Grünlichtenberg. Das Interesse an der Talsperre Kriebstein und deren Geschichte ist riesengroß. Das kann Michael Kreskowsky, Historiker und Museumsführer, mit Fug und Recht behaupten. Etwa 20 Vorträge zu dem Thema hat er schon gehalten – vor Corona. „Da waren jeweils rund 100 Besucher da.“
So etwas geht derzeit wegen der Pandemie-Einschränkungen gar nicht. Trotzdem hat Michael Kreskowsky in der Kirche Grünlichtenberg jetzt eine Fotoausstellung aufgebaut, die „corona-konform“ besucht werden kann. Nur mit schriftlicher oder telefonischer Anmeldung dürfen die Besucher hinein. „Die Kirche ist groß, Mindestabstände können hier eingehalten werden. Und ich achte darauf, dass nicht zu viele Besucher gleichzeitig da sind“, so der Grünlichtenberger.
Die Bilder, die in der Ausstellung zu sehen sind, stammen zum Großteil aus der Sammlung von Matthias Löwe. Aber auch Kreskowsky selbst hat zahlreiche Dokumente beigesteuert. „Anwohner, die keine Nachkommen haben, stellen mir häufig ihre Erinnerungsfotos zur Verfügung“, erzählt er. Es sei schon vorgekommen, dass ein Beutel mit einem Fotoalbum an seiner Haustür hing.
Lauenhainer Mühle musste der Staumauer weichen
Besonders interessant ist die Entwicklung rund um die Lauenhainer Mühle. Um Platz für den Stausee zu bekommen, musste sie weichen. Bis auf das Fundament wurde sie abgetragen. „Das ist heute etwa zwei Meter unter Wasser“, so Kreskowsky.
Auch der alte Mühlgraben kommt zum Vorschein, sollte der Stausee wegen der Sanierungsarbeiten an der Staumauer abgelassen werden müssen. Die Arbeiten zur Erneuerung der Grundablässe, die sich an der Talsohle der Mauer befinden, waren eigentlich schon für 2020 geplant. Der private Eigentümer musste sie aber verschieben.
Neben Lauenhain finden sich auch alle anderen Anrainer-Orte der Talsperre Kriebstein in der Fotoausstellung wieder. Auch der Bau der Staumauer von 1927 bis 1929 wird ausführlich dokumentiert.
Schon früher ein beliebtes Ausflugsziel
Dass die Talsperre schon immer ein beliebtes Ausflugsziel war, zeigen Fotografien von zahlreichen Autos auf dem Parkplatz. „Dabei gab es ja zu dieser Zeit noch gar nicht so viele Fahrzeuge“, sagt Kreskowsky. Bilder von Wanderwegen rund um den Stausee, Ausblicke und Blickwinkel, die von den Wanderern erhascht werden können und die Gaststätten, Bootsanlegestellen und Kioske sind ebenfalls auf den Bildern zu sehen.
Keine Dokumente gibt es nach dem Wissen von Michael Kreskowsky dagegen von der mit Tarnnetzen abgedeckten Staumauer aus der Zeit des Krieges. „Es ist mehrfach vorgekommen, dass die Alliierten Staudämme gesprengt und so Ortschaften überflutet haben“, sagt Kreskowky. „Wäre das hier passiert, wäre Kriebstein unter Wasser gewesen.“
Auch Freunde alter Filme kommen auf ihre Kosten. Kreskowsky zeigt auf einige Film-Plakate. „Weißes Blut“ oder „Dr. Schlüter“ sind an der Talsperre Kriebstein gedreht worden. Für die Serie „Ein Zimmer mit Ausblick“ wurde der Bodensee sogar nach Mittelsachsen verlegt. „Die Szenen am See sind an der Talsperre Kriebstein gedreht worden“, so Kreskowsky.
Anmeldung zum Besuch der Ausstellung sind unter Tel. 034327/92932 oder per E-Mail unter [email protected] möglich.
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