug durch die Stadt schlängelte, seien viele Leute unterwegs gewesen.

Festumzug ist Höhepunkt

Der Festumzug war, wie heute auch, der Höhepunkt. Dieser umfasste 43 Themen in 19 Komplexen. Inhaltlich fasste der Umzug einen Bogen, der mit der Entwicklung Döbelns von 981 begann, die großen Themen wie die Darstellung der „Großen Sozialistischen Oktoberrevolution 1917“, die „Antifaschistisch-Demokratische Umgestaltung“ und die „Sozialistische Umgestaltung der Landwirtschaft“ darstellte und mit einem Ausblick endete: „Mit neuen Initiativen – Vorwärts bei der Erfüllung der Beschlüsse des Parteitages der SED“.

Das geht aus der Festbroschüre hervor, die Journalist Reinhard Kästner, inzwischen im Ruhestand, gut verwahrt und als Erinnerung aufgehoben hat. Er arbeitete damals als Redakteur bei der Leipziger Volkszeitung. Im Vorwort zum Festumzug finden sich folgender Satz: „Der Festumzug manifestiert unsere Gewissheit, zu den Siegern der Geschichte zu gehören“.

Geschichten gesucht

Zur 1.000-Jahr-Feier in Döbeln gab es viele Souvenirs – Gläser, Flaschenöffner, Seife – oft hergestellt von Döbelner Betrieben. Haben Sie solche Erinnerungsstücke in Ihrem Besitz und können Sie eine Geschichte dazu erzählen? Wenn ja, melden Sie sich beim Döbelner Anzeiger unter Tel. 03431 719413 oder unter der E-Mail-Adresse [email protected]

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